VISION 20004/2008
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Auf Liebe, Zuwendung, Bindung programmiert

Artikel drucken Über die besondere Berufung der Frau in einer Welt, in der die Beziehungen erkalten (Von Christa Meves)

Wer ist das - die moderne Frau? Wie stellt das Fernsehen als der große Vormacher sie dar, wie werden da die Ideale gesetzt? Nun, allemal topfit. Der Ausdruck Power-Frau entspricht diesem Bild: Flott, modisch, schlank, drahtig, erfolgreich im Beruf durch Wendigkeit, Kreativität, Fixigkeit und Selbstbewußtsein - nie alternd.

Die moderne Frau meistert Chef-, Manager- und Topberaterposten, manchmal - wie im Fluge - auch noch einen Haushalt mit Kindern und einem als Hausknecht gut angelernten Mann, von dem man sich aber gewiß nicht mehr die Butter vom Brot nehmen läßt.

Wer diesem Ideal der modernen Frau nachgeht, hat um der Karriere willen (meistens nach einigen Enttäuschungen) auf Kinder verzichtet. Manchmal ist da zwar noch ein Ableger im Hintergrund, dessen Aufwachsen man mit dem Full-Time-Job des Berufslebens “vereinbart" hat. Einige nur parken ihr Kind bei noch parat stehenden opferbereiten Großeltern. Bei höherem Einkommen werden Internate in Anspruch genommen, sonst eher Ganztagseinrichtungen staatlicher Kinderbetreuung.

Freiheit ist gewährleistet - meist in einer schicken Eigentumswohnung mit einem mehr oder weniger gediegenen Ambiente.

Aber ist die Freiheit wirklich so groß? Erzählen die Krankenberichte nicht zunehmend öfter von älteren Frauen, die nach der Lebensmitte Burn-out-Symptome, Alkoholprobleme und zunehmend häufiger Anzeichen einer tiefgreifenden Depression sichtbar werden lassen? Sind die jetzt zahlreicher werdenden Single-Frauen mit ihrer Lebensbilanz zufrieden, wenn sie älter werden? Kochen da nicht allzu häufig Leere und Einsamkeit hoch, nachdem auch allmählich die meisten attraktiven Reiseziele abgespult sind?

Es wirft sich immerhin die Frage auf: Sind wir modernen Emanzipierten nun - trotz aller äußeren Erfolge und Anerkennung als Frau in der Gesellschaft - wirklich zu der so lauthals empfohlenen Selbstverwirklichung gekommen? Haben wir Frauen uns vielleicht doch nur wieder angepaßt - an ein Bild, das die Moderne, die Öffentlichkeit von uns erwartete, das uns in der Tiefe unserer Seele aber gar nicht entspricht?

Es ist nötig, daß wir uns neu diesen Fragen stellen; denn eins ist sicher: Zukunftsfördernd ist dieses Frauenideal nicht, wenn viele ihm folgen. Wenn eine hohe Zahl der 40jährigen Akademikerinnen in Deutschland keine Kinder hat, so ist das in dieser Hinsicht sehr bedenklich und schon ganz und gar, wenn nicht wenigstens mehr Alterszufriedenheit dabei herausspringt.

(...)

Am schlimmsten wirkt sich die sich so modern gerierende Gleichheitsideologie der Geschlechter in den Schulen und Ausbildungsgängen aus. Wer erkennt denn noch, daß die These, Männer und Frauen seien von Natur aus gleich und nur die böse Umwelt bewirke unterschiedliche Entwicklung, wer durchschaut, daß diese Ideologie mit exakter wissenschaftlicher Erforschung der Psychologie der Geschlechter nichts zu tun hat? Männer und Frauen sind von klein auf unterschiedlich begabt; sie haben von klein auf unterschiedliche Interessen.

Welche sind nun die Ursachen der Entwicklung zur Gleichheitsideologie? Zunächst hat es scheinbar harmlos, ja positiv begonnen: Mit der Frauenemanzipation am Ende des 19. Jahrhunderts erhoben die Frauen ihren Anspruch auf geistige Eigenständigkeit. Dies ist gewiß legitim. Frauenbildung, Frauenkultur ist geradezu ein Kennzeichen einer hochentwickelten Zivilisation.

Freud war hier bahnbrechend. Die Frau sei dem Mann intellektuell gleichwertig, wenn gewiß auch in andersartiger Weise, postulierte er.

Diese geistige Lebenserweiterung der Frau wurde durch ihre Emanzipation sichtbar, nachdem ihre Protagonistinnen den Zugang zu den Hochschulen und die Steigerung ihrer Rechte erkämpft hatten. Das führte in Deutschland trotz der Misere in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg in den 20er Jahren zu einer erfrischend aufblühenden, kulturellen Steigerung und zu maßvollen Entscheidungsmöglichkeiten zwischen Beruf und Familie - maßvoll insofern, als für die Frau mit Kindern die Familie Priorität behielt, während die vielen kriegsbedingt unverheirateten Frauen - nach dem ersten Weltkrieg bereits - in lebenslänglichen Berufstätigkeiten ihre Begabungen auf das Fruchtbarste als Lehrerinnen einsetzten, was zu einer Hochblüte der Pädagogik und einer Steigerung der Frauenkultur führte.

Hitler mißbrauchte diesen gesunden Status durch Prämien auf Gebärfreudigkeit auf das schändlichste; denn er brauchte in seinem Allmachtwahn ja Kanonenfutter. Mehr noch geschah der Frau während der zwölfjährigen Diktatur Verführung durch ihre so intensive gefühlsbetonte, religiöse Begabung: Viele Frauen gerieten in einen dämonisierten Rausch. Der Diktator wurde zu ihrem Götzen, sodaß selbst ihre bessere Witterung für nahendes Unheil versagte und sie millionenfach einer scheinreligiösen Anbetung für den “großen Führer" verfielen, die dieser als ein Büttel des Teufels, Christus nachäffend, inszeniert hatte.

Aber nur eine kleine Zeit war es den (oft als Witwen überlebenden) Frauen des Dramas vergönnt, den wahren religiösen Maßstab wiederzuentdecken, ehe sie diesmal mit voller Breitseite von einer neuen gigantischen Verführungswelle getroffen wurden, die bis heute anhält und unser Land durchgängig einer existentiellen Krise aussetzt.

Es begann - abermals scheinbar positiv - mit der Zulassung der Antibabypille und der großflächigen Propagierung der Verhütungsmittel. Damit wurde die Frau erstmalig in der Geschichte der Menschheit, der für sie bisher kaum ausweichlichen Produktion und des Aufziehens von Nachkommen enthoben.

Was aber zunächst eine Möglichkeit zur erweiterten Selbstbestimmung der Frau und einer Abwehr von mütterlichen Überlastungen durch ein Übermaß an Kindersegen zu sein schien, zeigte in wenigen Jahren eine bedenkliche Teufelsklaue: Die Geburtenrate stürzte von 1965-1972 von 2,6 auf 1,4 Kinder pro Familie herab. Das lag nicht an den Verhütungsmitteln allein. Zeitgleich mit den rebellierenden Linken und von diesen infiziert wurde die marxistische Devise zur Eliminierung der"bourgeoisen Familie" neu aktiviert.

Die Familie wurde fortan als veraltet diffamiert; denn sie produziere die zu überwindende Ungleichheit und damit Ungerechtigkeit in der Bevölkerung, so tönte und tönt es bis heute in sozialistischer Manier. Veraltetes können wir Frauen ganz und gar nicht aushalten. Das Bedürfnis frisch, modern zu sein, ist geradezu ein weiblicher Trieb.

(...) Kritiklos rannten die Frauen einmal mehr den Schalmeienklängen der Meinungsdiktatur hinterher - diesmal mit dem Götzen Sex um jeden Preis. Das erwies sich als besonders verhängnisvoll, weil es sich bei diesem diabolischen Angriff um eine Zerstörung ihres Urbereichs handelt: Um die Eliminierung harmonischer Gemeinschaft mit dem Mann auf Lebenszeit, in fester familiärer Einbindung.

Bei diesem diabolischen Angriff handelt es sich um einen Vernichtungsfeldzug jener Urbereiche der Frau, die eine Gesellschaft überlebensfähig macht: Die nicht löschbare Sehnsucht der seelisch gesunden, natürlichen Frau nach fester Bindung ist als Schutz für ihre Kinder in der Seele der Frau eingeprägt. Das wurde vor allem durch das Tolerieren und Üblichwerden der Ehen ohne Trauschein untergraben. Das Provisorium des “Monatsgefährten" ist nicht in der Lage, das Bedürfnis der Frau nach beschützter Sicherheit zu befriedigen; denn das ist eben auf ein Nest mit schutzbedürftigen Kindern programmiert. Die Sexualität im Leben der Frau ganz vom Offensein für die Fortpflanzung abzukoppeln, bekommt deshalb ihrer Seele nicht - jedenfalls nicht über eine lange Zeit hinweg.

(...) Gravierend ist es, daß die mütterlichen Fähigkeiten der Frau, die doch auch der Mann dringend braucht, auf diese Weise mehr und mehr schrumpfen, selbst, wenn sie noch eine späte Mutter wird. Dieser Typ Frau “leistet sich" mit und ohne Bindung dann eben auch oft noch mal ein Kind. Aber eigentlich ist die Lebensweiche längst anders gestellt. Es liegt nahe, solche Einzelkinder von Anfang an im Kollektiv betreuen zu lassen. Die sich daraus entwickelnden kollektivistischen Trends in der Kindererziehung untergraben so die erzieherischen Möglichkeiten der Frau und ihre Begabungsentfaltung als Mütter in der Betreuung eigener Kinder.

Die prägende Bindung zwischen Mutter und Kind bleibt aus und bewirkt Minderung der Bindungs- und damit Ehefähigkeit in der nächsten Generation. Durch diese Entwicklung entstand in der Gesellschaft generell eine Einbuße an seelischer Substanz; denn die seelische Gesundheit der Kinder wird durch die Tendenz der Kollektiverziehung geschwächt, sodaß sich in der nächsten Generation auch die Zahl der “Loser" weiter verstärkt.

(...) Für unser Land bedeutet die Vernichtung der zentralen Fraueneigenschaften unweigerlich Genozid. Es sei denn, die diabolische Stoßkraft wird als Gefahr erkannt und der Frau wird zu einem Weg aus der Entfremdung verholfen. Dabei handelt es sich noch nicht einmal nur um die Gegebenheit, daß sie nicht mehr genug Kinder in die Welt setzt. Hinter der Eingleisigkeit einer rigiden Leistungsgesellschaft scheint mächtig bereits eine allgemeine Erkaltung der Gefühlswelt im immer mehr verkünstlichten Leben auf - als eine Folge einer unerkannten Abwertung des höchsten Wertes auf der Wertescala des Homo sapiens: der Liebe und damit eine unglücklich machende seelische Verarmung, als erstes der Frau - schließlich dadurch aber auch aller: der Männer, der Kinder und durch verbittertes Unglück auch bei den abgeschobenen alten Familienmüttern und -vätern.

Die Aufgabe der Frau in der Moderne ist also riesengroß und unaufgebbar! Ja, sie hat eben einen überzeitlichen, sogar in ihr Gehirn eingeprägten Auftrag, ohne den es Zukunft einer kultivierten Menschheit nicht geben kann. Sie ist nämlich mithilfe von Hormonen hirnmäßig auf Liebe, auf Kommunikation und Bindung programmiert. In der Liebe zu einem Mann, in der Liebe für Ihre Kinder und Großkinder läßt sich dieser als Begabung in sie hineingelegte Auftrag am unmittelbarsten - allerdings gewiß nicht ausschließlich und nicht zwingend auf diese Weise - verwirklichen.

Dieser Auftrag macht die in der Frau angelegten Möglichkeiten zu einem Superwert, ja, er ist eine Auszeichnung von Gott; denn durch Christus hat Er uns sein Ziel im Hinblick auf den Menschen sehr deutlich vor Augen gestellt: Tatkräftige Liebe für Gott und die Nächsten ist danach - zumindest laut Bibel - der höchste Wert. Mithilfe einer Kultivierung der Liebe die Menschheit zu der von Gott so gewollten Ausgestaltung zu bringen, das ist die Bestimmung der Menschheit. Damit ihr das möglich wird, sich dahin - trotz aller menschlichen Schwächen - heranzurobben, dazu hat Er im Konkreten besonders die Frau ausersehen. Deshalb hat Gott sie hirnmäßig so ausgestaltet, daß durch ihre Gefühlswärme die Liebesfähigkeit unter den Menschen steigerungsfähig wird. Leistung, Karriere, Besitz - sie sind Werte, aber doch keine Höchstwerte! Kultur, Sinnerfüllung und dadurch Lebensfreude sind nur durch die Realisierung der Liebe im Alltag zu gewinnen.

Das ist keine Utopie; denn dem dekadenten Trend aufgesessen sind ja schließlich noch lange nicht alle Frauen.

Es gibt - besonders unter den jungen auch noch natürliche, frische, gesunde. Aber umso dringlicher ist ihr Mitmachen, ihre laut artikulierte, bewußte Abwendung von diesem gekünstelten Frauenbild. Am Anfang dieser neuen Emanzipationsphase müßten die Frauen dazu angeregt werden, ihr Eigentliches, das typisch Weibliche zu erkennen, zu beachten. bzw. als einen besonderen Auftrag zu verstehen. Auf diese Weise ihre echten Begabungen zu ertasten und ein Bewußtsein über deren spezifischen Wert zu entwickeln.

Die meisten Frauen haben z. B. eher soziale und praktische Schwerpunkte, ihre Feinmotorik ist wesentlich ausgeprägter, als die des Mannes. Sie sind eher musisch, tänzerisch, sportlich und haben Freude an schöner Ausgestaltung - die meisten jedenfalls mehr als an abstrakt-logischem Denken. Die Frau interessiert sich für die Menschen neben sich, sie hat die Gabe, sich in sie einzufühlen. Sie hat das Bedürfnis, Schwächelndem zu helfen.

Wenn sie sich nicht durch den Rattenfänger der Angleichung verführen lassen, erfassen manche Frauen heute diese Möglichkeiten zur Lebenserfüllung in unserer verkopften und erkalteten Welt mithilfe ihrer ahnungsvollen Gefühlsoffenheit neu und finden dadurch sogar neu zu Gott, sodaß die Zahl der kirchengläubigen Frauen heute durch den Zuwachs an jungen Frauen hoffnungsverheißend zunimmt, und noch nicht einmal die Frauenklöster sind heute trotz aller schnöden Abwertung in der Öffentlichkeit ausgestorben.

Das ist der Menschheitsauftrag der Frau - die Hinaufpflanzung zur Menschlichkeit, zur Liebe, zur Sittlichkeit, zur Steigerung der Lebensqualität durch Einfühlung und Einwirkung auf die ihr nahen Menschen!

Auszug aus dem Vortrag gehalten auf der Tagung “Als Mann und Frau schuf ER sie" am 5. Juli 08.

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