Wir haben lange überlegt: Sollen wir die Frage nach dem EU-Beitritt Österreichs zum Schwerpunkt machen? Werden uns nicht viele Leser unser Engagement übel nehmen? Daß wir die Frage dann doch aufgegriffen haben, ist darauf zurückzuführen, daß so viele uns dazu ermuntert haben. Es herrscht ja gerade bei dieser wichtigen Entscheidung so viel Ratlosigkeit - auch wegen der offensichtlich einseitigen Informationskampagne der Regierung.
Offenkundig ist jedenfalls: Die Frage nach Österreichs EU-Beitritt hat weit über die Tagespolitik hinaus Bedeutung. Hier wird die Frage aufgeworfen: Welches Europa erhoffen wir uns? Das muß doch die Zeitschrift VISION 2000 herausfordern!
Noch etwas wollten wir unbedingt hier zur Sprache bringen:
Mit dem Tod von Weihbischof Florian Kuntner haben wir einen langjährigen Freund verloren. Kennengelernt haben wir ihn, als er eben zum Bischofsvikar für das Vikariat Süd bestellt worden war. Gerne erinnern wir uns an seine natürliche, fröhliche Art. Unbeschwert und herzlich ist er auf die Menschen zugegangen.
Wir haben gemeinsam mit ihm und Freunden über Möglichkeiten eines einfacheren Lebens nachgedacht. Er hat uns auf unsere Verantwortung für die verfolgten Christen aufmerksam gemacht und uns entdecken gelehrt, welchen Schatz sie für die Kirche darstellen.
Lange Jahre hindurch hat er uns, eine Freundesrunde, Dienstag nach der Morgenmesse im Wiener Dom, in seine Wohnung zu einem köstlichen Frühstück eingeladen, dessen kulinarischer Höhepunkt oft ein selbstgemachter Apfel- oder Orangenstrudel gewesen ist. Unsere gemeinsame Freundschaft zu Jesus Christus hat es auch vertragen, daß wir in manchen Fragen unterschiedliche Sichtweisen hatten. Daraus haben sich interessante Gespräche entwickelt.
Besonders gerne erinnere ich mich an folgende Begebenheit: Bischof Kuntner hatte mich beauftragt, eine Stunde über "Zeichen der Zeit" zu erarbeiten. Ihr Ergebnis: Rein weltliche Mittel versagen in der heutigen Krise offensichtlich.
Wir müßten alle Hoffnung auf die Erneuerung der Kirche richten. Darüber haben wir länger gesprochen und nachgedacht.
Dann stand die Frage im Raum: Was tun? Die Antwort: Umkehren.
„Gut, sagte der Bischof, dann sollten aber wir beide heute damit anfangen ...“