VISION 20002/2018
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Moralisch verdorben

Artikel drucken Lehren aus der Affäre Weinstein (Marie-Joëlle Guillaume)

Immer noch bewegen die Enthüllung über die Praktiken in Hollywood und im Kulturbetrieb die Gemüter. Zuletzt bei der Oscar-Verleihung. Allerdings wird selten bis zum Kern der Problematik vorgedrungen: dem Verlust des Wissens über die rechte Mann-Frau-Beziehung.

Was am meisten bei dieser Affäre Weinstein – sie lässt die Abwasserkanäle übergehen – beeindruckt, ist die bemerkenswerte Stille, die der derzeitigen medialen Lynchjustiz vorausgegangen war. Das Showgeschäft wusste davon und schwieg. Unzählige betroffene Schauspielerinnen haben nichts gesagt. Mit bestelltem Lächeln haben sie alle Federn gelassen, dem Ruf des Geldes ihre persönliche Würde geopfert. Im Zuge des Sturzes der Hollywood-Größen springt uns die tiefe moralische Verdorbenheit eines ganzen Milieus an.
Es ist genau dieses Milieu, das den Anspruch erhebt, hunderten Millionen von Menschen seine „Werte“ aufzudrängen, indem es deren Vorstellungswelt prägt. Mit der Affäre Weinstein wird der Betrug offenkundig: Die brutale und perverse Sexualität, die auf unseren Bildschirmen zelebriert wird, Porno als Mode, der Kult, der dem Instinkt jenseits von Gut und Böse dargebracht wird, das Gefallen am Verbrechen, in das so viele Filme und Serien abgleiten, sind nicht Zeichen einer befreienden „Modernität“, sondern das Produkt der krankhaften Phantasie von machttrunkenen Menschen.
Die Masse hat das bei weitem noch nicht zur Kenntnis genommen und ist mehr denn je gefangen in der Verführung des Instinkts. Die Woge von Wut auf Twitter, ein Rundumschlag gegen die Männer, die Denunziation als Ersatz für die Rechtsprechung und die Hysterie anstelle der Argumentation, all das lässt eine zutiefst verfälschte Sicht auf die Moral erkennen. Da scheint die Schweinerei annehmbar, sobald man sich auf sie geeinigt hat! Und was die ideologische Reaktion (…) anbelangt, auch sie führt in die Irre, denn sie wendet erfundene Kategorien auf Gut und Böse an, deren Wurzel aber metaphysisch ist. Gut und Böse treffen Männer und Frauen gleich.
Die westliche Gesellschaft beruht auf der Respektierung der Zehn Gebote. Sie ist zwar keine Garantie für persönliche Tugendhaftigkeit. Sie hat aber moralische Barrieren errichtet, um die Schwachen zu schützen ebenso wie Institutionen – allen voran die Familie –, die zum Respekt der Person erziehen. Nun nehmen aber das Showgeschäft und im gegenseitigen Einvernehmen unsere Macht-„Eliten“ genau die Gegenposition zu den 10 Geboten ein: Sie machen die Liebesbeziehung von Mann und Frau lächerlich, werten die Mutterschaft ab – kurzum sie sägen den Ast, auf den sich das schützende Gesetz stützt, ab. Dafür wollen sie durch Gesetz das persönliche Verhalten im Alltag überwachen.
Das ist rundherum falsch. Es ist allerhöchste Zeit, dass das Gewissen – sowohl das öffentliche wie das private – erwacht.

Auszug aus Famille Chrétienne v. 9.-15.12.17


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