VISION 20001/1994
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Sie sind vom Sex enttäuscht

Artikel drucken (Gilberte-Dominique Villard)

Man spricht heute viel von sexueller Betätigung in der frühesten Jugend, das stimmt. Aber ich weiß aus vertraulichen Gesprächen, daß dies nur ganz selten gut geht.
Im allgemeinen sind die Jungen schrecklich enttäuscht. Sie haben ja noch keinen entwickelten Sinn für das Teilen, für den anderen. Sie sind noch viel zu selbstbezogen, um einen Liebesakt erleben zu können. Und daher die Enttäuschung. Ich erinnere mich an ein 15jähriges Mädchen, das mir gesagt hat: " Und nur deswegen wird so viel Tamtam gemacht!"

Viele leiden noch lang

Diese Erfahrung hinterläßt einen Überdruß, eine Abscheu, die sie lange verfolgen können. Ich betreue einige Frauen - mittlerweile
Erwachsene -, die davon geprägt bleiben.
Eltern müssen ihren Kindern wieder beibringen, ihren Körper hochzuschätzen, von ihm wie von einem außergewöhnlichen Geschenk,
das man achten soll, zu sprechen. Auf den man etwas hält. Wenn man ihn aber so banalisiert, wie das heute geschieht, wenn man ihn beliebig verwendet, wo bleibt dann die Freude am Körper?
Wenn der Körper, Ort der Freude in der sexuellen Umarmung, banalisiert wird, dann bleibt kein Raum für eine Glückserfahrung. Was
man jedem hingibt, daran ist einem nicht wirklich gelegen.

Gilberte-Dominique Villard, Psychologin, in einem Interview in Famille Chrétienne vom 11.11.1993

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