Gerade in unserer Zeit ist es so wichtig, die wunderbare Berufung der Frau zur Mutter in Erinnerung zu rufen. Der folgende Beitrag ist ein Versuch, die Größe, Schönheit und Bedeutung dieser Berufung herauszuarbeiten.
Mama, Mamma, Mummy, Maman, Mamá – das ist ein Urwort der Menschheit. Es ist das erste Wort, das ein Kind am Morgen seines Lebens spricht, wenn es das Lächeln der Mutter erwidert. Und oft ist es der letzte Ruf eines Menschen, der verlassen stirbt. In der Natur gibt es keine tiefere Verbindung zwischen zwei Wesen als die, die zwischen einer Mutter und ihrem Kind besteht. Eine Frau müsste gefühllos und abgestumpft sein, würde sie das nicht als „Wunder“ erleben, dass in ihrem Leib plötzlich ein anderes Wesen da ist – ganz ihr Fleisch, ganz ihr anvertraut und zugleich ihr doch ganz fremd, nicht ihr Fleisch, nicht ihr Eigentum, ein „Jemand“ mit eigener Würde, eigenen Rechten, ein ganz Anderer.
Was eine Mutter und ihr Kind verbindet, ist in einem Wort zusammengefasst: Liebe. Und mit diesem Wort ist nicht nur der Anfang aller Dinge beschrieben. Liebe ist auch der Weg. Liebe ist die Lösung. Liebe ist die Methode. Liebe ist das Ziel der Beziehung zwischen einer Mutter und ihrem Kind.
„Gott ist die Liebe“ heißt es in radikaler Konzentration im 1. Johannesbrief (4,16). Gott ist identisch mit der Liebe. Gott ist nichts anderes als Liebe. In welcher Religion wird das noch gesagt? Welche Philosophie hat das erkannt? Wer lehrt das noch? Niemand! Nur im Christentum wird das gesagt – nirgends sonst. Dass eine Frau eine „Mama“ werden kann, eine Nährende, Schützende, Geborgenheit Schenkende, das ist ein unglaubliches Privileg Gottes. Eine Mutter ist ganz nahe an Gott. Intuitiv, körperlich, sinnlich ist sie in der Art, wie der Schöpfer aller Dinge selbst ist.
(…) Wir Väter sehen unsere Frauen mit den Babys auf ihrem Arm – und stehen oft staunend vor dieser unfassbaren symbiotischen Einheit. Wie schön das ist, denken wir, und sind glücklich, weil wir wissen: Diese Frau würde alles für das Wohl ihres Kindes geben. Das Baby ist so gut aufgehoben bei seiner Mutter! In diesem Moment vergessen wir den Hass, den Krieg, die Klimakatastrophe. In diesem Moment glauben wir, dass die Welt in Ordnung ist. Die Liebe der Frauen zu ihren Kindern lehrt uns das.
Und so ahnen auch wir Väter, dass Gott selbst mütterlich sein muss – oder es gibt Ihn gar nicht. Gott kann das, was mit der Liebe einer „Mama“ zu ihrem Kind gegeben ist, qualitativ nicht unterbieten. Gott ist immer größer als alles, was es gibt – oder Er ist nicht Gott. Bei Menschen ist selbst die reinste Liebe noch untermischt mit Eigeninteresse. Gott aber ist reine Güte, vollkommene Selbstlosigkeit, absolutes Wohlwollen – oder man könnte ihn abtun wie irgendeine B-Ware. Tatsächlich sagt der Prophet Jesaja: „Kann denn eine Mutter ihr Kindchen vergessen? Bringt sie es übers Herz, das Neugeborene seinem Schicksal zu überlassen? Und selbst wenn sie es vergessen würde – ich vergesse dich niemals!“ (Jes 49,15)
Wo hat Gott das bewiesen? Er hat das bewiesen, indem Er sich zeigte, wie Er ist. So menschlich wie Sein Sohn. So göttlich wie Sein Sohn. In Jesus Christus ist die göttliche Liebe bis ans Kreuz gegangen. Mutter Teresa hat viel von wahrer Liebe verstanden – sie ist nicht nur ein schönes Gefühl an schönen Tagen; sie sagte einmal: „Wahre Liebe tut weh. Sie muss immer weh tun. Es muss schmerzlich sein, jemanden zu lieben; schmerzhaft, ihn zu verlassen, man möchte für ihn sterben. Wenn Menschen heiraten, müssen sie alles aufgeben, um einander zu lieben. Die Mutter, die einem Kind das Leben schenkt, leidet viel.“
Unser Gott ist ein Gott, der aus bedingungsloser Liebe für uns ans Kreuz geht. Und so fühlt auch eine Mutter, wenn sie alle Wege mit ihren Kindern geht – auch die Kreuzwege, und alle Wege der Verlassenheit. Sie liebt ihr Kind – und wird sich niemals von dieser Liebe abbringen lassen. (…)
Als Mutter hast du eine Mission, die alle menschlichen Missionen übersteigt: Du darfst die Missionarin deiner Kinder sein. Die erste und entscheidende Missionarin! Und das ist ein mindestens so großes Abenteuer, als eine Nudelfabrik hochzuziehen oder sich durch den tropischen Regenwald zu schlagen, um einem unentdeckten Stamm von Indios zum ersten Mal von der Liebe Gottes zu berichten.
Okay, du hast Fragen: Wer schickt mich? Warum gerade ich? Was deine Message ist? (…)
Wer schickt dich? Der dich gemacht hat. „Wir sind nicht das zufällige und sinnlose Produkt der Evolution. Jeder von uns ist Frucht eines Gedankens Gottes. Jeder ist gewollt, jeder ist geliebt, jeder ist gebraucht.“ Gott hat einen Plan mit dir. Du bist genau am richtigen Platz! Keiner könnte deinem Kind sagen, was du ihm sagen kannst. Dein Kind kommt aus der symbiotischen Einheit mit dir – es ist dein Fleisch und Blut. Du bist die Mitte zwischen Gott und deinem Kind. Gott setzt eben so viel Vertrauen in dich – wie dein Kind. Du bist der Kanal.
Warum gerade du? Weil du die Beste bist. Besser als jeder Profi. Besser als jede Erzieherin. Besser als der Pfarrer. Noch besser als der Vater kann eine Mutter in einem Kind etwas grundlegen, wovon dieses Kind noch 90 Jahre später – auf dem Sterbebett - zehrt. (…)
Was deine Message ist? Deine Message ist nichts, was du nicht längst weißt, wenn du glaubst: Dass es einen Gott gibt. Dass er uns aus Liebe geschaffen hat. Dass Gott über alle Maßen groß ist und wir seine Pläne nicht kennen. Dass er uns gleichzeitig ganz nah ist, sich für jeden von uns interessiert, als wären wir das einzige Wesen auf der Welt. Dass dieser Gott das Wichtigste im Leben ist. Dass Er besser weiß als wir selbst, was gut ist für uns. Dass wir hier Schmerzen haben und Krankheit, Elend, Hunger, Seuchen und Krieg ertragen müssen ... Dass Gottes Liebe aber stärker ist. Dass Oma und Opa sterben, aber nicht weg sind. Dass wir leben werden für immer.
Bernhard Meuser ist Hauptautor des YOUCAT. 2020 rief er die Initiative „Neuer Anfang“ ins Leben, die sich kritisch mit dem „Synodalen Weg“ auseinandersetzt. Der Text ist ein Auszug aus seinem Vortrag beim „Mama-Kongress“.