VISION 20005/2008
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Die Nacht der Barbaren

Artikel drucken Beeindruckendes Zeugnis aus der Kirche der Märtyrer

Am 25. März 2008 gedachten die Katholiken der Slowakei des “Karfreitags von Bratislava". Vor 20 Jahren gingen tausende Katholiken auf die Straße, um für Glaubens- und Meinungsfreiheit zu kämpfen. Ein Jahr später fiel der Eiserne Vorhang. Kardinal Jan Korec war einer der führenden Köpfe der Gebetsmanifestation von 1988, die das kommunistische Regime ins Wanken brachte. Aus diesem Anlaß hat der slowakische Verlag “Luc" die Lebensgeschichte des Kardinals neu in deutscher Sprache herausgebracht. Darin beschreibt Korec seinen eigenen Leidensweg und die Geschichte seines Volkes während der Zeit des totalitären Kommunismus. Dieses Werk, eigentlich die Biographie des Kardinals, wurde in mehrere Sprachen übersetzt.

Kardinal Jan Chryzostom Korec, 84jähriger emeritierter Bischof von Nitra, trat 1939 in den Jesuitenorden ein und studierte Katholische Theologie und Philosophie. Während der kommunistischen Ära wurde er 1950 geheim zum Priester und nur ein Jahr später, mit 27 Jahren, zum jüngsten Bischof der Untergrundkirche, geweiht.

Die Autobiographie des Kardinals beginnt mit der Nacht des 13. April 1950, als die Kommunisten die Klöster in seinem Land liquidierten. Diese Nacht, die das Leben der katholischen Kirche in der Tschechoslowakei verändern sollte, gibt dem Buch seinen Titel: “Die Nacht der Barbaren" schildert das Schicksal des jungen Theologen Korec, der damals im Jesuitenkolleg von Trnava Theologie studierte. Korec, noch im gleichen Jahr im Untergrund zum Priester geweiht, verbrachte dann acht Jahre in kommunistischen Gefängnissen.

Im Vorwort zu diesem Buch schreibt der verstorbene Wiener Kardinal Franz König, daß er in seinem Leben selten ein Buch so ergriffen und nachdenklich aus der Hand gelegt habe: “Das Bewegende und Ergreifende dieser biographischen Schilderungen, zum Teil im Untergrund, zum Teil im Gefängnis und Arbeitslager, ist das Hinabsteigen in die dunklen Abgründe menschlicher Existenz, äußerster Verlassenheit und doch gleichzeitig getragen von einem großen Gottvertrauen; und dies täglich in Gemeinschaft mit rücksichtslosen Umgangsformen von Verbrechern aller Art."

Korec beschreibt in dem Buch beeindruckende Szenen aus dem Gefängnis von Valdice, das mehr als 200 Priester und sechs Bischöfe beherbergte. In dieser bedrängten Zeit weihte er 120 Priester im Geheimen. Der Bischof erlebte in jenen Jahren hautnah die Leiden der unterdrückten Kirche seines Landes, aber auch den großen Heldenmut und die heroische Glaubenskraft vieler Gläubiger.

Für seinen Glaubensmut wurde Bischof Jan Korec nach seiner Rehabilitierung während des Prager Frühlings, im März 1969, in Privataudienz von Papst Paul VI. geehrt. Völlig überraschend übergab der Papst ihm seine bischöflichen Insignien: Ring, Brustkreuz, Mitra und Bischofsstab. Der Papst würdigte mit dieser einmaligen Geste nicht nur das Wirken des Bischofs, sondern stellvertretend auch den guten Kampf und das Leiden der Kirche. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ernannte Papst Johannes Paul II. Korec zum Bischof von Nitra und nur ein Jahr später zum Kardinal.

Christoph Hurnaus

Die Nach der Barbaren. Von Jan Korec, Verlag Luc, Bratislava, 448 Seiten,12,90 Euro.

Bestelladresse für den deutschen Sprachraum: Christlicher Medienversand, Christoph Hurnaus, Waltherstraße 21, A-4020 Linz, Tel/Fax: 0732-78 81 17.

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