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Botschaft an uns

Artikel drucken Angelo Bonetta (Von Elmar Lübbers-Paal)
    
  Angelo Bonetta

Es fehlt nur noch die offizielle Anerkennung eines der vielen wundersamen Ereignisse, die sich auf die Fürsprache des mit gerade mal 14 Jahren    verstorbenen Buben Angiolino Bonetta (1948 - 1963) ereignet haben. Schon zu seinen Lebzeiten vollbrachte er Wunderbares. Papst Franziskus hat mit der Anerkennung des heroischen Tugendgrades und der Erhebung zum „Ehrwürdigen Diener Gottes“ die vorgelagerten Hürden bis zu einer Selig­sprechung genommen. Diese Feier dürften noch viele unserer Leser erleben.
Unser kleiner Held, dem mit 12 Jahren sein rechtes Bein amputiert wird, kommt am 18. September 1948 in Cigole (Brescia, Norditalien) zur Welt. Seine Eltern Francesco Bonetta und Giulia Scarlatti sind überglücklich. Angelo, der aber gleich von allen liebevoll Angiolino gerufen wird, wächst in einer bescheiden lebenden Arbeiterfamilie auf.
In seinem Charakter harmonieren strahlender Frohsinn mit einem hellwachen und intelligenten Verstand. Durch den Schulunterricht bei den Canossianerinnen entwickelt er sich prächtig. Genau so gern, wie er den Ordensschwestern bei kleinen Erledigungen hilft, machen ihm kleine Scherze große Freude.
Seinen Mitschülern ist er ein humorvoller und neckischer Kamerad. So ist bekannt, dass Angiolino ein schön klebrig gekautes amerikanisches Karamell-Kaugummi auf den Lehrerstuhl klebt und sich tierisch freut, dass der Stuhl am Hosenboden des Lehrers hängen bleibt, als sich dieser erhebt. Ein ungebremstes Gelächter für die ganze Klasse.
Nach der Grundschule besucht der Bube das Piamarta College in Brescia. Angelo ist für sein Alter schon sehr athletisch. Er treibt viel Sport, liebt es umherzurennen, Fußball und Tennis zu spielen, ein lebensfrohes Kind.
Mit seiner Erstkommunion am 14. April 1955, er ist sechs Jahre alt, wird er feinfühliger und entwickelt eine große Leidenschaft zum eucharistischen Heiland. Monatlich geht er zur Beichte und bittet schließlich den Ortspfarrer, täglich die Kommunion empfangen zu dürfen. Er wird Meßdiener und verrichtet seinen Altardienst jeden Sonntag im heiligen Meßopfer.
Auch wenn es für die lateinischen Antworten im Stufengebet einiger Übung bedarf, so ist er doch mit Herzblut dabei. Seine Hilfsbereitschaft gegenüber jedermann ist vielen ein gutes Beispiel. Trotz seiner hohen inneren Haltung bleibt er weiterhin ein heiterer Bub, den viele zu ihrem Freundeskreis zählen möchten.    
Beim sportlichen Spielen fällt es am ehesten auf, dass Angiolino zu hinken beginnt. Es dauert nicht lange, und es kommen Schmerzen im rechten Knie hinzu. Da die Schmerzen nicht abklingen, bringen ihn seine Eltern für einige Untersuchungen ins örtliche Krankenhaus. Dort wird Osteomyelitis (Infektion des Knochens und des Knochenmarks) diagnostiziert.
Daraufhin lassen die besorgten Eltern den Jungen in das größere Zivilkrankenhaus von Brescia einweisen, um eine differenziertere Diagnose zu erhalten. Nun bringt die Zweitdiagnose die Hiobsbotschaft: Osteosarkom (bösartiger Knochentumor, „Knochenkrebs“).
 Es beginnt eine mühselige und schmerzhafte Leidenszeit für den einfühlsamen Jungen. Fünf Mal muss er ins Krankenhaus. Er bekommt eine Strahlentherapie. Diese scheint jedoch nicht anzuschlagen, da die Schmerzen nicht abnehmen. Es ist der 2. Mai 1961, zwei Jahre, nachdem Angiolino mit dem Hinken begann, als ihm das rechte Bein amputiert wird in der Hoffnung, dem Buben Milderung seiner Schmerzen zukommen zu lassen.
Angiolino verfügt über ein unerschütterliches Gottvertrauen, hat er doch das Buch über die Hirtenkinder von Fatima gelesen und will ihnen nacheifern, so gut er nur kann. Er bittet den Herrgott: „Herr, ich habe Dir alles für die Sünder angeboten, aber jetzt hilf mir“. Lächelnd überreicht er dem Chirurgen einen Tag nach der OP einen Strauß Rosen und bedankt sich bei ihm.
Im Krankenhaus lernt er den schwer erkrankten Fausto Gei, der ihm von seiner Mitgliedschaft im „Freiwilligenzentrum des Leidens“ erzählt, kennen. Durch die Gespräche mit ihm und die Veranstaltungen des frommen Werkes des Leidens verinnerlicht Angelo, dass ein kranker Mensch seine Schmerzen mit Mut und Freude zum Wohle anderer Gott darbringen kann.
Am 21. September 1962 legt er seine Profess bei den „Stillen Arbeitern am Kreuz Christi“ ab und gelobt Armut, Gehorsam und Keuschheit. Der junge Held ist überzeugt: „Sie sagen, wir (Kranke) sind arme Kerle, stattdessen sind wir die Reichsten der Welt“. Der unheilbare Fausto pflichtet ihm bei: „Zu lieben, zu leiden und zu geben, ist unsere tägliche Verpflichtung!“
Den Schwestern im Krankenhaus ist die opferbereite Seele des Kleinen bekannt und sie nennen ihm Patienten, um die er sich „kümmern“ kann. So berichtet ihm tags nach seiner OP eine Schwester von einem Protestanten, der schon lange nichts mehr von Gott gehört hätte und dem eine schwere OP bevorstände, die ihm auch sein Leben kosten könne. Als am Abend das Licht im Krankenzimmer gelöscht wird, krabbelt das Glaubensvorbild aus dem Bett und betet auf dem harten Zimmerboden die ganze Nacht für die Bekehrung des Schwerkranken. Tatsächlich konvertiert der Betreffende zum Katholizismus und empfängt alle Sakramente, die ein Laie empfangen kann, bevor er friedlich stirbt.
Mehrfach darf Angiolino an Wallfahrten nach Lourdes teilnehmen. Dort übernimmt er die Aufgaben eines Vorbeters.
Immer wieder wendet sich Angelo mit dem Rosenkranz an die Muttergottes. Sie ist seine große Trösterin, auch als er immer wieder heftige Phantomschmerzen (Schmerzen in seinem amputierten Bein) verspürt. Die Beinentfernung hatte also keine Erleichterung für den Jungen gebracht.
Einen kartenspielenden Atheisten animiert er, mit ihm zu spielen, damit, wenn er gewinnen würde, der Atheist zur Beichte gehen müsse. Mehrere Spiele verliert der Ungläubige. Die beherzte Art des kleinen, aber überzeugten Christen bewegt ihn so sehr, dass der Ungläubige sein Leben völlig umkrempelt.
Im Marienheiligtum von Re (Novara, Piemont) nimmt Angelo im August 1961 an Exerzitien mit den „Freiwilligen des Leidens“ teil. Als ihm eine Dame in der Nähe des Heiligtums einen Sitzplatz anbietet, antwortet er ihr: „Wissen Sie nicht, dass ich auf Schritt und Tritt einer Seele helfen kann?“ So sehr hat der Jugendliche seine Leidensaufopferungen im Alltag verinnerlicht.
Seine Weihe an die Jungfrau Maria erneuert er am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis 1962.
Das letzte Wunder zu seinen Lebzeiten ereignet sich im Januar 1963. Es ist die Bekehrung eines gottfernen Mannes, der ihn mitleidvoll in seinem Krankenzimmer besucht. Angiolino beginnt, mit ihm zu beten. Nach dem Krankenbesuch geht der Mann direkt zur Beichte und ändert sein Leben. Die Lebenswaage des Kleinen neigt sich zusehends. Bekannten verrät er, dass er mit der Gottesmutter einen Pakt geschlossen habe: „Wenn die Zeit gekommen ist, wird sie kommen, um mich zu holen“. Am 27. Januar nimmt ihm der Pfarrer die Beichte ab, spendet ihm die Kommunion und die heilige Ölung.
Nach den Riten bedankt sich Angiolino mit einem „Danke!“. Seiner Mutter, die an seinem Krankenlager wacht, informiert er: „Ich werde dir sagen, wenn ich sterbe“. Er gibt seiner Mutter zu verstehen, daß er nur noch vier Stunden auf dieser Erde sein wird. So betet er nun von 22 Uhr bis Mitternacht. Dabei nennt er Personen, für die er Opfer bringen will. Dann schläft er erschöpft ein. Es ist 2 Uhr in der sternenklaren Nacht des 28. Januars 1963, als der kleine und doch große Held seine Augen öffnet, seine irdische Mutter anschaut und ruft: „Meine Zeit ist gekommen!“. Dann wendet er die Augen zur Statue der Himmelsmutter, die auf seinem Nachtschrank steht, und macht seinen letzten Atemzug auf dieser Erde.





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