VISION 20004/1992
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Liebe Leser

Artikel drucken Vision von Vision 2000 (Christof Gaspari)

Mehrere Leserbriefe haben sich diesmal ausführlich mit der grundsätzlichen Linie von VISION 2000 auseinandergesetzt: Ein Anlaß, daß wir uns zu unserer Vision von
VISION 2000 äußern.

Wir beschäftigten uns zu sehr mit “den Auswirkungen der Gottferne”, analysierten zu viel daran herum und verlören dabei Jesus Christus aus den Augen, so lautet eine der kritischen Anmerkungen (siehe Leserbriefe). Hier wird eine wichtige Frage aufgeworfen: Inwieweit sollen wir uns überhaupt mit der Situation der Welt beschäftigen?

Unsere Antwort: Wir wollen Mut zu einem Leben mit Jesus Christus in unserer Zeit machen. Wir wollen nach christlichen Wegen in der heutigen Welt suchen.
Und das erfordert beides: Einerseits auf Jesus Christus und die Lehre der Kirche, andererseits aber auch auf die Welt, in der wir leben, zu schauen.

Dabei das richtige Maß zu finden, ist natürlich eine Gratwanderung, bei der es schon leicht passieren kann, daß man sich zu sehr vom weltlichen Geschehen ablenken läßt. Aber weitgehend vom Umfeld absehen - das wollen wir keinesfalls. Der Kirche wird ja oft genug vorgeworfen, sie agiere im luftleeren Raum, ohne Berücksichtigung der Lebenssituation der Menschen. Das wollen wir vermeiden,

Es wird uns andererseits ja vorgehalten, wir träumten von “einer gottgefälligen Welt”, Diese Feststellung erlaubt uns eine weitere Klarstellung: Gott hat sicher Gefallen an dieser Welt, insofern sie Sich als Sein Werk darstellt, von dem Er am Ende der Schöpfung sagen konnte, es sei sehr gut gelungen.

Keineswegs gottgefällig ist aber all das, was sich in derselben Welt als Werk des Satans eingestellt hat, als Folge der Sünde. Es gibt auch die abgefallene Welt. Wir leben mitten in ihr, werden von ihr geprägt - auch und gerade nach 2000 Jahren Christentum.

Worum es uns geht, ist nicht die Welt als gottgefällig schönzufärben, sondern das Gottgefällige in ihr aufzuzeigen und hervorzuheben, zu zeigen, daß Gott
gerade auch in unserer so vielfach bedrohten Zeit mächtig am Werk ist.

Dabei dürfen wir aber die vielen bedrohlichen Schatten keinesfalls übersehen. In den Seligpreisungen werden wir aufgefordert, dem Elend und den Mißständen dieser Welt gegenüber nicht gleichgültig zu bleiben: Selig die Trauernden (Mt 5,4), selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit (Mt 5,6).

Daher weiß ich auch nicht so recht, was wir mit der Aufforderung anfangen sollen, mehr Weltoffenheit an den Tag zu legen. Die Situation der Welt möglichst unvoreingenommen
zu betrachten - das ist sicher richtig. Aber darüber hinaus bedarf es doch auch einer Bewertung aus der Sicht des Glaubens. Und die darf - und muß doch wohl - immer wieder klar und eindeutig ablehnend ausfallen dürfen.

Wir bemühen uns dabei ganz bewußt, die kritische Auseinandersetzung auf sachlicher Ebene zu suchen, und wir verzichten darauf, Personen anzugreifen. Letzteres verführt nur allzu leicht zur Lieblosigkeit, Aber die vielen, unser Überleben gefährdenden, ideologischen Manipulationen wollen wir weiter beim Namen nennen.

Man spüre in letzter Zeit zu wenig den Geist des Gebetes in unserer Zeitschrift: Diese Feststellung von Harald Schuller wiegt wohl am schwersten. Dazu ist zu sagen, daß wir VISION 2000 bewußt aus dem Gebet gestalten. Aber wer kann schon sagen, er bete genug? Wir wollen es uns jedenfalls aufgrund des Briefes neu vornehmen. Und:
Dürfen wir Sie, liebe Leser, bitten, uns auch mit Ihrem Gebet kräftig zu unterstützen?

Damit verabschiede ich mich für diesmal von Ihnen, liebe Leser, um nach einem heißen Sommer in Wien endlich auf Urlaub zu gehen.

Auf ein Wiedersehen im November freut sich Ihr

Christof Gaspari

 

 

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