VISION 20002/2018
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Wenn Gott sein Haus saniert

Artikel drucken Von der bewahrenden zur missionarischen Kirche (Christof Gaspari)

Am Ende des Matthäus-Evangeliums trägt Jesus seinen Jüngern auf, sie sollten sich nun aufmachen, alle Menschen zu Jüngern zu machen. Diesen Auftrag haben wir Christen also. Aber verhalten wir uns auch so? Sehen wir also die Mission als unsere Aufgabe an? Wirken unsere Pfarren so, als wäre dieser Auftrag ihnen ein brennendes Anliegen?
Diesen Fragen geht James Mallon, Pfarrer in Halifax/Kanada, in seinem Buch Wenn Gott sein Haus saniert nach und berichtet von den Bemühungen, die in seiner Pfarre St. Benedict unternommen werden, diesem Auftrag gerecht zu werden. Die Ausgangslage, wie sie für viele Pfarren auch in Westeuropa typisch ist: „Unsere Gläubigen sind aufgerufen, Jünger zu machen, aber die meisten von ihnen sind selbst noch gar nicht Jünger geworden.“
Was aber heißt es, ein Jünger zu sein? Jesus zu kennen und zu lieben, antwortet Mallon, „nicht nur diese wunderbaren Wahrheiten hören, über sie Bescheid wissen, sondern man muss Ihn selbst kennenlernen, nicht nur, um an Ihn zu glauben, sondern um Ihn zu lieben…“ Das sei die eigentliche Aufgabe der Pfarren. „Wir müssen alles unternehmen, um Räume zu schaffen, wo die Menschen Jesus als dem lebendigen Herrn begegnen können.“ Denn wer dem Herrn begegnet ist, den drängt es, diese das Leben entscheidende Erfahrung weiterzugeben.
Auf 363 Seiten berichtet der Autor von den Bemühungen, dieses Anliegen in seiner Pfarre umzusetzen, von so manchem Scheitern, vor allem aber auch von den vielen erfolgreichen Ansätzen, die es ermöglichten, dass St. Benedict zu einer missionarischen Pfarre geworden ist.
Was kann also getan werden? Mallon widmet ein ganzes Kapitel dem Thema einer „Kirche, die sich um sich selbst dreht“ und möglichst alles so beibehält, wie es einmal war – nur eben auf Sparflamme. Das sei ein Untergangsrezept. Die Alternative dazu, ebenfalls in einem eigenen Kapitel: „Entrümpeln: Was wir loslassen müssen, wenn wir wiederaufbauen wollen.“
Ein wichtiger Punkt dabei ist die Abkehr vom Klerikalismus, von der falschen Vorstellung, in der Kirche gebe es die Profis: Priester, Ordensleute und neuerdings vollberuflich engagierte Laien – und den Rest, der von diesen Profis betreut wird. Mallon kritisiert: „Heutzutage sind die meisten Katholiken in unseren Pfarrgemeinden trotz jahrelanger Ausbildung von Laien-Seel­sorgern immer noch unerweckte, passive Konsumenten einer ‚Religion light’.“
An mehreren Stellen betont Mallon, wie wertvoll die Alfa-Kurse sind, um lauen, aber auch bemühten Christen sowie dem Glauben fernstehenden Menschen eine Begegnung mit Jesus Christus zu ermöglichen. Diese Erfahrung sei der Grundimpuls, auf dem alles andere aufbauen könne. Menschen, die Jesus nahegekommen sind, entwickeln dann Interesse für Katechese, bekommen einen neuen Zugang zu den Sakramenten, sind bereit, sich in die Gemeinschaft einzubringen, wollen anderen von ihrer Erfahrung erzählen. Dann gehe es darum, die Charismen der Christen zu entdecken und zur Entfaltung zu bringen.
Ein Großteil des Buches beschreibt konkret, was Pfarren unternehmen können, um zu Orten der Begegnung mit Jesus Christus zu werden: Dem Sonntag Vorrang einzuräumen, Gemeinschaft zu pflegen, eine Willkommenskultur zu entwickeln, die Liturgie zu pflegen, insbesondere dem Lobpreis und der Anbetung Raum zu geben, engagiert zu predigen – mit interessanten konkreten Tipps…
Gut verständlich geschrieben, bringt dieses Buch Mallons Engagement für eine Erneuerung auf eine sehr ansprechende Weise zum Ausdruck. Dabei vermeidet der Autor jede Anbiederung an modernistische theologische Ansätze. Er zeigt vielmehr, wie es gelingen kann, sich unter den stark veränderten Bedingungen in unserer Zeit, als katholischer Jünger Christi für das Reich Got­tes einzusetzen. Ein Buch, das nicht nur eine Fülle von Anregungen für die Erneuerung von Pfarren enthält, sondern auch dem eigenen Glaubensleben wertvolle Impulse gibt.

Wenn Gott sein Haus saniert – Von einer bewahrenden zu einer missionarischen Kirchengemeinde. Von James Mallon. D & D Medien GmbH, 363 Seiten, 24,90€

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