Wie konnte es zu dieser dem Wesen des Menschen doch so fremden, aber heute so stark gepushten Gender-Ideologie kommen? Einer der Ausgangspunkte dieser Entwicklung ist sicher die Überbetonung des Gefühls in der Romantik des 19. Jahrhunderts.
Da wurde in vielen Werken das Gefühl als Rechtfertigung für objektiv unmoralisches Verhalten dargestellt. Und auf diesem Hintergrund fielen Ansätze, die Sinnenlust zum selbsttragenden, vom Rest der Persönlichkeit losgelösten Erlebnisbereich des Menschen erklärten, auf fruchtbaren Boden.
Beigetragen zu dieser Entwicklung haben auch die Erkenntnisse von Sigmund Freud, der feststellte, daß Neurotisierung mit der Unterdrückung sexueller Regungen in Beziehung stehen kann. Diese Einsicht wurde alsbald überzogen, und es erschien naheliegend, nach Befreiung der bisher unterdrückten sexuellen Regungen des Menschen zu rufen, um dessen Neurotisierung zu vermeiden.
Der Sexualforscher Wilhelm Reich war ein wichtiger Wegbereiter der sexuellen Revolution: Er entwickelte in den zwangziger Jahren eine „Orgasmustheorie“ und behauptete, der Orgasmus sei Gradmesser für ein erfülltes Sexualleben. Darauf baute der amerikanische Sexualwissenschafter Alfred Kinsey auf: Anfang der fünfziger Jahre erklärte er aufgrund seiner Untersuchungen über das Sexualverhalten der US-Amerikaner – die sich später als gänzlich unrepräsentativ herausstellten – alle Praktiken, die zu Orgasmen führten, als gleichwertig. Die Grenze zwischen perverser und normaler sexueller Betätigung waren gefallen. Das Bewußtsein, daß sexuelle Aktivität funktional auf Zeugung ausgerichtet ist, trat mehr und mehr in den Hintergrund.
Ab den fünfziger Jahren machten sich die Illustrierten, das Fernsehen und andere Medien – zunächst vorsichtig – zum Vehikel der „wissenschaftlichen“ Erkenntnisse. 1953 gründete Hugh Hefner das Magazin „Playboy“, dessen Enthüllungsphilosophie in vielfältiger Form nachgeahmt wurde. Mittlerweile gehört „Sex“ zum medialen Alltag (siehe auch Seite 14). Selbst Tageszeitungen, die sich als Qualitätsmedien verstehen, können dem Trend nicht widerstehen. Man sehe sich die Internet-Auftritte von Die Presse oder Die Welt an. Und im Bereich der Kunst ist mittlerweile alles möglich und toleriert. Man denke an die Wiener Sezession, in der sich ein „Swinger-Club“ als Kunstwerk eingerichtet hat.
So entwickelte sich die heute weitgehend etablierte Vorstellung: Die sexuelle Aktivität sei ein autonomer Bereich menschlicher Existenz, der durch sexuelle Erfahrungen zu befriedigen sei. Daher habe jeder Mensch auch ein Anrecht auf sexuelle Aktivität. Die praktische Umsetzung im großen Stil dieses weitgehend autonomen Bereichs „Sex“ wurde dann durch die Entwicklung der Empfängnisverhütung ermöglicht. 1960 wurde die „Pille“ in den USA zugelassen und trat von dort aus in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in der ganzen Welt ihren Siegeszug an.
Welches Ausmaß der Konsum empfängnisverhütender Mittel mittlerweile angenommen hat, wird daran deutlich, daß viele unserer Gewässer so stark mit weiblichen Hormonen belastet sind, daß an männlichen Amphibien und an Fischen Erscheinungen der Verweiblichung beobachtet werden. Auch die wachsende Unfruchtbarkeit bei Männern wird mit der weiten Verbreitung weiblicher Hormone in Verbindung gebracht.
Im Rahmen dieser allgemeinen Sexualisierung der Gesellschaft ist auch die Homosexuellenbewegung zu sehen. Sie argumentiert auf dem Hintergrund des etablierten Selbstverständnisses, daß jeder ein Recht auf sexuelle Aktivität und Erfüllung habe – und zwar egal auf welche Weise diese zustande kommt.
Eine wirksame Homosexuellen-Lobby (siehe auch Beitrag Vonholdt) entwickelte eine effiziente Strategie zur Durchsetzung ihrer Anliegen. Eine der Früchte dieser Bemühungen ist die Etablierung des Begriffs „Homophobie“. Damit soll eine quasi-krankhafte Angst vor Homosexuellen gekennzeichnet werden. Diese Bezeichnung ist geradezu ein Geniestreich. Sie stellt die Tatsachen nämlich einfach auf den Kopf. Wer gegen das unnatürliche, der Funktion der Sexualorgane widersprechende, homosexuelle Verhalten argumentiert, dem wird unterstellt, er handle aus irrationalen, der Realität widersprechenden Ängsten. Er sei also psychisch krank und müsse von dieser „Krankheit“ geheilt werden. Damit wird eine Sexualmoral, die dem Naturrecht und der katholischen Lehre entspricht, scheinbar als Gehirngespinst von Angsthasen „entlarvt“. Und wer will schon mit einer Phobie behaftet erscheinen?
Ein wichtiges Anliegen der Homosexuellenbewegung ist die „Homo-Ehe“. Verkauft wird sie mit dem Slogan „Gleiches Recht für gleiche Liebe“. Argumentiert wird mit erbrechtlichen Nachteilen und mit Einschränkungen im Besuchs- und Auskunftsrecht in Spitälern. Das Anliegen, homosexuelle Verbindungen den selben Status wie der Ehe einzuräumen, wird deswegen so forciert, damit sich im Bewußtsein der Allgemeinheit die Vorstellung verankert, beide Lebensstile seien vollkommen gleichwertig.
CG