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Zeitreise zu den Ausgrabungen im Heiligen Land

Artikel drucken Auf den Spuren Jesu Christi (Helmut Hubeny)

Diesmal führt uns der Autor, Journalist, Reiseleiter, Archäologe und Theologe Karl-Heinz Fleckenstein mit seiner palästinensischen Frau Louisa, lizenzierte Tour-Guide und Archäologin, auf seine umfassendste Reise durchs Heilige Land.

   
   

In seinem neuen Buch fasst er nicht nur zusammen, was er unzähligen Pilgergruppen dargeboten und in mehreren seiner mitreißenden Bücher teilweise veröffentlicht hat, sondern vertieft und ergänzt alles mit wertvollen neuesten Entdeckungen der Archäologie. Die schönen, aussagekräftigen Farbbilder in hoher technischer Qualität veranschaulichen die sachlichen Einzelheiten. Dem Autor gelingt es, zu dreißig ausgewählten Stätten von Nazaret und Bethlehem über Magdala, Kafarnaum, dem See von Genezareth bis Jerusalem und Emmaus die Berichte der Evangelien mit höchst interessanten archäologischen und historischen Entdeckungen zu verbinden. Es gelingt ihm erzählerisch, den kulturellen Hintergrund auch durch Bezug auf apokryphe Evangelien und historische Pilgerberichte überaus einnehmend zu verlebendigen.
In der Einleitung lockt uns Karl-Heinz Fleckenstein auf faszinierende Wegspuren: „Von Jesus persönlich gibt es kein direktes Zeugnis. Einige Skeptiker behaupten, er hätte niemals existiert und sei eine gute Erfindung, bes­tenfalls eine gute Geschichte, die man gerne weitererzählt. Die meisten Wissenschaftler halten jedoch die biblische Überlieferung als Beleg für die Existenz Jesu für glaubwürdig. Historiker bezeichnen seinen Tod als das am besten belegte Ereignis der Antike. ... Seit dem 19. Jahrhundert versuchen Archäologen, Belege für die tatsächliche Existenz des Jesus von Nazaret zu finden. Immer noch entdecken sie Puzzleteile, die geographisch und topographisch sehr gut in das Bild passen, das die Bibel von ihm malt. Durch Funde und Daten lässt sich die Zeitspanne zwischen uns und dem Mann aus Galiläa überbrücken und das Lebensmilieu des historischen Jesus rekonstruieren. ... Stätten seiner Tage, ans Licht gebrachte Gebrauchsgegenstände, Küchenkeramik, Steinkrüge für rituelle Waschungen, Öllampen, Alabastergefäße für wohlriechende Salben, Basaltsteine zum Mahlen von Getreide, Ölmühlen, Steinböden der Häuser, monolithische Türschwellen, Holz- und Schlammdächer und die täglichen Brotbacköfen ergeben ein beeindruckendes Mosaik und holen den Alltag zur Zeit Jesu in die Gegenwart herein.“
Am eindrucksvollen Beispiel des Kapitels „Magdala, wo eine Frau Apostolin Jesu wurde“ möchte ich Fleckensteins Zugang zu den einzelnen Themen aufzeigen. Magdala ist auf jeder Pilgerkarte eingezeichnet, vor allem wegen seiner berühmten Einwohnerin Maria Magdalena, die nach ihrem Heimatort benannt und immerhin 14 Mal im Neuen Testament erwähnt wird. Von Zitaten der Evangelien ausgehend erzählt der Autor die Geschichte der Frau, die nicht nach ihrem Ehemann, sondern nach ihrem Wohnort benannt ist, was auf ihre Selbständigkeit hinweist. Weiters wird ein ausführlicher Überblick über die Geschichte der Entdeckung des Ortes gegeben. Neun Farbbilder zeigen eine alte Ansicht der Ruinen,  Reste ausgegrabener Fischbecken, Bäder, Wohnstätten, Synagogen,  LandMosaikfragmente und Münzen. Spannend wird erklärt, dass manche Ausgrabungsprojekte erst 2007 schleunigst in Angriff genommen wurden, als nach neuesten Expansionsplänen der nahegelegenen jüdischen Siedlung Migdal das ganze Gebiet von fast 3,5 Quadratkilometern Fläche für ein Parkhaus, ein Mega-Einkaufszentrum und ein Dutzend neuer Hotels  vorgesehen war. 2006 kaufte die Kongregation der „Legionäre Christi“  ein Stück Land und rief das Projekt “Magdala Center“ ins Leben. „Der Ort und die Person Maria Magdalena als eine zentrale Person des Evangeliums gaben den Impuls, aus der Perspektive eines christlichen Verständnisses heraus einen Teil des Projekts der Förderung und der Würde der Frau zu widmen“. Am 28. Mai 2014 wurde offiziell der touristisch zugängliche archäologische Park von Magdala eröffnet.
Ähnlich anregend und umfangreich sind auch die übrigen Kapitel des Buches gestaltet. Karl-Heinz Fleckenstein gibt uns damit einen inhaltsreichen und gut lesbaren Begleiter auf den Spuren Jesu. Ich halte dieses Buch für den gelungensten „Reiseführer“ nach Text, Grafik und – nicht zu vergessen – dem Preis/Leistungsverhältnis!

Mit Hacke und Schaufel Jesus auf den Spuren, Eine archäologische Zeitreise mit Louisa und Karl-Heinz Fleckenstein. Von Karl-Heinz Fleckenstein, Bernardus-Verlag, 2022, 329 Seiten, 15,30€.

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