Eine Gemeinsamkeit mit Gabriele Kuby ist mir gleich sehr angenehm bei unserem ersten Zusammentreffen aufgefallen: Wir gehören zu den Müttern, die immer Fotos ihrer Kinder mit sich herumtragen und auch gerne herzeigen. Ein gemeinsames gemütliches Frühstück, bei dem ich die attraktive, große und auf Anhieb sympathische Frau ein wenig kennenlerne, geht dem Interview voraus.
Nicht erst bei diesem Gespräch beeindruckt sie mich durch die klare und präzise Art, mit der sie ohne Umschweife über die Zeit vor ihrer Bekehrung spricht. Schon bei ihrem Vortrag in der katholischen Hochschulgemeinde am Vortag erwies sich die erst 1997 in die Katholische Kirche eingetretene Frau als engagierte Verfechterin und mutige Bekennerin des Glaubens. Diesen Mut mußte sie wohl als Konvertitin aus der Welt der Esoterik und des New Age, wo die Kirche ein Ärgernis ist, in ganz besonderem Maß einüben. Man merkt ihr an, daß sie gern Zeugnis gibt.
Geboren in Konstanz, wächst sie in Weilheim in Oberbayern als eine von fünf Geschwistern auf. Die Kinder sind nicht getauft, bis eines Tages die kleine Gabriele weinend ihre Mutter fragt, ob sie denn in den Himmel kommen könne, selbst wenn sie nicht getauft sei. Daraufhin werden alle fünf Kinder evangelisch getauft.
Im Laufe des Gesprächs kann ich heraushören, daß sie in ihrer Kindheit mehr liebevolle Nähe und Geborgenheit durch die Eltern gebraucht hätte. Das Bedürfnis danach begleitet sie bis ins Erwachsenenalter und belastet die Familienbeziehungen.
Nach der Taufe gibt es im Glauben keinerlei weitere Unterweisung. Und so ist es weiter kein Wunder, daß die junge Studentin während des Soziologiestudiums in Berlin wieder aus der Kirche austritt. In der Studentenbewegung, zu der sie stößt, ist Kirche ja auch wirklich kein Thema. Ein Semester lang ist die Studentin auch politische Referentin.
Gabriele Kuby erzählt, was die Studenten damals dachten: Die bürgerliche Kleinfamilie sah man als überholt an, ebenso die Ehe, man stellte die Eigentumsverhältnisse in Frage und rüttelte an den religiösen Festen. Und die Sexualität wird “befreit"! - nicht zur Liebe, wie sie betont, sondern zur hemmungslosen Begierde, die schließlich kriminell wird. Das Ergebnis heute: Über 300.000 sexuell mißbrauchte Kinder in Deutschland und jährlich ebenso viele Abtreibungen.
Ihr Studium beendet Gabriele in Konstanz, um dann sozialwissenschaftliche Planerin in Bremen zu werden. Das Milieu, in dem sie sich bewegt, ist links orientiert, macht sie aber nicht glücklich. So beschließt sie eines Tages - wir schreiben 1972 - der Universität den Rücken zu kehren und per Autostop nach Spanien zu reisen. Obwohl sie damals nicht bewußt auf der Suche nach Gott ist, schickt ihr der Herr ein Zeichen: einen Sonnenuntergang, der ihr tief ins Herz leuchtet und in ihr die Sicherheit erwachen läßt, daß es eine göttliche Dimension gibt.
Von da an begibt sie sich auf die Suche nach dieser Dimension. Sie beginnt bei einer ehemaligen Lehrerin, die sich mit I-Ging, dem chinesischen Buch der Weisheit, befaßt. Wenig später hat sie ein weiteres Erlebnis im Ferienhaus der Familie in Kroatien: Auf das Meer blickend hört sie Beethovens Klaviersonate Opus 111 - und plötzlich ist es ihr, als würden ihre Augen neu sehen. Staunend betrachtet sie die Landschaft, die sie seit langem kennt. Erst jetzt entdeckt sie deren Schönheit. Auch ist da plötzlich eine neue Tiefendimension des Verstehens, des Erkennens und die Überzeugung, sie werde nie wieder unglücklich sein können.
Dieser Zustand dauert noch an, als sie für sechs Monate am Fließband in München arbeitet - um selbst zu erleben, wovon sie als politisch engagierte Studentin gern gesprochen hat. Schlimm ist dann aber der Tag, an dem sie feststellt, daß dieser wunderbare Zustand plötzlich beendet ist. Die Welt wird wieder grau.
Die esoterische Suche geht weiter: Es folgen zwei Jahre in einer englischen Akademie für innere Arbeit nach der Lehre von Gurdjeff. Dort wird - wie sie mir erklärt - “eine Art Gymnastik in der geistigen Welt" betrieben: “Ausgeflippte Meditationsübungen, spirituelle Tänze, genannt “movements", Selbstbeobachtung, intensive, innere Übungen, eine spirituelle Lehre, die jedoch nicht zu Christus führt, obwohl wir sogar die Bergpredigt bei der Gartenarbeit auswendig gelernt haben" Von Jesus selbst redete man nicht. Vielmehr vermischte man viele Elemente der christlichen Kultur mit anderen Ansätzen und Praktiken, erkennt sie heute. Zwei Jahre bleibt sie an der Gurdjieff Akademie.
Zu ihrer Freude bekommt sie 1977 einen Auftrag der Zeitschrift “GEO" über spirituelle Kommunen in den USA zu berichten. Das kam ihrer Suche nach dem Göttlichen sehr entgegen. In den verschiedenen sektiererischen Gemeinschaften gerät sie in das New Age Fahrwasser: Alle Religionen sind gleich gut, der Glaube an die Reinkarnation ist selbstverständlich, jeder Mensch ist selbst Teil des Göttlichen und muß sich selbst verwirklichen... Dazu gibt es jede Menge von Kursen und Methoden.
Die junge Journalistin ist zunächst begeistert von diesen Kommunen, vor allem von den Sufis. Sechs Wochen bleibt sie bei ihnen. Doch auch die Zen-Gemeinschaft in San Franciso gefällt ihr gut. Sie lächelt mich an und sagt: “Ich habe alles mitgemacht. Wie ein Chamäleon konnte ich überall gleich einsteigen. Auch eine Yoga Kommune von Vegetariern fand meinen Zuspruch." Einmal verbringt sie sogar eine Woche alleine in einer kleinen Hütte. Lachend erzählt sie: “Da habe ich ununterbrochen das islamische Glaubensbekenntnis aufgesagt." (Heute wundert sich so mancher Türke, dem sie das aufsagen kann.) Alle paar Tage oder Wochen ist sie in einer neuen Welt.
Wenn Gabriele Kuby heute über New-Age Sekten und Kommunen in ihren Vorträgen spricht, kann man ihr sicher nicht nachsagen, sie wüßte nicht, wovon sie redet. Denn auch nachdem sie ihren Mann kennengelernt und geheiratet hat - eigentlich wollen die beiden eine eigene Kommune gründen - geht es mit Kursen, Workshops und Gruppen, die einander ablösen, weiter. Wie gerne möchte sie zum Kreis der Erleuchteten, der scheinbar Glücklichen, der Selbstverwirklichten gehören - doch sie findet dieses Glück nirgends. Ob Schamanismus, I-Ging oder Sufis: Nach jedem ersten Aufflackern der Begeisterung kommt der Absturz. Sie bleibt - Gott sei es gedankt - nirgends hängen.
In dieser Zeit bekommt das Ehepaar drei Kinder und gründet einen kleinen Buchverlag. Die junge Mutter übersetzt viele Bücher aus dem Bereich Esoterik und dolmetscht in Esoterik-Seminaren. Auch die Psychologie hat es ihr angetan: Von Bert Hellinger, der die systemische Familientherapie entwickelt hat, erhofft sie sich Rat und Hilfe, als sie mit ihren Problemen und Ängsten nicht mehr zurecht kommt. Doch letztlich findet sie auch hier keine Erlösung. Und weil die Eheleute jeweils den Partner nach eigenen Vorstellungen umkrempeln wollen - erfolglos, wie man versteht - kommt es im Mai 1995 zu einer tiefen Lebenskrise, in der alles zerbricht.
Nach 18 Jahren geht die Ehe in Brüche. Der Mann zieht aus, und Gabriele Kuby ist ab 2. Jänner 1996 allein mit ihren drei halbwüchsigen Kindern.
Zunächst wird ein Jahr Trennung vereinbart. Sie erlebt einen seelischen Zusammenbruch. Eine Nachbarin erkennt den Zustand, drückt ihr ein Heftchen in die Hand und sagt: “Bete!" Das Heftchen ist eine Novene zu den Verheißungen Christi. Jedes der Gebete hört mit den Worten auf: “Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach Deinem Wort."
Zunächst merkt Gabriele Kuby: Zum Beten braucht sie Mut. Meditieren, das kann sie gut, aber gebetet hat sie bisher nie: “Als müßte ich von einem 10-Meter-Brett springen und wüßte nicht, ob unten Wasser ist. Warum war dieses Gefühl da? Auch vorher habe ich an Gott gedacht. Ich hatte Ihn jedoch nie angesprochen. Die Gefahr für mich war, daß keine Antwort kommen könnte," erinnert sie sich.
Die Angst erweist sich als unberechtigt, denn die Psalm-Worte: “Ein zerbrochenes, zerschlagenes Herz wirst Du, Gott, nicht verschmähen," werden für sie wahr. Ihr fällt der Entschluß in den Schoß: “Ich werde katholisch!" An der Richtigkeit dieser Entscheidung wird sie nie mehr zweifeln.
Bald nachdem sie zu beten angefangen hat, wird ihr klar: Sie will Christus in ihr Leben einlassen. So wächst in ihr die Sehnsucht nach der Eucharistie bei einer Messe, zu der sie ihre Bekannte einlädt, bei einer Eucharistiefeier im Freiburger Münster, bei einer eucharistischen Anbetung, beim Friedensgruß während eines Kirchweihfestes. “Wie schön ist das, dem Nachbarn einen Augenblick so zu begegnen". Auf den Eintritt in die Katholische Kirche, “dieses große, altehrwürdige Schiff einzusteigen, das seit 2000 Jahren unterwegs ist," wird sie von einem Kaplan vorbereitet.
Als sie von Marienerscheinungen hört und einschlägige Videos sieht, erwacht der Wunsch, ein Buch über dieses Geschehen zu schreiben. Der Goldmann-Verlag, für den sie öfter schon Übersetzungen gemacht hat, erteilt ihr den Auftrag dazu. Am 12. September 1996 weiht sie ihre Arbeit in Altötting Maria und kauft sich die wundertätige Medaille, die Maria bei ihrer Erscheinung 1830 in der Rue du Bac in Paris der Seherin Cathérine Labouré in Auftrag gegeben hat. Sie soll besondere Gnaden erwirken.
Klar erkennt sie nun, daß Gott sie in den mehr als 20 Jahren Suche nie losgelassen hat, sie vielmehr auf allen Umwegen und Verirrungen begleitet und behütet hat. Und es fällt ihr eine Begegnung vor Jahren an einer Supermarktkasse ein: Traurig steht sie in der Reihe, als ein väterlicher Mann sie anspricht: “Es wird schon wieder. Ich passe auf Sie auf." Noch ehe sie sich von ihrer Überraschung erholen kann ist er schon wieder verschwunden...
Ihre erste Erkundungsreise führt sie nach Medjugorje: Intensives Rosenkranzgebet und eine massive Predigt sind eine harte Prüfung für die bekehrungsbereite Gabriele. Doch dann folgen positive Eindrücke: Noch nie sah sie so viele Männer knieend mit Rosenkränzen in den Händen beten; dann wichtige Klarstellungen für sie in einem Vortrag von P. Slavko Barbaric, etwa, daß es Satan gibt und daß es gefährlich ist, seine Existenz zu leugnen; die große Herzenswärme der Seherin Vicka, die den Pilgern die Botschaften der Gottesmutter nahebringt...
Die Gottesmutter, so erfährt Gabriele Kuby bittet um Gebet, Fastenopfer, um die Feier der Eucharistie und den Empfang des Sakraments der Versöhnung. Und so beschließt auch meine Gesprächspartnerin, hier ihre erste, große Lebensbeichte abzulegen. Besonders in Erinnerung bleiben ihr die Worte des Priesters: “Gott liebt dich." Nur bedingungsweise, weil sie ja noch nicht katholisch ist, erhält sie die Lossprechung. Wie gerne würde sie auch kommunizieren!
Mir gefällt jedenfalls sehr gut, daß sie dieses schöne, besondere Ereignis der ersten Beichte dann bei einem guten Essen und einem Glas Wein feiern geht. Da wäre ich gern dabei gewesen.
Vor ihrer Abreise steigt sie noch einmal allein auf den Kreuzberg. Ein alter Mann, der Kerzen und Andachtsobjekte verkauft, will sie nicht in ihrer Andacht stören und winkt sie vorbei. Als sie jedoch auf dem Rückweg wieder vorüberkommt, geht er auf sie zu und streift ihr seinen Rosenkranz über den Kopf. In diesem Moment fließt ihr Herz vor Glück und Liebe über. Ich bin sicher, dieser Rosenkranz hat einen besonderen Platz in ihrem Heim bekommen.
Zu Hause in Deutschland - es ist ein Sonntagmorgen - trifft sie plötzlich die Liebe Gottes: “Ich setze mich auf, öffne die Arme und empfange. Tränen laufen mir über die Wangen, und es steigt aus der Tiefe meiner Seele auf: Ich glaube. In diesem Augenblick ist aller Zwiespalt vorbei." Ein besonderes Gnadengeschenk nach ihrer langen Suche.
An dieser Stelle muß ich unbedingt festhalten, daß Gabriele Kuby keineswegs den Eindruck einer rein gefühlsbetonten, rührseligen Frau macht. Im Gegenteil: Sie wirkt zunächst eher nüchtern, intellektuell, den Dingen auf den Grund gehend. Das ist wohl auch der Grund, warum sie bei keiner der vielen New-Age-Gemeinschaften hängengeblieben ist.
Der Unterschied zu ihrer früheren Suche und dem jetzigen Geschehen tritt für sie immer mehr hervor. Bisher hatte sie gesucht, um in dieser Welt glücklicher zu werden, um Ängste, Depressionen und Aggressionen zu überwinden. Dafür trug sie viel Geld in Kurse und Workshops von Menschen, die stets nur im eigenen Namen Heil und Glück versprachen, wenn, ja wenn man ihre Methode der Selbsterlösung gewissenhaft parktizierte.
Jetzt aber ist das einzige, was von ihr verlangt wird, zu beten, sich für die Gnade zu öffnen und Gott die Verwandlung ihres Herzens zu überlassen. Und die Priester, die ihr dabei helfen, wollen weder Geld an ihr verdienen, noch berühmt werden - sie verrichten ihren Dienst im Namen Jesu.
Zurück zu Gabriele Kubys Geschichte: Zu ihrem großen Bedauern schlagen die Versöhnungsversuche mit ihrem Mann fehl. Sein Nein trifft sie hart. Am selben Tag als sie niedergeschlagen nach Hause kommt, steht eine Wandermuttergottes in ihrem Wohnzimmer. Ein Bekannter hat sie vorbeigebracht. Zufall?
Am 12. Jänner 1997 ist es endlich soweit: Gabriele Kuby tritt in die Katholische Kirche ein. Es ist ein sonniger Tag und sie ist glücklich, daß ihre Kinder und ihre Mutter sie bei diesem Schritt begleiten.
Wenige Monate später beschließt sie, sich ganz der Madonna zu weihen. Ich staune und sie erklärt: “Die Hingabe an die Muttergottes ist nichts anderes als Nachfolge Jesu. Denn Jesus hat sich seiner Mutter total ausgeliefert. Niemandem ist ein Mensch mehr ausgeliefert als der eigenen Mutter." Bei Schweigeexerzitien mit P. Buob bereitet sie sich auf diesen Schritt vor. Wer ihn kennt, weiß, daß sie hier in besten Händen war. Trotzdem wird für die frisch bekehrte Katholikin der “religiöse Dauerbeschuß" zunächst ein bißchen viel. Sie erlebt massive innere Anfechtungen, was keinen wundert, der sich für die Muttergottes einsetzt.
Als dann in der Messe das Johannes-Evangelium gelesen wird, kehren die Liebe, die Tränen - und der Glaube wieder zurück. Sie hört die Stelle, bei der Jesus den Petrus dreimal fragt: “Liebst du mich?" So kann sie am Ende der Woche überzeugt das Weihegebet an Maria sprechen. Allerdings ist ihr bewußt, daß sie in vieles, wovon während der Exerzitien die Rede war, erst hineinwachsen muß.
Und das Buch, das sie eigentlich über die Marienerscheinungen schreiben wollte, was ist aus ihm geworden? Zunehmend wird es die Geschichte ihrer eigenen Umkehr - zu der Maria ja bei allen Erscheinungen aufruft. Auch berichtet es über die vielen Einsichten, die ihr in dieser kurzen Zeit geschenkt wurden. Nachdem die Lektorin das bis dahin vorliegende Material gelesen hat, gibt sie Gabriele Kuby den Auftrag: “Machen Sie weiter so." Das Buch bekommt den Titel: “Mein Weg zu Maria". Die Lektorin meint noch, daß es ja nicht unbedingt ein Happy End geben müsse, aber es solle doch nicht nur von aufgewühlten Gefühlen, Zweifel, Kummer und ähnlichem die Rede sein.
Die Autorin versteht den Wunsch und gibt ihn an die Muttergottes. der sie das Buch ja geweiht hat, weiter. Sie weiß aber, daß sie nur das schreiben wird, was wirklich vorgefallen ist.
Nebenbei bemerkt: Gibt es überhaupt ein Happy End im Glauben? Ist er nicht jeden Tag eine neue Herausforderung, eine neuerliche Willensentscheidung, ein neues sich Einlassen, sich Öffnen?
Gabriele Kuby macht jedenfalls von Anfang an die Erfahrung, daß es immer wieder Hindernisse zu überwinden gibt: “Alle Rosenkränze, alle Messen, alle Selbsterkenntnis, alle Wallfahrten, das Fasten, das Beichten und das Bibellesen haben in diesen eineinhalb Jahren nicht dazu geführt, daß ich ein fröhliches Herz habe."
Offengestanden: Stehen nicht viele von uns unter diesem Erfolgsdruck und meinen, versagt zu haben, weil sie nicht fröhlich genug sind? Da gibt es eben einerseits die Einsicht, andrerseits aber auch den Kampf mit der Realität. Wir Christen haben jedenfalls Jesus, den Herrn, auf den wir auch in dieser Zerrissenheit unsere Hoffnung setzen können.
Gabriele Kuby jedenfalls kommt in dieser Frage zu folgender Antwort: “Geduld üben und warten bis der Herr das Wort (,...doch sprich nur ein Wort so wird meine Seele gesund') spricht. Ich kann die Gnade nicht manipulieren, durch keine Wallfahrt, durch kein Gebet, so sehr ich mir die Kausalität wünsche, um nicht meiner Ohnmacht vor Gott innezuwerden." Gnade ist eben immer Geschenk. Wir können den Boden bereiten, stellt sie fest, wir können uns öffnen, doch alles andere ist Geschenk.
Und sie bekommt solche Gnadengeschenke. Etwa als ihr bei einer Fußwallfahrt nach Altötting klar wird, daß sie erst ihr nie gestilltes Bedürfnis nach Liebe von Gott heilen lassen muß, bevor sie sich den Menschen zuwendet. Ein anderes Mal erfährt sie in einer Anbetungsstunde andeutungsweise, was Erlösung heißt. Sie faßt es in zwei Worten zusammen: “Es genügt". “Es ist als würde Jesus sagen: Es genügt, daß du Mich liebst. Ich liebe dich, so wie du bist. Es ist wie eine Erlaubnis, Mensch zu sein."
Nach einem Interview, das nach dem Erscheinen ihres Buches im Jahr 1998 im ARD ausgestrahlt wird - sie erzählt dabei über ihre Bekehrung -, werden fast 2000 ihrer Bücher verkauft. Seither wird sie viel zu Vorträgen eingeladen und gibt Zeugnis für ihren Glauben. Klar und ungeschminkt drückt sie sich dabei aus, spricht gelegen oder ungelegen Dinge aus, die gegen den Zeitgeist stehen, etwa wenn sie sagt: “Wo am Glauben an die Eucharistie, an der Papsttreue und an der Marienverehrung festgehalten wird, da sprudelt der Glaube. Wo diese drei Punkte fehlen ist Verdruß und Depression."
Heute gehört Mut dazu, so etwas auszusprechen. Gabriele Kuby hat ihn.