VISION 20001/2004
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Der selige Bartolo Longo

Artikel drucken Botschaft an uns (Von Konrad Sterninger)

Laßt es mich gleich zu Beginn sagen: Das bewegte Leben des Dr. Bartolo Longo zeigt uns deutlich, daß es für Gott keine aussichtslosen Fälle gibt. Als angesehener Rechtsanwalt, als Zweifler und suchender Intellektueller, hoffnungslos in Spiritismus und Okkultismus gefangen, erlebte er hautnah die geistige Macht und gewaltige Auswirkung des schlichten treuen Rosenkranzgebetes durch das ihn Freunde regelrecht aus dem geistigen Sumpf gezogen haben.

Ist dies nicht aktueller denn je für unsere Zeit mit all den vielen nichtchristlichen Geistesströmungen, die uns bedrängen und in die selbst viele praktizierende Katholiken heute mehr oder weniger bewußt hineinschlittern?

Bartolo Longo, gerettet durch den Rosenkranz, blieb zeitlebens überzeugt, daß man durch das beharrliche Beten des Rosenkranzes heilig werden kann. Er wurde zu einem wahren Apostel des Rosenkranzes. Sein Weg gründete auf einer Eingebung, die er in der Tiefe seines Herzens wahrnahm: “Wer den Rosenkranz verbreitet, wird gerettet." Aufgrund dieser Eingebung fühlte er sich berufen, in Pompeij ein Heiligtum der Jungfrau vom Heiligen Rosenkranz zu errichten. Es ruht auf den Ruinen der antiken Stadt, die gerade erst von der Botschaft Christi berührt worden war, bevor sie im Jahre 79 durch den Ausbruch des Vesuvs begraben wurde.

Geboren am 10. Februar 1841, verlebte Bartolo, ein lebhaftes Kind, mit seiner älteren Schwester und dem jüngeren Bruder eine glückliche Kindheit im Hause der Eltern. Sein Vater war Arzt. Die Mutter senkte eine tiefe Liebe zur Muttergottes in das Herz des Buben, der im Kreis der Familie treu den Rosenkranz betete.

Prägend in seiner Kindheit war das Leben im Internat, das er schon mit sechs Jahren besuchte und der Tod seines Vaters, als er 10 Jahre alt war. Nach Abschluß der Schule beginnt das Studium in Neapel. Er will Rechtsanwalt werden. Das Studentenleben nimmt ihn ganz in Anspruch. So bleibt immer weniger Zeit für ein religiöses Leben, ja sein Gebetsleben hört bald gänzlich auf.

Am 29.5.1864 nimmt ihn ein Freund zu einer spiritistischen Sitzung mit. Alles beginnt harmlos, aber nach wenigen Monaten ist Bartolo vollkommen dem Spiritismus verfallen. Die okkulte Welt fasziniert ihn. Er fastet streng, schläft immer weniger. Wirklich Antwort auf seine Fragen bekommt er aber nicht. So wird er immer mehr von Zweifeln und innerer Unruhe geplagt, ist nervllich zerrüttet und verfällt immer mehr in eine tiefe Depression. Die antikirchliche Stimmung in Neapel trägt dazu bei, daß er sich ganz vom christlichen Glauben und der Kirche entfernt.

Da erinnert er sich an einen ehemaligen Lehrer am Gymnasium, einen tieffrommen Mann. Erschrocken über den Zustand seines ehemaligen Schülers, gelingt es diesem, Bartolo das Versprechen abzuringen, sich einem Priester anzuvertrauen und zu beichten. Es braucht aber ein volles Jahr, bis Bartolo diesen Schritt in den Beichtstuhl tut.

Bartolo selbst schreibt darüber: “An jenem unvergeßlichen Tag wirkte Maria, die Zuflucht der Sünder, ein großes Gnadenwunder an der Person eines großen Sünders." Unter Tränen beichtet der 24jährige Advokat und erfährt beglückend den inneren Frieden, der aus der Vergebung strömt. Mit viel Liebe bemüht sich der Priester um den Neubekehrten und legt ihm den Rosenkranz ans Herz, um ihn ganz aus dem Spiritismus zu führen. Nach einigen Wochen empfängt der “verlorene Sohn" die Hl. Kommunion und kehrt so endgültig in den Schoß der Kirche zurück.

Gute Freunde umgeben ihn nun und er beginnt ein neues Leben. Mutig bekennt er seinen katholischen Glauben und sagt allen spiritistischen Praktiken ab.

Er trägt sich mit der Absicht zu heiraten. Doch auf dem Weg nach Neapel, um seiner Verlobten den Brautring zu kaufen, wird er an sein Versprechen erinnert: Er hatte gelobt, seine Jugendsünden durch ein Apostolat für den Herrn zu sühnen. Es ist ein großes Opfer für ihn, die Verlobung zu lösen. Doch er nimmt dieses an, zumal ihn auch ein Dominikaner ermutigt, sein Leben ganz Gott zur Verfügung zu stellen.

So gibt er seinen Rechtsanwaltsberuf auf und geht in die Armenviertel von Neapel, um dort apostolisch und karitativ zu wirken. Im Jahr 1871 weiht er sich feierlich der Muttergottes und wird unter dem Namen Bruder Rosenkranz in den dritten Orden des hl. Dominikus aufgenommen. Auch lernt er die Gräfin Volpicelli (sie wurde 2001 seliggesprochen) kennen, die ein Kloster gegründet und mit ihren geistigen Töchtern monatelang jeden Abend in einem wahren Gebetskreuzzug um die Bekehrung des im Spiritismus gefangenen Advokaten Longo gebetet hatte. Wahrlich mit dem Rosenkranz wurde Bartolo aus dem Sumpf herausgebetet.

Später begegnet Bartolo auch der tiefgläubigen und wohlhabenden Witwe Marianna de Fusco. Er beginnt, ihre großen Besitzungen zu verwalten. Auf den gräflichen Landgütern lernt er die Bauern und Pächter kennen und sieht deren materielle und geistige Not. Viele sind im Aberglauben gefangen, kennen kaum die christlichen Grundwahrheiten. Eine verfallene Kirche im Dorf zeugt von der geistlichen Armut. Eine geistige Wüste.

Bartolo wandert tagelang ziellos in der Gegend umher, niedergedrückt auch durch die Erinnerungen an seine eigene sündhafte Vergangenheit. Da hört er die innere Stimme: “Wenn du Rettung willst, verbreite den Rosenkranz." Mit erhobenen Händen wendet er sich an Maria: “Wenn es wahr ist, was du dem hl. Dominikus versprochen hast, daß jeder gerettet wird, der den Rosenkranz verbreitet, werde ich gerettet werden, denn ich verlasse dieses Tal von Pompeij nicht eher, bis ich hier den Rosenkranz verbreitet habe."

Und so beginnt er sein Werk. Er sammelt Leute zum Beten in der Kirche, verschenkt Rosenkränze. Alles ist mit viel Opfer verbunden. Aber Bartolo ist fest überzeugt, daß jeder, der den Rosenkranz betet, nicht nur frömmer, sondern auch besser wird.

So beginnt er mit der Renovierung der Kirche. Er sucht für sie ein Bild der Rosenkranzkönigin. In Neapel erhält er von einer Klosterschwester ein Bild, das aber ziemlich beschädigt und eigentlich unansehnlich ist. Beim Anblick des Bildes zögert Bartolo zunächst, nimmt es aber dann doch mit, bringt es nach Pompeij, läßt es restaurieren und feierlich in der Kirche aufstellen.

Dann beginnt der Bau einer neuen Kirche - zu Ehren der Rosenkranzkönigin. Mit Hilfe vieler Gönner gelingt das Werk, ein Werk der Gottesmutter. Denn ab dem Tag, da das Bild in der neuen Basilika aufgestellt wird, ereignen sich aufsehenerregende Gnadenwunder. Gott bedient sich dieses Bildes, um Hunderttausende zum Rosenkranz zurückzuführen. Im Laufe der Jahre wächst das Rosenkranzheiligtum, die “Stadt Mariens", das “Neu-Pompeij".

Druckereien, Schulen, Heime, ein Spital, ein Post- und Telegraphenamt, ein Bahnhof entstehen durch Bartolo Longo, der auch Vater der Waisen genannt wird. Denn im Jahre 1887 schenkt er 15 Waisenmädchen eine neue Heimat. Bald sind es zehnmal so viele. Für die Erziehung der Kinder gründet er die Kongregation der “Töchter des Hl. Rosenkranzes".

Doch auch das Kreuz ist da. Ohne Kreuz kein Segen. Eifersucht und schwere Verleumdung treffen ihn. Vor allem unterstellt man ihm ein Verhältnis mit der Gräfin, deren Güter er verwaltet. Um die Verleumdungen aus der Welt zu schaffen, reist er nach Rom und bittet um eine Audienz beim Papst. Leo XIII. hört die Not von Bartolo Longo aufmerksam an und gibt dann folgenden Rat. “Advokat, Sie sind frei. Gräfin, Sie sind Witwe; heiraten Sie, und niemand kann mehr schlecht reden!" Tatsächlich heiraten die beiden im April 1885 - und ergänzen sich weitere 39 Jahre im gemeinsamen Apostolat.

1925 erlebt Bartolo Longo noch das 50jährige Jubiläum des Heiligtums. Vom Alter gezeichnet wartet er, bis der Herr ihn ruft. In seinen letzten Lebensjahren sind ihm die Gespräche mit seinem Freund, dem Arzt Giuseppe Moscati (er wurde 1987 heiliggesprochen) besonders wertvoll. Im hohen Alter von 85 Jahren stirbt Bartolo schließlich am 25. Oktober 1925, in der rechten Hand das Kreuz, in der linken den Rosenkranz mit den Worten: “Mein einziger Wunsch ist es, Maria zu sehen, die mich gerettet hat und auch von dem Bösen retten wird."

Die Macht des Rosenkranzes! Wenn wir das Leben und das Werk des seligen Bartolo betrachten - ist dies nicht Anlaß, sich vorzunehmen, den Rosenkranz mit neuem Vertrauen in die Hand zu nehmen?

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