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„Ich musste aktiv werden“

Artikel drucken Einsatz für die Ungeborenen an der MedUni Wien (Manuela Steiner)

Es gibt sie, die jungen gläubigen Christen, die sich trauen, für wesentliche Anliegen des Glaubens auch öffentlich einzutreten, etwa für den Lebensschutz der ungeborenen Kinder. Ein Zeugnis:
Es braucht großen Mut und einen starken Charakter, um sich offen für das Leben stark zu machen. Als „Lebensschützer“ werde ich schnell abgestempelt und in eine Ecke gedrängt. Wenn ich mich dann noch dazu an der eigenen Uni – gegenüber meinen Lehrenden und Kommilitonen – exponiere, ist mein Einsatz umso schwieriger und verlangt mir viel ab.

Das weiß auch Georg, Mitglied der Pro-Life-Gruppe an der Med­Uni in Wien, der sich besonders unter Medizinstudenten für das Leben der Ungeborenen stark macht. Er schreibt:
„Ich studiere Medizin in Wien. Mein Studium habe ich nicht so sehr gewählt, weil ich unbedingt Arzt werden wollte, sondern eher, weil mich das komplexe Sys­tem des menschlichen Körpers einfach fasziniert. Wie froh war ich, als ich den Aufnahmetest beim zweiten Versuch schaffte. Noch heute erinnere ich mich genau an den Augenblick, als ich das Mail mit der Platzvergabe öffnete und im Wohnzimmer einen Schrei der Freude von mir gab. Außerdem habe ich einige großartige Vorbilder in der Familie: Großvater, Papa, Onkel, Cousins, etc. Mir wurde dieses Fach sprichwörtlich in die Wiege gelegt.
Was ich auch von meiner Familie mitbekam, ist die Einstellung zum Leben. Wie haben meine Brüder und ich gefeiert, wenn unsere Eltern ein neues Geschwis­terchen erwarteten! Nicht nur deshalb, weil unsere Fußballmannschaft Verstärkung bekam, sondern, weil dieses Geschwisterchen etwas Geheimnisvolles mitbrachte: klein, hilflos, große Augen. Wir wussten uns mitverantwortlich, dass es ihm gut geht.
Kinder waren immer etwas Großartiges für mich. Wie schockiert war ich, als ich hörte, dass manche Eltern ihr Kind abtreiben. Dennoch wurde ich nicht aktiv. Außer in ein paar Diskussionen unter Freunden oder in der Klasse war das Thema nicht präsent – bis ich den Film Unplanned sah. Dieser Film packte mich und stimmte mich sehr nachdenklich. Ich wusste, ich muss aktiv werden! Schlussendlich sollen meine Freunde und Kollegen der Med­Uni nicht einmal diejenigen sein, die diese Eingriffe durchführen.
Im Internet stoße ich auf „ProLife Europe“. Die jugendliche Atmosphäre, die Dynamik der Gruppe gefallen mir, sodass ich heute Teil der ProLife Europe Gruppe an der MedUni Wien bin. Im Laufe der Zeit gewinne ich den Eindruck, dass es viele junge Menschen gibt, die jedem Menschen das Leben ermöglichen wollen, dass es allerdings zu wenige sind, die sich auch aktiv engagieren – wie ich selbst lange Zeit nur zugeschaut hatte.
Diese Tatsache wird auch dadurch verstärkt, dass Abtreibung heute einen Tabustatus eingenommen hat. Auch im Medizinstudium. Dort weicht man dem Diskurs aus. Seitens der Uni wird eine Vorlesung zu „Schwangerschaftsabbruch“ abgehalten, welche eine klare Stellung für Abtreibung einnimmt. Verwunderlich, dass im Studium nicht mehr davon zu hören ist, denn im Universitätsspital werden laufend Abtreibungen durchgeführt und die ÖH forciert bereits, diesem Thema im Lehrplan mehr Gewicht zu geben.
Tatsächlich sollte das Thema mehr Präsenz am MedUni Campus gewinnen. Schließlich sind es die Ärzte und Ärztinnen, welche die Schwangeren beraten und begleiten, von denen einige Abtreibungen durchführen werden. Daher braucht man den offenen Diskurs dieses Themas und vor allem eine laute Stimme für eine lebensbejahende Medizin.
Dieser Aufgabe will ich mich stellen und habe begonnen, gemeinsam mit zwei Studienkolleginnen die PLE MedUni Gruppe auf die Beine zu stellen. Begeis­tert durch den Gruppenstart beginnen wir uns im Internet besser einzulesen, tauschen uns in Online-Meetings aus. Außerdem bekommen wir tatkräftige Unterstützung seitens des PLE Teams: Logo, Email-Account, T-Shirts, Schulungen, etc..
Schon bald machen wir eine ers­te Straßenaktion. Neben vielen positiven und ruhigen Gesprächen, sowohl mit Gleich- als auch mit Andersdenkenden, sind wir allerdings auch mit Abneigung und Ärger über unser Engagement konfrontiert. Als eine unserer Gruppenmitglieder in einer Uni-WhatsApp Gruppe Werbung für unser Recherche-Projekt machte, sind eine Reihe von Negativkommentaren und Ablehnung die Antwort.
Aller Anfang ist schwer, und wir sind noch am Anfang. Doch ich bin überzeugt, dass sich jede Anstrengung auf diesem Gebiet lohnt. Ärztinnen und Ärzte der Zukunft, die das Leben ausnahmslos schätzen und zu retten versuchen, können enorm viel bewegen. Sie nehmen in diesem Diskurs einen riesigen Stellenwert ein. Es braucht allerdings eine Menge mutiger Ärztinnen und Ärzte, die für das Leben aufstehen. Allein bewirkt man wenig, doch gemeinsam ist vieles möglich. Diese Dynamik schafft ProLife Europe. Auch unsere Gruppe würde es ohne PLE nicht geben.“

Die Autorin ist Vorsitzende von ProLife Europe


Infos über „ProLife Europe“,
deren Aktivitäten  oder konkret der Initiativen der MedUni-Gruppe findet man auf:
prolifeeurope.org

Kontaktmöglichkeit: info@prolifeeurope.org
Wer spenden möchte, kann den beigelegten Erlagschein nützen.


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