VISION 20002/2004
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Betet um Befreiung für Europa!

Artikel drucken Gespräch mit dem Wiener Erzbischof

Herr Kardinal, welches Anliegen verbinden Sie mit einer neuen Gebetswanderung um Wien?

Kardinal Christoph Schönborn: Auf dem Weg zum Mitteleuropäischen Katholikentag möchte ich vor allem die inständige Bitte an die Muttergottes, die in Mariazell von den Österreichern, von unseren slawischen Nachbarvölkern und von den Ungarn verehrt wird, in den Mittelpunkt stellen. Die inständige Bitte, daß Maria den Weg Europas unter ihren besonderen Schutz nimmt. So wie man seinerzeit für die Freiheit Österreichs und um die Befreiung von der Besatzung gebetet hat, wollen wir nach Mariazell pilgern mit der Bitte um die Befreiung von den Fesseln des Bösen, die uns auch in Europa fesseln. Und daß Maria fürbittend ihre schützende Hand über unsere Völker hält, das ist das eigentliche Anliegen. Dieses bewußter in den Mittelpunkt stellen, das wäre mein Anliegen für einen neuen Rosenkranz um Wien.

Das heißt: der Rosenkranz um Wien soll bewußt auch dem Gebet für Europa gewidmet werden?

Schönborn: Ja, viel wichtiger als diese ganze Rhetorik, was Europa alles sein soll, ist es, für Europa zu beten, für ein Europa, in dem Christus zuhause ist, in dem Christus nicht die Tür gewiesen wird.

Meinen Sie hier auch den ganzen Bereich der Würde des menschlichen Lebens?

Schönborn: Darüber habe ich in den letzten Wochen sehr nachdrücklich gesprochen, weil das so massiv hereindrängt durch die Türen und Fenster Europas: diese Art von kollektivem Selbstmord, daß man die Kinder umbringt und jetzt auch die Alten. Das ist sicher nicht das Europa, das Christus die Türen öffnet.

“Öffnet die Türen für Christus!", das war auch das Thema des ersten Internationalen Kongresses für eine neue Evangelisierung Europas, der 2003 in Wien stattfand. Welche Bedeutung messen Sie dem Gebet für die Mission bei?

Schönborn: Alles steht und fällt mit dem Gebet. Es ist vielleicht nicht sehr originell, das zu sagen - aber es stimmt. Die diesbezüglichen Initiativen haben wie eine Welle des Gebetes die Stadtmission in Wien vorbereitet und getragen.

Einer der stärksten Momente war, als Sie nach der Heiligen Messe auf dem Leopoldsberg die Stadt mit dem Allerheiligsten gesegnet haben. Was haben Sie selbst dabei empfunden?

Schönborn: Ich erinnere mich sehr gut. Ich hab den Herrn gebeten: “Segne diese Stadt!" Einfach das. Was kann ich von Ihm mehr erflehen, als daß Er jeden Menschen in dieser Stadt segnet?

Und wie kann die Mission weitergehen?

Schönborn: Der Kongreß in Wien war ja nur der erste von vier Kongressen. Und andere Hauptstädte Europas wollen sich bereits anschließen. Jetzt bereiten wir uns auf die Mission in Paris im Oktober vor. Auch über Europa hinaus ist die Wiener Stadtmission auf lebhaftes Interesse gestoßen. Mein Wunsch ist, daß die eucharistische Anbetung an vielen Orten, in den Pfarren und Gemeinschaften neu auflebt. Dann wird das Feuer der Mission in unserem Land lebendig bleiben.

Das Gespräch führte Andreas Schätzle.


Österreich hat eine historische Rolle in Europa

Österreich hat seine historische Rolle in der Geschichte der Kirche gespielt. Möge die katholische Kirche in eurem Land auch in unserer Zeit einen großen Beitrag für die Neuevangelisierung in Europa leisten, damit die christlichen Wurzeln der Zivilisation dieses Kontinents hervorgehoben werden. Die ganze Kirche und der Bischof von Rom in besonderer Weise bitten den Heiligen Geist, damit er der Kirche in Österreich jene Kraft schenke, die unwandelbar aus dem Ostergeheimnis Christi hervorgeht.

Maria, die im Heiligtum von Mariazell verehrt wird, wache zusammen mit Euch im Gebet und im Leid: Maria, die Schmerzensreiche, Maria unter dem Kreuz.

Papst Johannes Paul II.

Aus dem Brief des Papstes an die Bischöfe Österreichs vom 8. September 1995

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