VISION 20001/2002
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Dabei ist er unser ganzes Glück

Artikel drucken Ein Vater über seinen mongoloiden Sohn

Ich habe einen elfjährigen Sohn, Oliver. Er ist mongoloid. Ein wunderbarer Bub. Daß er mongoloid sein würde, haben wir erst nach der Geburt erfahren. Vorher hatten wir keine Tests gemacht. Es war ein richtiger Schock. Als man es uns mitteilte, war es schon zu spät. Aber heute bedauern wir das nicht, denn hätten wir diese Tests durchgeführt, dann wäre Oliver heute nicht da - und dabei ist er unser ganzes Glück...

Das Bild, das uns die Ärzte gemalt haben, war einfach unerträglich. Und jetzt ist Oliver elf Jahre und er ist alles, nur nicht das, was sie uns vorhergesagt hatten...

Unglaublich, da studieren die Ärzte sieben Jahre lang und über diese Fragen lernen sie nichts! Man hat den Eindruck, daß bei jeder Geburt das Baby zu 100 Prozent den vorgegebenen Kriterien zu entsprechen hat, sonst ist es ein Fehlschlag. Dann betrachtet man dich wie den Darsteller in einer Tragödie.

Und dabei ist es Leben - und keine Tragödie! Jeden Tag bringen Ärzte in den Kinderkliniken Babys zur Welt, und das seit Jahrhunderten. Aber wenn sie ein mongoloides Kind haben, eines unter tausend, dann bricht das ganze System zusammen.

Die Ärzte haben nicht gelernt, mit diesem Geschehen umzugehen! Und dabei ist es entscheidend, den Eltern auf positive Art zu erklären, wer diese Kinder sind, damit sie sich gut entscheiden können ohne sozialen Druck...

Die Gesellschaft ist nicht bereit, behinderte Menschen aufzunehmen. Die Gesellschaft legt uns nahe, keine mongoloiden Kinder zu krieben: “Man kann das alles ja vor der Geburt stoppen." Das nimmt aber nicht auf die Gefühle Rücksicht, auf die Gefühle, die Eltern empfinden mögen...

Bald wird man uns fragen: “Wie wollen Sie Ihr Kind haben? Ein Kind Cappuccino oder mit Zimt? Wollen Sie es weiblich oder männlich? Welche Augenfarbe soll es haben?" Und wenn es keine mongoloiden Kinder mehr gibt, wen wird man dann brandmarken? Leute mit Genen, die vorhersagen, daß sie nicht gut in Mathe sein werden? Wo werden wir aufhören? Ich sorge mich sehr wegen all dieser Bemühungen, die Menschheit zu “perfektionieren"...

Die Liebe ist die Antwort auf alles. Sie haben ein Kind, sie lieben es, ganz einfach. Alle Kinder brauchen Liebe, um sich zu entfalten. Unser Fall ist der beste Beweis dafür!

Damon Hill

Aus einem Interview, dessen vollständiger Text auf der Homepage www.genethique.org der Fondation Jérome Lejeune zu finden ist.

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