Es ist richtig, daß ihr Hunger nach Leben, nach vollem Leben habt. Gerade dazu seid ihr jung. Aber worin besteht das Leben? Was ist der Sinn des Lebens und auf welche Weise verwirklicht man es am besten?
Der christliche Glaube stellt ein enges Band zwischen der Liebe und dem Leben her. Im Johannesevangelium lesen wir: “Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.” (Joh 3,16)
Die Liebe Gottes bringt uns zum Leben, und diese Liebe und dieses Leben werden Wirklichkeit in Jesus Christus. Er ist die Mensch gewordene Liebe des Vaters; in ihm “erschien die Güte und Menschenliebe Gottes, unseres Retters.” (Tit 3,4)
Christus, liebe Jugendliche, ist also der einzige kompetente Gesprächspartner, dem ihr die wesentlichen Fragen über den Wert und den Sinn des Lebens vorlegen könnt: nicht nur des gesunden und glücklichen Lebens, sondern auch des vom Leiden belasteten Lebens, wenn es von körperlicher Behinderung oder von familiären oder gesellschaftlichen
Schwierigkeiten gezeichnet ist. Ja, Christus ist der einzige kompetente Gesprächspartner auch für die dramatischen Fragen, die man mehr mit Seufzern als mit Worten formulieren
kann. Ihn fragt, ihm hört zu!
Der Sinn des Lebens, so wird er euch sagen, liegt in der Liebe. Nur wer zu lieben versteht bis zur Selbstvergessenheit, um sich dem Bruder hinzugeben, verwirklicht voll sein eigenes Leben und bringt im höchsten Grade den Wert der eigenen irdischen Existenz zum Ausdruck. Das ist das im Evangelium enthaltene Paradoxon vom Leben, das man rettet, wenn man sich verliert, ein Paradoxon, das seine volle Klarheit im Geheimnis Christi findet, der für uns gestorben und auferstanden ist.
Aus der Ansprache des Papstes Johannes Paul II bei der Begegnung mit der Jugend am Monte del Gozo in Santiago de Compostela