VISION 20003/2021
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Das abgeschaffte Recht Gottes

Artikel drucken Die Freigabe der Abtreibung: ein Weg in den Abgrund (Von Weihbischof Andreas Laun)

Eine wahre Geschichte – ich freute mich sogar im Traum.  Ich träumte eine Zeitungsmeldung: Ein hoher Geistlicher sagte, Österreich müsse dringend die Fristenlösung abschaffen. Leider entspricht sie nicht der Wirklichkeit.

Als ich wach war, erinnerte ich mich ganz deutlich an den Traum und mir fiel ein: Oft schon hatte ich den berühmten Satz des römischen Staatsmanns Cato des Älteren gegen Karthago: „Carthaginem esse delendam“ (Karthago muss zerstört werden) abgewandelt zitiert: „Das Abtreibungs-Erlaubnisgesetz muss abgeschafft werden.“ Der römische Senator hat sein Ziel erreicht, ich leider noch nicht.
Im Zusammenhang damit fällt mir das einprägsame Bildwort von Friedrich Nietzsche ein:
„Wohin ist Gott? Ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet – ihr und ich! Wir sind seine Mörder! Aber wie haben wir das gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht?“
Dieser Gottesmord, der uns in die Kälte führte, erfolgte vor allem durch Abschaffung des Got­tesrechts: Das vielleicht schlimmste und mörderischste Attentat auf Gott ist die Leugnung des Rechts auf Leben jedes unschuldigen Menschen und aller Rechte, die der Mensch hat, weil er Mensch ist.
Papst Benedikt XVI. rief an­läss­lich seines Besuches in Deutschland den deutschen Politikern in Berlin das bekannte Augustinuswort in Erinnerung: „Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande“. Und er ergänzte: „Wir Deutsche wissen es aus eigener Erfahrung, dass diese Worte nicht ein leeres Schreckgespenst sind. Wir haben erlebt, dass Macht von Recht getrennt wurde, dass Macht gegen Recht stand, das Recht zertreten hat und dass der Staat zum Instrument der Rechtszerstörung wurde – zu einer sehr gut organisierten Räuberbande, die die ganze Welt bedrohen und an den Rand des Abgrunds treiben konnte.
Dem Recht zu dienen und der Herrschaft des Unrechts zu wehren, ist und bleibt die grundlegende Aufgabe des Politikers. In einer historischen Stunde, in der dem Menschen Macht zugefallen ist, die bisher nicht vorstellbar war, wird diese Aufgabe

 

besonders dringlich. Der Mensch kann die Welt zerstören. Er kann sich selbst manipulieren. Er kann sozusagen Menschen machen und Menschen vom Menschsein aus­schließen.“
Mit der Freigabe der Abtreibung geschah genau das. Der Salzburger Rechtshistoriker Wolfgang Waldstein erklärte anlässlich der Einführung der „Fristenlösung“ in unserem Land: „Damit hat Österreich aufgehört, im Vollsinn des Wortes ein Rechtsstaat zu sein.“  Wir miss­achten Gott und Seine Rechte und halten sogar Mord für unser Recht, wenn wir solches beschließen.
Unsere Rettung wäre das, was die Bibel Umdenken und Umkehr nennt. Dazu sagte Mutter Teresa:
„Der größte Zerstörer des Friedens ist heute der Schrei des unschuldigen, ungeborenen Kindes. Wenn eine Mutter ihr eigenes Kind in ihrem eigenen Schoß ermorden kann, was für ein schlimmeres Verbrechen gibt es dann noch, als wenn wir uns gegenseitig umbringen? Sogar in der Heiligen Schrift steht: ,Selbst wenn die Mutter ihr Kind vergessen könnte, ich vergesse es nicht.’
Aber heute werden Millionen ungeborener Kinder getötet, und wir sagen nichts. In den Zeitungen lesen wir dieses und jenes, aber niemand spricht von den Millionen von Kleinen, die empfangen wurden mit der gleichen Liebe wie Sie und ich, mit dem Leben Got­tes. Und wir sagen nichts, wir sind stumm. Für mich sind die Nationen, die Abtreibung legalisiert haben, die ärmsten Länder. Sie fürchten die Kleinen, sie fürchten das ungeborene Kind.
Und das Kind muss sterben, weil sie dies eine Kind nicht mehr haben wollen – nicht ein Kind mehr – und das Kind muss sterben. Und ich bitte Sie hier im Namen der Kleinen: Rettet das ungeborene Kind, erkennt die Gegenwart Jesu in ihm! Als Maria Elisabeth besuchte, hüpfte das Kind vor Freude im Schoß der Mutter in dem Augenblick, als Maria ins Haus kam.
Das Ungeborene brachte Freude. Daher versprechen wir hier, jedes ungeborene Kind zu retten. Gebt jedem Kind die Gelegenheit zu lieben und geliebt zu werden. Wir bekämpfen Abtreibung mit Adoption. Mit Gottes Gnade werden wir es schaffen. Gott segnete unsere Arbeit. Wir haben Tausende von Kindern gerettet, sie haben ein Heim gefunden, in dem sie geliebt werden, wo sie erwünscht sind, wohin sie Freude gebracht haben.
Deshalb fordere ich Sie heute auf, Majestäten, Exzellenzen, meine Damen und Herren, Sie alle, die aus vielen Ländern der Erde gekommen sind:Beten Sie, dass wir den Mut haben mögen, das ungeborene Leben zu schützen.“

Der Autor ist emeritierter Weihbischof von Salzburg.


Das Reich der Angst

Auf der Angst ruht die Macht, das Reich des Bösen. Darum steigert und verbreitet der Böse die Angst, wo immer er sein Reich begründen, ausbreiten, erhalten will. Sein Reich ist das Reich der Angst; über die Angst hinaus vermag es seine Grenzen nicht auszudehnen. Vor dem Frieden dessen, in dem Christus lebt – der Herr selbst ist der Friede nach den Worten des Apostels (Eph 2, 14) –, zerfällt die Angst und mit ihr das Gewaltreich des Widersachers und seiner Knechte. Nun fallen auch die Ketten des Fluches und der Sünde von den Geschöpfen, und sie nähern sich dem Wesen, das sie von Anfang an hatten. Der allein, der furchtlos ist in Christus, kann der Welt zum Heil werden. Auf diesen Furchtlosen wartet die Welt.

Reinhold Schneider †
Zitiert in Schott Teil I am Dienstag der 7. Osterwoche.

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