VISION 20004/2012
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Golgotha in Wiens Innenstadt

Artikel drucken Herbert Heissenberger, ein Politikwissenschaftler findet seine Berufung im Pro-Life-Dienst (Von Alexa Gaspari)

Als ich unlängst das Lebenszentrum von HLI (Human Life International) in der Inneren Stadt – gleich um die Ecke ist die Abtreibungsklinik am Fleischmarkt – in Wien betrete, um ein Interview mit Herbert Heissenberger zu machen, fallen mir gleich die vielen Fotos an den Wänden auf: lauter fröhliche Baby- und Kindergesichter. Es sind einige der tausenden  Kinder, die dank des Einsatzes der Mitarbeiter des Zentrums nun leben dürfen. Herbert sympatisch, unkompliziert, äußerst glaubwürdig,  den ich seit Jahren kenne und schätze, telefoniert gerade. Ich höre, dass eine Frau angerufen hat die sich bei ihm (!!) über den Preis einer Abtreibung informieren wollte: Sie hätte schon zwei Kinder, sei neuerlich schwanger, wolle das Kind aber nicht behalten. Der Frauenarzt habe ihr die Telefonnummer für Zusatzinfos gegeben. Ein Trick des Arztes, um dem Kind noch eine Chance zu geben?!!  Herbert hat gleich versucht, die Frau für ein Gespräch im Lebenszentrum zu gewinnen – was, wie ich später erfuhr, dazu geführt hat, dass die Mutter die angebotene Hilfe angenommen und sich für ihr Kind entschieden hat. Gott sei Dank!
Als Herbert den Hörer abgelegt hat, erzählt er aus seinem Leben: Er sei als viertes von fünf Kindern in einem Dorf der Buckligen Welt, im Dreiländereck Steiermark, Niederösterreich, Burgenland, geboren und aufgewachsen. Die Eltern betreiben eine Landwirtschaft, von der eine richtige Großfamilie lebt, wo jeder mithilft. Außer den Eltern und Kindern wohnen noch die Großmütter und ein Großvater auf dem Hof.
Die Kinder sind also gut aufgehoben – für sie ein kleines Paradies, wohlbehütet zu Hause, aber auch auf dem Dorfplatz oder den anderen Höfen, wo sie mit den Dorfkindern spielen. In der Landwirtschaft helfen sie natürlich mit. Zu Hause wird ein traditioneller Glaube praktiziert. Die eine Oma schaut darauf, dass die Kinder Blumen zum Muttergot­tes-Marterl bringen und nicht aufs Beten vergessen. Herbert unterhält sich als Kind oft mit alten Menschen im Dorf, hört ihnen interessiert zu. Wenn einer von ihnen stirbt, betet er gern für dessen Seele. Heute ist er überzeugt, dass diese Menschen auch viel für ihn und seine spätere richtige Bekehrung getan haben. Als Jugendlicher sei er ja nicht wirklich fromm gewesen. „Es ist sicher wichtig, dass man schon als Kind einen Bezug zum Glauben hat,“ betont er.
An die Volks- schließt ein Jahr Hauptschule an. Doch Herbert, dem das Handwerkliche nicht so liegt, möchte wie einer seiner Onkel einmal studieren. So übersiedelt er mit elf freiwillig ins Internat nach Graz. Doch das Heimweh ist anfangs groß. Gott sei Dank, darf er jedes zweite Wochenende heimfahren. Als großes Glück empfindet er seinen Klassenvorstand, ein im besten Sinne konservativer Lehrer: Obwohl er ihr Deutsch- und Englischlehrer ist, hören die Buben bei ihm mehr über den Glauben und christliche Werte als beim Religionsprofessor.
So spricht der Klassenvorstand etwa, als ein Mitschüler bei einem Autounfall stirbt, viel mit den fassungslosen Buben über das Leben nach dem Tod. Auch seine Pro-Life Einstellung beeindruckt Herbert: Vor dem Muttertag legt er den Kindern nahe, der Mutter einen Blumenstrauß zu schenken und ihr zu danken, dass sie nicht im Mistkübel gelandet seien. Das klingt vielleicht brutal, aber dieses „Mistkübel“-Schicksal ist heute für so viel Kinder Realität. Herbert ist sicher: „Der Professor hat segensreich in meiner Seele gewirkt.“ Und er hat wohl einen Grundstein für sein jetziges Engagement für das Leben gelegt.
Offenbar gefällt es ihm im Internat so gut, dass er – na ja, doch nicht ganz freiwillig – die 6. Klasse wiederholt. Bis dahin hatte Herbert ein Stipendium. Nun aber müssen die Eltern Schulgeld zahlen – ein großes Opfer für sie. Trotz allen guten Willens hat Herbert auch im Wiederholungsjahr echte Probleme in Latein. Also Entscheidungsprüfung im Herbst. Besteht er sie nicht, ist Schluss mit dem Gymnasium. Zu teuer!
Am Tag der Prüfung: Stress pur. Wird seine Schullaufbahn heute beendet? Bei der Schriftlichen sieht er: Den Text schafft er nicht. Die Katastrophe ist vorprogrammiert. Vor der Mündlichen betet er und hat eine wunderbare Erfahrung: „Da ist etwas ganz Außergewöhnliches passiert: Ich wurde von einer Kraft von oben erfüllt und habe die Gewissheit geschenkt bekommen: Das schaffst du!“ So geht er ganz ruhig ins Prüfungszimmer, bekommt zwei Stellen, die er während des Schuljahrs durchgenommen, dann aber nicht mehr geübt hatte – kann sie aber recht gut übersetzen. Die Professoren besprechen sich und dann heißt es: „Okay, du bist durch.“
„Das war ein Moment, wo sich mein Leben entschieden hat. Heute weiß ich: Gott hat außergewöhnlich eingegriffen, damit ich den Weg weitergehen kann. Ich hätte sonst versagt und mein Leben wäre anders verlaufen. Niemals wieder ist mir so eine Kraft so offen geschenkt worden. Aber damals war es ganz wichtig.“
Nach dem Bundesheer studiert er Politikwissenschaften und Geschichte. Das Studentenleben bringt es mit sich, dass die Discobesuche an Reiz gewinnen und das Glaubensleben zu verblassen beginnt. Wohl erklärt er in Diskussionen mit Kommilitonen, dass Jesus der Weg, die Wahrheit und das Leben sei, aber innerlich hat er sich von diesem Jesus entfernt. Die Großmutter hört nicht auf, ihrem Enkel bei seinen Besuchen daheim das Beten in Erinnerung zu rufen. Doch wenn man um vier Uhr von der Discothek nach Hause gekommen ist, steht man halt in der Früh nicht auf, nur um die Sonntagsmesse nicht zu versäumen.
In der Disco geht es ihm allerdings nicht um Alkoholkonsum – ein Rausch genügt, um ihn künftig davon abzuhalten –, sondern er hofft, dort ein nettes Mädchen kennenzulernen. Lächelnd erinnert er sich: „Von Fehltritten bin ich, Gott sei Dank, verschont geblieben. Vielleicht auch nur, weil ich die Mädchen, die ich hätte bekommen können, nicht wollte und die, die mir gefallen hätten, wollten mich nicht. Und ein Mädchen nur auszunützen, kam für mich nicht in Frage, obwohl sich etliche Burschen so verhielten.“ Heute weiß er, dass Kinder, die bei solch flüchtigen Beziehungen entstehen, oft „entsorgt“ werden sollen.
Seine Frau lernt er nicht in der Disco, sondern über eine gemeinsame Freundin kennen. Bei der ersten Begegnung erwähnt das Mädchen, sie werde einmal 10 Kinder bekommen, worauf Herbert spontan meint: „Dann kannst du ja gleich mich heiraten.“ Ob er damals wirklich so viele Kinder bekommen wollte, frage ich neugierig. „Nein,“ lacht er „das war einfach gescherzt.“
Bald darauf fährt Gerhild für fünf Monate nach Indien, kommt auch bei Mutter Teresa vorbei, lernt sie sogar kennen und arbeitet kurze Zeit bei ihr mit. Eine wunderbare Glaubenserfahrung für sie – Teil ihrer Bekehrung, wie sie später erzählt. Sie überlegt sogar, in einen Orden einzutreten. Zurück in Wien vertieft sie ihren Glauben im Umfeld des Kalasantinerordens. Herbert begegnet ihr wieder und, weil er gern viel Zeit mit ihr verbringt, ist er von da an auch immer häufiger bei den Kalasantiner anzutreffen. Der lebendige Glaube der Patres und Brüder beeindruckt und gefällt ihm sehr.
Eines Tages sitzt er dort in der Kapelle vor dem großen Kreuz und fragt Jesus nach dem Geheimnis dieses Kreuzes. Er möchte es verstehen lernen, denn er will sich für Ihn entscheiden. Dieser Entschluss ist ein entscheidender Baustein auf Herberts Glaubensweg.
1993 Studienabschluss. Für Herbert wird klar: Auch in Punkto Mädchen hat er sich entschieden: Er möchte Gerhild heiraten. Sie ist allerdings immer noch unschlüssig bezüglich eines Ordeneintritts und erklärt ihm, sie würde lieber nur sein Kumpel bleiben: „Nein danke, solche habe ich genug, entweder ganz oder gar nicht,“ ist Herberts entschiedene Antwort. Mit solch kategorischer Absage hatte sie wohl nicht gerechnet. Und so entscheiden sich beide doch für ein „Ganz“: 1994 wird geheiratet. Als Hochzeits­evangelium nehmen sie die Stelle: Sorgt euch zuerst um das Reich Gottes…, alles andere wird euch dazugegeben. „Dass dies tatsächlich zu unserem Lebensprogramm geworden ist, hatten wir damals nicht in diesem Ausmaß geahnt,“ lächelt er versonnen.
Wie ging es weiter? Die Welt der Politik mit all der Manipulation, Unwahrheit, den Machtkämpfen – während des Studiums hatte er das ja kennengelernt – ist doch nichts für ihn. Das würde er nicht aushalten, obwohl ihn eine Beratertätigkeit gereizt hätte. Da er zu einem immer tieferen Glauben findet, schwebt ihm ein kirchliches Engagement vor. Allerdings wird er da nicht fündig. Seine Familie – rasch stellen sich die ersten Kinder ein – hält Herbert mit Gelegenheitsjobs über Wasser, verbringt allerdings dafür viel Zeit mit den Kleinen.
Doch worin liegt seine Berufung? Wie kann er Gott am besten dienen? Kein weltlicher Full-Time-Job, aber doch ein geregeltes Einkommen. Sie brauchen auch eine größere Wohnung!
Vier Jahre nach der Hochzeit findet er seine Berufung im Lebenszentrum. „Zufällig“ hört er von dieser Beratungsstelle für Schwangere in Not. Kaum dass er sich dort meldet, wird er auch schon zum Dienst auf der Straße vor der Abtreibungsklinik eingeteilt – ohne Einschulung, keine Ahnung, was da auf ihn zukommt. Das soll der richtige Platz für ihn sein? Eigentlich liegt ihm Beratung gar nicht.
Kurz darauf ergibt sich folgende Situation: Ein Paar steuert auf die Abtreibungsklinik zu. Herbert bietet Informationsmaterial an, worauf ihm der Mann Ohrfeigen androht. Beide verschwinden in die Klinik. Doch bald kommt die Frau wieder zurück, entschuldigt sich für das grobe Benehmen ihres Mannes. Daraus ergibt sich ein Gespräch und schließlich ist das Paar bereit, ins Lebenszentrum zu einer Beratung mitzukommen. Ihr Baby wird gerettet, darf leben: Die Mutter wird vorübergehend angestellt, um einen finanziellen Anspruch zu haben. Herbert ist glücklich. Er erkennt, was Gott ihm sagen möchte: Diese Beratung ist ungeheuer wichtig. Du kannst da wirklich Menschenleben retten. Mit „seinem“ ersten geretteten Baby, heute ein 13-jähriges Mädchen, ist er zu seiner großen Freude, noch in Kontakt.
„Den Idealfall, dass die Frau zulässt, dass sie der Heilige Geist – der ihre ganze Lebenssituation kennt – durch mich anspricht, gibt es leider nur selten,“ erzählt Herbert, „denn beim Straßendienst kann man alles erleben: Frauen, die sich für unsere Arbeit bedanken, weil sie das Leben ihres Kindes gerettet hat; aber auch offene Ablehnung, Aggressionen, Gewalt, Beschimpfungen: ‚Ihr seid schlimmer als Terroristen’ oder: ‚Besser du wärst abgetrieben worden’, usw. Da kommt meist Verbitterung und Verblendung durch,“ erläutert mein Gegenüber verständnisvoll und fährt fort: „Aber wenn es um so viel geht, ist klar, dass der Widersacher tobt und schreit. Viele, die den Straßendienst versuchen, halten das nicht lange aus. Man muss die Angriffe und Schmähungen verschiedenster Art an Gott abgeben. Das ist aber eine besondere Gnade. Zwar ist es wunderschön, wenn ein Kind gerettet wird, wir müssen aber damit leben, dass wir zusehen, wie Mütter in die Klinik gehen, die Kinder dort sterben und wir wissen, daß damit die Frauen und oft Ehen, ja ganze Familien kaputt gehen, ins Unglück stürzen.“ (Die Mitarbeiter des Lebenszentrums beraten und helfen ja auch Frauen nach einer Abtreibung.)
„Wie spielt sich dein Dienst konkret ab?“, frage ich ihn. Herbert erzählt: „Die meisten Personen, die auf die Abtreibungsklinik zusteuern, erkennt man an ihrer Art, dorthin zu gehen, an ihrer Haltung, ihrem Gesichtsausdruck. Das ist einfach Erfahrung. Man hat nur wenige Sekunden, um Augenkontakt zu bekommen, um der Mutter zu vermitteln, dass man ihr freundlich gesinnt ist, ihr helfen möchte. Das geschieht aus dem Gebet heraus. Ich treffe da auf eine Person in einer sehr schwierigen Situation. Es ist ein Moment in ihrem Leben, in dem es um viel, ja ich möchte sagen: um alles geht. Alles andere ist da zweitrangig.“
Stimmt, es geht um Leben oder Tod des Kindes und um die Seele der Frau. „Manchmal merkt man beim ersten Ansprechen: In diesem Moment geht es nicht, ich kann sie nicht erreichen, sie will die Abtreibung nur hinter sich bringen,“ fährt er anschaulich fort. „Vielleicht ist sie auch darauf vorbereitet worden, sich nur ja nicht ansprechen zu lassen. Man hat ihr gesagt, wir seien von einer Sekte. Andere sind zwar offen ablehnend, bleiben aber stehen, lassen sich ansprechen oder fangen an, sich zu rechtfertigen. Dann hat man eine minimale Chance. Die Schwangere muss den Eindruck haben, dass sie mir wichtig ist, dass ich sie in ihrer Situation annehme, dass es wichtig ist, unseren Folder zu lesen, dass wir eine Hilfsstelle gleich um die Ecke haben.“ In dem Folder wird die vielfältige angebotene Hilfe aufgelistet: seelisch, finanziell, rechtlich; weiters die Entwicklung des Babys (Mensch von Anfang an!) im Mutterleib und die vielfältigen Folgen einer Abtreibung. Dass über die Folgen nicht gesprochen wird, verdanken wir alle den Medien und Politikern, denke ich mir.
Und wenn ein Gespräch zustande kommt? „Manchmal kommt die Frau mit ins Zentrum, ein anderes Mal muss ich die Beratung auf der Straße machen. Wenn jemand zu reden beginnt, ist schon viel gewonnen. Dann gibt es aber noch Begleitpersonen: Freund, Mann, Mutter, Freundin… Je nachdem, ob sie den Schritt der Schwangeren gutheißen oder nicht, reagieren sie unterschiedlich auf das Angesprochenwerden: mit Aggression verbaler oder handgreiflicher Art oder aber die Begleitperson nimmt den Folder, gibt ihn der Schwangeren. Ganz junge Mädchen werden meist von ihren Müttern begleitet und oft sichtlich gegen ihren Willen in die Klinik gedrängt. Es wird immer schwerer, die Frauen anzusprechen,“ erzählt Herbert aus dem schwierigen Alltag. Die Abschirmung durch Security-Leute der Klinik und die Warnungen vor angeblichen Sektenmitgliedern, die die Frauen bedrängen, wirken leider zu gut. So bleibt meist „nur“ das unermüdliche Gebet.
Wie Herbert mit den Misserfolgen umgeht, beeindruckt mich – wieder einmal: „Erfolg zu haben, ist Sehnsucht des Menschen – auch bei denen, die für das Reich Gottes arbeiten. Ich habe aber gelernt, ohne sichtbaren Erfolg und menschliche Anerkennung auszukommen.“ Das muss er wirklich, denke ich, denn es gibt so gut wie keine gesellschaftliche Anerkennung für das, was er da leistet. Wenn ein Polizist, ein Feuerwehrmann ein Leben rettet, wird er hochgelobt. Die Männer und Frauen aber, die hier Kindern das Leben retten, werden von Medien – und vielen anderen – auch noch geschmäht. Die totale Verwirrung!
Herbert fährt ganz nüchtern fort: „Von P. Reilly haben wir gelernt, dass wir durch unser Tun auf Golgotha stehen. Uns geht es nicht anders als Jesus: Willst du Zeugnis für das Leben ablegen, musst du es tun, ganz gleich, was die Folgen sind. Die Erfolglosigkeit, das Sterben, das Grauen in den Gesichtern, wenn die Frauen herauskommen – wenn man da nicht verzweifelt, so ist das ein reines Gnadengeschenk. Normal hält man das nicht durch.“
Noch ein Gedanke hilft Herbert bei seinem Tun: dass Gott größer ist als all das, was sich hier abspielt. „Erlösung geschieht trotzdem durch den Herrn Jesus, durch Sein Eintreten beim Vater.“
Eine enorm herausfordernde Aufgabe also. Aber reicht die Bezahlung – das Lebenszentrum lebt ja nur von Spenden – für einen siebenfachen Familienvater aus? Hat das Evangelium, das die Heissenbergers bei der Hochzeit gewählt hatten, vom Vertrauen, dass Gott sich um alles kümmern werde, sie bisher durchs Leben getragen? „Es liest sich leicht, aber es zu durchleben, ist eine andere Sache,“ lächelt Herbert. Das Vertrauen in die Vorsehung wird immer wieder auf eine harte Probe gestellt. „Ohne Leiden geht es aber nicht. Der Dienst für das Leben, ist geistig heiß umkämpft. Dieses Leiden, so belastend und manchmal existenzbedrohend es ist, macht auch fruchtbar, schenkt eben Leben.“ Welche Schule des Vertrauens!
Beim siebenten Kind, als die Familie, ohne recht zu wissen wohin, aus ihrer Wohnung ausziehen muss, werden ihre Gebete erhört. Von einem großzügigen, gläubigen Mitmenschen wird ihnen ein großes Haus in der Nähe von Herberts Heimatort, wunderschön gelegen – mit Kapelle – zu einer günstigen Miete angeboten. Wahrhaftig eine Fügung Gottes. „Der Herr hat alle Erwartungen bei weitem übertroffen,“ erzählt der Familienvater dankbar. Ein Haus, das nun für viele zu einem Ort der Zusammenkunft, des Gebetes, des Miteinander geworden ist.
Die sieben Kinder haben sich wunderbar ins Gemeindeleben eingelebt. Im Pfarrleben haben sie und die sechs Kinder von Herberts Bruder, der in der Nähe wohnt, für neues Leben gesorgt. „Meine Frau hat schnell in der Pfarre Anschluss gefunden und gleich gesehen, wo sie mithelfen kann,“ freut sich Herbert. Die Kinder, aber auch die Eltern haben hier Wurzeln geschlagen. Und doch: Zum jetzigen Zeitpunkt scheint dieses Heim in Gefahr zu sein! Müssen die 9 Heissenbergers wieder ausziehen? Wieder eine Vertrauensprobe?
Herberts Frau konnte dank der flexiblen Arbeitszeit ihres Mannes ihr Studium (Französisch und Psychologie-Philosophie) abschlie­ßen und verdient jetzt als Lehrerin mit. Wenn Gerhild nicht zu Hause ist, kann Herbert sich um die Kinder kümmern.
Warum haben die Heissenbergers so viele Kinder, wenn es doch finanziell so schwer ist, mag sich mancher fragen. Wer so hautnah miterlebt, bei wie vielen Menschen mehr oder weniger leichtfertig das Leben ausgelöscht wird, der – so meine ich – schenkt einfach gern Kindern das Leben. Als Gegengewicht?! Herbert meint, sehr lebensbejahend: „Bei jedem Kind vertrauen wir darauf, dass der Herr dafür sorgen wird, dass es sich ausgeht. Und Er hat auch immer gesorgt. Mit jedem Kind bekommen wir außerdem Glück, Freude und Liebe geschenkt und all die Eigenschaften und Talente, die jedes Kind in die Familie und Gesellschaft einbringt, dazu. Wo kann ich mehr Freude, mehr Liebe geschenkt bekommen?“
Was hat das für deinen Glauben bedeutet? „Ich habe gesehen, dass ich meinen Glauben – vom Gebet begleitet und geführt – in die Tat umsetzen muss. Wenn du dich nicht in irgendeiner Art und Weise für deinen Nächsten engagierst, bleibt der Glaube zu theoretisch. Für mich stellte sich auch die Frage: Wer ist Dein Nächster? Ich kenne die Frauen ja nicht, die da kommen. Aber ich habe verstanden, dass die Not auf diesem Gebiet sehr groß, die Hilfe so dringend nötig ist. Und es gibt so wenige, die da auf die Straße hinausgehen können und die Konfrontation aushalten. Da draußen zu stehen, ist ein Eintreten für Jesus, für das Leben. Dass da Widerstand kommt, ist klar. Er muss kommen. Es ist ja ein Kampf mit der Unterwelt – auf allen Ebenen.
Mein Glaube ist dadurch gestärkt worden, weil der Glaube eben über Golgotha führt. Wenn ich nie die Golgotha-Erfahrung mache, werde ich auch nicht zur Auferstehung kommen. So habe ich immer mehr die Überzeugung geschenkt bekommen, dass dies meine Berufung ist. Daher auch das Vertrauen, dass Gott dafür sorgen wird, dass alles andere geordnet wird, und dass dies mit einer großen Familie lebbar ist.“
Wenn einmal dieser Wahnsinn der Massenvernichtung Ungeborener (es gibt da ja kaum Überlebende, die an das Gewissen der Menschen appellieren könnten) überwunden sein wird, ist es für die nächste Generation wichtig zu wissen, dass es Menschen gegeben hat, die alles dafür getan haben, um diesem Greuel Einhalt zu gebieten. Übrigens: die Zahl der Abtreibungen im 1. Bezirk ist um mehr als 50% zurückgegangen.
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