VISION 20005/2017
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Keiner macht mich so glücklich

Artikel drucken Ricarda Gasser, eine junge Tiroler Religionslehrerin mit einem großen missionarischen Elan (Von Alexa Gaspari)

Wow! So jung und doch schon so eine starke Ausstrahlung!“ Das dachte ich, als ich ein Video mit dem Zeugnis von Ricarda Gasser, aufgenommen beim Salzburger Jugendfestival 2017, zu sehen bekam. Es ist wirklich schade, dass Sie liebe Leser, nun nicht ihre Stimme hören können, denn ihre Tiroler Sprachfärbung ist besonders nett und, bei ihrer mitreißenden Art über ihr Leben zu erzählen, wie das Tüpfelchen auf dem I. Ihr Zeugnis hatte mir so imponiert, dass ich mich unlängst mit ihr in Innsbruck in einem Café traf. Und auf Anhieb fand ich diese hübsche junge Frau ungemein sympathisch. Sie hat mir offen, humor- und temperamentvoll aus ihrem Leben erzählt.
Geboren am 26. April 1990 in Innsbruck, hat sie mit ihrer Familie dann in Imst gewohnt. Der Vater arbeitete als Tischler in einer Holzfabrik. Da die Wohnung nicht weit entfernt von seiner Arbeitsstätte war, ging er meist zu Fuß hin und zurück. Eines Abends, als er sich auf den Heimweg macht, gibt es ein gewaltiges Gewitter. Das Angebot, ihn unterwegs im Auto mitzunehmen, lehnt er dankend ab. Er möchte in seinen durchnässten Kleidern den Wagen nicht nass machen. Die Ehefrau und die zweijährige Ricarda schauen vom Fenster nach dem Vater aus, sie wissen, er ist schon unterwegs. Die 4 Monate alte Schwester schläft schon. Gleich muss er da sein. „Mama Lichti!“, ruft Ricarda, als es blitzt.
Der Vater kommt nicht, dafür sehr bald ein Anruf der Nachbarin für die Mutter: Ihr Mann liege da unten auf dem Weg. Es stellt sich heraus, dass ihn ein Blitz getroffen hat: bei seinem Halsketterl hinein und beim Fuß heraus. Die Rettung verfährt sich und so kommt es, dass der Vater minutenlang leblos und das Gehirn daher ohne Sauerstoff ist. Erst nach etlichen Minuten wird er vom Arzt wiederbelebt. Durch die beim Blitzschlag erlittenen  Verletzungen hat er kaum Überlebenschancen. Und doch wird der Vater noch 10 Jahre leben. Allerdings als schwerer Pflegefall.
 Da es in der Wohnung in Imst unmöglich ist, ihn zu pflegen, zieht die Familie – die Mutter ist gerade erst 28 – zum Großvater nach Mils. Ein behindertengerechtes Haus wird gebaut. Dort wohnt Ricarda heute noch. Der Vater ist vollkommen gelähmt, kann nicht sprechen, sich bewegen oder essen, nur mit den Augenlidern blinzeln. Man merkt wohl, wenn er sich äußern möchte, und alle paar Wochen gelingt es ihm, ein, zwei Worte zu sagen. Ansonsten kann man nur an der Bewegung der Augenlider und manchmal am leichten Nicken erkennen, dass er wohl versteht, was gesprochen wird, aber unfähig ist, sich auszudrücken.
„Ich habe immer mit ihm ferngesehen. Er musste sich halt lauter Kindersendungen mit mir anschauen,“ erzählt die Tochter. Mittels Sonde wird er ernährt. Die Mutter pflegt ihn Tag und Nacht – alleine! Nachts muss er immer wieder umgedreht werden, um nicht wundzuliegen. „Der Großvater war aber jeden Tag da und hat geholfen wo immer es ging,“ erinnert sich Ricarda dankbar. Auch für die Kinder ist es eine schwierige Zeit: Rettung oder Notarzt müssen regelmäßig kommen. Ja, er muss sogar manchmal mit dem Hubschrauber abtransportiert werden, um zu verhindern, dass er erstickt.
Die Panik, die dann alle erfasst, die große Sorge der Mutter um den Vater prägen auch die Kinder. „Dadurch haben sich viele Ängste in meiner Seele eingenistet. Ich hatte auch den Eindruck, dass ich alles perfekt machen muss.“ Zwangsläufig wird sie aber auch recht selbständig: Schon in der Volksschule macht sie die Hausarbeiten alleine und hilft zu Hause mit. „Es war schwierig, aber wir waren eine Familie,“ betont sie heute, „auch wenn der Vater in seinem Körper gefangen war“ und sie nie mit ihm plaudern konnte.
Wie der Vater das wohl ausgehalten hat? „Wenn es so war, dass er kurze Zeit ,tot’ war, denke ich, von meinem heutigen Glauben aus gesehen, dass er eine Nahtoderfahrung hatte. Und so hat er die 10 Jahre im Rollstuhl aufgeopfert und gebetet, damit seine Familie zu Gott findet. Denn für die Ärzte war es undenkbar, dass er in seinem Zustand so lange leben konnte.“ Wie denn der Glaube vorher in der Familie gelebt worden war?, will ich wissen. „Wir waren katholisch, aber rein aus Tradition. Also ab und zu in die Messe, aber keine lebendige Beziehung zu Jesus. Der Großvater hat uns immer wieder in die Messe mitgenommen, solange wir nicht in der Pubertät waren, dann wollten wir nicht mehr gehen. Er hat aber immer für uns gebetet.“
In der Reha-Klinik bekommt die Mutter die Empfehlung einer Betreuerin, es doch mit Bachblüten für den Mann zu versuchen.. „Ja, und so ist die Mutter in die Esoterik gerutscht und hat hier Halt und Sinn, ja ihre Seelennahrung gesucht. Ihr war nicht bewusst, dass dies Esoterik, ja Okkultismus ist.“ Heute leben ja viele in einem nebulosen religiösen Supermarkt, wo man sich irgendetwas, was einem gerade gefällt, herausnimmt. Ricarda bestätigt das: „So war es auch bei uns. Auch wir Kinder waren tief drinnen im Okkulten: Pendeln, Tarotkarten, Reiki – ich war etwa zwölf, meine Schwester zehn, als wir einen Reiki-Kurs mit Urkunde als Reikimeister abschlossen. Und dann: Hexenbü­cher, Buddhas in jedem Raum… Unser Haus hat ausgeschaut wie ein Indianerzelt: in jedem Fenster jede Menge Traumfänger!“ erzählt sie mit etwas bitterem Humor. Auf gläubige Menschen habe das Haus unheimlich, ja gruselig gewirkt. „Ich krieg eine Gänsehaut bei euch, ich muss aus dem Haus raus,“ hat eine Kollegin der Mutter bei einem Besuch gemeint. Ricarda braut auch einen Liebestrank, „habe aber in der Schule kein passendes Opfer gefunden,“ lächelt sie.
In der 2. Klasse Hauptschule klopft es am 28. November 2001 an der Tür der Nachbarklasse. Ricarda hört es und weiß sofort: Dieses Klopfen gilt eigentlich ihr. Sie bekommt innerlich zu verstehen, sie solle jetzt ganz ruhig bleiben. Es war, als hätte Gott sie im Herzen vorgewarnt: Der Vater ist gestorben. Gefasst beginnt sie, ihre Sachen zu packen. Da klopft es schon an ihrer Klassentür. Die tränenüberströmte Mutter – sie hatte sich in der Tür geirrt – kommt sie tatsächlich abholen. Ja, der Vater sei gestorben. „Damals hat Gott mir zum ersten Mal gezeigt, dass er da, bei mir ist und ich daher ganz ruhig bleiben könne.“
Nach dem Tod des Vaters wird alles noch schwieriger: die Mutter muss eine Ausbildung machen und arbeiten gehen. Zweifel an Gott stellen sich bei Ricarda ein: Gibt es Gott überhaupt, wenn ihr der den Papa genommen hat? „Mit 12 Jahren braucht man eigentlich einen Papa. Meine Mama hat mir alles, was sie konnte, gegeben. Aber keine Mama kann einen Papa ersetzen,“ erklärt sie überzeugt. Wenn es doch einen Gott gibt, dann kümmert er sich sicher nicht um sie, glaubt die Heranwachsende zu wissen. Sie sei auch unwert, ja abstoßend…
Doch es gibt auch Positives: In der Nacht nach dem Tod des Vaters hat die Mutter eine tiefe Erfahrung – andere werden folgen – die eine totale Abkehr von Esoterik und Okkultismus bewirkt: Buddhas, Traumfänger, Pendel, Hexenbücher, Karten – alles fliegt raus. Dafür zieht die Muttergottes ein, Kreuze kommen an die Wand. Die Mutter geht ab nun immer öfter zur Messe und auch beichten. „Sie begann ihr Leben mit Jesus zu gehen, eine lebendige Beziehung zu Ihm aufzubauen. Bibel und Heiligengeschichten hat sie gelesen. Ängste und Stress haben sich bei ihr gelegt, eine neue Ausstrahlung war zu spüren.“
Die Mutter versucht, auch die Kinder in die Messe mitzunehmen, betet mit ihnen den Rosenkranz, möchte ihnen den Glauben näherbringen. „Aus Liebe zur Mama habe ich mitgemacht, sie hat ja auch nicht locker gelassen, aber mit dem Herzen war ich da gar nicht dabei. Sogar beichten war ich zu Ostern – aber mit Widerwillen.“ Gott hat immer weniger Platz in Ricardas Leben, je älter sie wird: Partys, Alkohol, Beziehungen zu Männern – als Ersatz für den Vater. Stille erträgt sie nicht und innerlich ist sie so leer, dass sie oft nur weinen kann.
Eines Tages, im Jahr 2006, schlägt die Mutter – Ricarda ist 16 – vor, doch mit ihr nach Medjugorje zu fahren. Für diese klingt die Destination nach Urlaub, Strand, Party. Sehr gut! Später eröffnet die Mutter den Töchtern jedoch, dass es sich um eine Pilgerreise handelt. Ricarda ist schockiert: „Das kann die Mutter nicht mit mir machen, ich bin jung, in der Blüte meines Lebens, will ausgehen, feiern, Party machen. Am liebsten wär’ ich ihr an die Gurgl g’hupft. Ich mach doch keine Oma Reise, kein Pensionisten Hobby mit!“ schildert sie anschaulich ihre damalige Empörung. Die Mutter verspricht: Wenn die Töchter mitfahren, gibt es nachher eine Woche Urlaub am Meer, in Italien. Also wird gefahren.
Der Bus ist dann tatsächlich voller Pensionisten. Der Reiseleiter – über 80! Kaum angekommen zählt Ricarda die Stunden, die sie hier verbringen muss, bis der echte Urlaub beginnt. Ihr Gesichtsausdruck, ihre abfälligen Bemerkungen vor anderen Leuten lassen keine Zweifel an ihrer üblen Laune aufkommen. Die Mutter nimmt sie beiseite und bittet sie, sich zusammenzureißen und an den Deal zu halten: erst Medjugorje, dann ans Meer. Ricarda sieht, wie sich die Mutter ihretwegen schämt, und nimmt sich das zu Herzen. Um guten Willen zu zeigen, beschließt sie, beichten zu gehen.
Nun heißt es, alles aufzuschreiben: „Den A4-Zettel habe ich heute noch: vorne und hinten vollgekritzelt mit rotem Stift. In der brütenden Hitze bin ich eine Stunde oder mehr bei einem der 20 Beichtstühle angestanden. Wie an der Supermarktkassa. Meine Nervosität steigerte sich mit jedem, der weinend aus dem Beichtstuhl herausgekommen ist – ärger als bei Schularbeiten!
Wie ich den Beichtstuhl betrete, fragte ich mich, was ich da eigentlich tu? Doch der Priester hat eine unglaubliche Liebe ausgestrahlt. So habe ich meinen Zettel ausgepackt, wollte den schnell her­unterlesen und wieder gehen. Der Priester hat mich aber lächelnd gefragt, woher ich komme, wie es mir gehe… Ich gab nur kurze Antworten und wollte mit dem Zettel loslegen. Er aber hat mich in ein Gespräch verwickelt – und schließlich habe ich ihm in einer Stunde mein ganzes Leben erzählt und mein Herz ausgeschüttet. Ich habe mit dem Priester gelacht und geweint. Es war eine richtige Beichte. Die beste Therapie: Es war als würde ich von einer Krankheit geheilt, als wären all meine Masken gefallen. Es hatte sich in meinem Inneren etwas verändert, und ich wusste, in meinem Leben wird sich auch etwas verändern. Mein Herz war jetzt frei,“ strahlt sie noch heute mit weit offenen Armen.
Und noch etwas Wichtiges sagt sie: Während der Beichte war ihr klar, dass Jesus da ist, zuhört und mit ihr spricht. „Anni, du musst da rein, das ist unglaublich,“ sagt sie, kaum aus dem Beichtstuhl draußen, zu ihrer Schwester, die ungeduldig gewartet hatte. Am Abend ist Messe und Anbetung. Normalerweise ist sie da sehr ungeduldig, um zurück ins Quartier zu kommen. Doch diesmal kann sie sich von der Anbetung gar nicht losreißen. „Ich hab‘ mich wirklich mit Jesus unterhalten. Keine herzlosen Gebete, sondern ein Gespräch. Als alle gegangen sind, bin ich auf den Knien geblieben und habe gemerkt, wie sich ständig etwas verändert. Nach der Beichte verstand ich ohne weitere Erklärungen, dass Jesus mich liebt, dass niemand mich so glücklich machen kann wie Er, warum Er für mich am Kreuz gestorben ist… Damals habe ich eine erste Lebensübergabe an Jesus gemacht. Ich wollte aufhören, alles selber zu planen und besser zu wissen, was gut für mich ist, hab nun Gott die Führung überlassen. Es war der Start für einen Weg mit Gott.“ Auch für ihre Schwester wird es ein Neubeginn, und beide gehen von da an den neuen Weg gemeinsam.
Wieder zu Hause, stellt Ricarda eine große Muttergottes-Statue auf und hängt ein Kreuz an die Wand. Die Kusine, die auf sie gewartet hat, meint, Ricardas Strahlen müsse von einer neuen Liebe herrühren. „Nein, da waren nur 80-Jährige!“lacht sie.  Und doch, ist es nicht eine neue Liebe? Ab nun geht Ricarda gern, aber noch nicht sehr oft in die Messe. Unter den Lehrern und auch unter den Freunden gibt es viele Atheisten, da stichelt schon der eine oder andere, wenn es um den Glauben geht. Dann fällt es Ricarda noch schwer, zu ihrem neu entdeckten Glauben zu stehen.
Aber sie lässt kein Jugendfestival in Medjugorje aus, findet auch eine religiöse Jugendgruppe und  viele gute neue Freunde. Andererseits geht sie aber auch zu den manchmal ausufernden Partys, wo sie zuviel Alkohol konsumiert, spielt nächtelang am Computer… „In gewisser Weise war ich zwischen zwei Leben hin- und hergerissen. Das war nicht richtig.“ Zwei Jahre, so erzählt sie, dauert dieser Zustand.
Mit 18 zieht sie von zu Hause aus, teilt sich in Innsbruck eine kleine Wohnung mit einer Freundin, beginnt halbherzig mit einem Pädagogik-Studium. Eigentlich wollte sie als Kind Medizin studieren, „um meinen Papa gesund zu machen, aber das war ja nicht mehr möglich.“ Nun ist sie etwas plan- und ratlos, Vorlesungen besucht sie unregelmäßig, schwänzt lieber, geht auch unter der Woche aus und kellnert nebenbei bis spät am Abend in einem Lokal.
Dann geht eine Beziehung in die Brüche, sie ist unglücklich, weint und bittet Gott, ihr zu helfen. „Ich war in einem Loch. Doch dadurch, dass ich bereit war, auf Ihn zu hören, konnte Er auch helfend eingreifen.“ Ein anderes Studium muss her. Eigentlich will sie auf Sozialpädagogik umsatteln, merkt aber erst im Gespräch mit der Institutsleiterin, dass sie sich da für Religionspädagogik einschreibt. Dabei wollte sie nie Lehrerin werden, schon gar nicht für Religion! Da es für eine neue In­skription zu spät ist, beschließt sie das als Überbrückung zu studieren. Doch nach dem Praktikum, bei dem sie Kindern über Jesus erzählt, ist sie sicher: „Das ist meines, Gott hat mich da hingeschickt“.
In diesen Studienjahren löst sie sich nach und nach von ihrem alten Leben, entscheidet sich immer mehr ganz für Jesus da zu sein. „Ich habe aus meinem Doppelleben ein Leben für und mit Jesus gemacht“. Vieles hilft dabei: Jugendtreffen in Kundl, wo sie in Musicals mitspielt, die neue Gemeinschaft, der Unterricht, Medjugorje, ein intensives Gebetsleben, Eucharistiefeiern… Nun steht sie überall zu Gott, ganz gleich in welcher Gesellschaft sie sich befindet. Ihm hat sie die Führung ihres Lebens übergeben.
Fünf Jahre unterrichtet sie dann Religion in Serfaus, Fiss, Ladis (übrigens ein tolles Skigebiet) im Herzen Tirols, mit einer vollen Lehrverpflichtung in der Neuen Mittelschule und in den Volksschulen, Kinder zwischen 6 und 14 Jahren. Immer wieder bittet sie um Zeichen, ob das wirklich ihr Weg ist. Eines Tages sollen die Schulkinder einen Brief an Maria schreiben. Ein Bub, einer der schlimmsten, schreibt nur einen einzigen Satz und sie ärgert das zunächst. Zu Hause liest sie den Satz: „Liebe Maria, mach bitte ein Wunder, damit meine Religionslehrerin glücklich ist“ –genau das war ihr Gebet, also ein Zeichen !
Eine Woche später fragen Schüler, nachdem sie ihnen Videos vom Pfingstreffen in Salzburg gezeigt hatte, ob sie ihre Lehrerin zum diesem Treffen begleiten können. „Ich konnte es kaum glauben: Fast die halbe Klasse ist mitgefahren, auch schwierigere Schüler, die schon Alkohol- und schwerer wiegende Probleme hatten. Ich fürchtete, sie könnten dort davonlaufen. Vom Gebet hielten nicht viele etwas!“ In Salzburg übergibt sie daher die Kinder im Stillen Jesus: Er muss sich um sie kümmern. Sicherheitshalber stellt sie sich hinten im Dom zum Ausgang, um den Fluchtweg zu sichern, falls Kinder heimlich entwischen wollten. „Aber es war das Gegenteil. Die waren so berührt, haben alles mitgemacht, geklatscht, gekniet, gesungen… Meine Ängste waren ganz überflüssig. Die wollten sogar immer in die erste Reihe.“ Zurück in der Schule genieren sich ihre Schützlinge nicht für den neu entdeckten Glauben, sondern erzählen begeistert davon. Unglaublich! Und so werden die Gruppen, die jährlich nach Salzburg zum Jugendtreffen, später auch nach Medjugorje, mitfahren, immer größer.
Für Ricarda heißt das: die eingeschlagene Richtung stimmt. Nach fünf Jahren Schule spürt sie aber die Sehnsucht nach einem weiteren Schritt, ohne zu wissen, was das sein sollte. „Ich wollte schon in meinem Job bleiben, wusste aber: Jesus will noch etwas in mir stillen. Da habe ich von der Jüngerschaftsschule ge­hört und mein Herz hat gebrannt. Das ist es!“ Aber da ist die Schule, von der sie nicht einfach weg kann, und Geld hat sie auch keines. Wie soll das gehen? Sie braucht ein klares Zeichen. Ja, wenn Jesus für das nötige Geld sorgt...
Eines Tages besucht sie ein Restaurant, in dem sie sich öfters Freunde trifft. Da konnte man schon seit Monaten Zettel ausfüllen und in einen Topf werfen. „Da müssen Tausende Zettel drinnen gewesen sein und ich wusste nicht, dass an diesem Tag die Verlosung stattfinden würde.“ Als sie gerade weggehen will, wird sie von demselben Lokal aus angerufen: Wo sie denn sei? Eh hier, antwortet sie erstaunt. Sie soll sofort zur Verlosung kommen. Und dann stellt sich heraus: Sie hat den Hauptgewinn gewonnen – eine Harley Davidson! Wie unsere Leser sicher erraten, ist Ricarda nun nicht mit der Harley durch die Lande gebraust, sondern hat sie verkauft. Der Erlös: 11.000 Euro, mehr als das Doppelte von der für die Jüngerschule und den Aufenthalt in Salzburg benötigten Summe! Gott hat Humor!
„Es folgten die schönsten neun Monate meines Lebens, weil ich da ein neues Fundament legen konnte, meine Beziehung zu Jesus noch einmal ganz neu aufbauen und stärken konnte. Erst dachte ich: Ich schenke Gott neun Monate, dabei hat Er mir diese Zeit, für die ich ewig dankbar bin, geschenkt. Ich habe gelernt, was meine Identität ist: Tochter Gottes zu sein. Und auch, was meine Berufung ist: Andere Menschen zu ihrer Identität als Tochter oder Sohn Gottes zu führen.“
Im Herbst geht sie nun wieder zurück an die Schule. Ich bin sicher die Kinder freuen sich schon auf ihre nicht nur hübsche, sondern auch so liebenswerte Lehrerin, die soviel Freude ausstrahlt und weitergibt. Auch ihre eigene Erfahrung möchte sie ihnen vermitteln: Gott ist der Vater, der immer für sie da ist und wie ein Arzt all ihre Verletzungen heilen kann.
Viele Früchte erntet sie jetzt schon: Gebetstagebücher werden geführt,  Wallfahrten gemacht usw.. „Die Kinder lassen sich von Gott berühren, spüren, dass ein Weg mit Gott etwas ganz anderes ist, als ein Weg ohne Ihn. Es ist wunderbar, wie diese Kinder die Welt verändern können, wenn sie zum Beispiel Zeugnis geben. Meine Schüler tun das und erzählen von dem was sie mit Jesus erlebt haben. Damit rühren sie immer wieder Erwachsene zu Tränen, bringen sie zum Nachdenken. Ich habe große Hoffnung für unsere Jugend. Gott hat viel mit ihr vor. Wir leben in einer Zeit wo Er viel verändert, viel offenbart und viele junge Menschen Ihm ihr Leben schenken.“
Was sie den Lesern mitgeben möchte? „Egal, wo Sie stehen und wie es Ihnen gerade geht, Gott kann alles verändern, verwandeln und heilen. Ich möchte Sie ermutigen, Gott als Vater, als Papa anzunehmen, und Ihnen versichern, dass Sie vor Ihm Kind sein dürfen, Sohn oder Tochter. Er hält alles aus, was Sie Ihm sagen. Sie werden von Ihm bedingungslos geliebt ohne eine Leistung bringen zu müssen. Sie müssen Ihm nur die Führung ihres Lebens überlassen. Je mehr Sie sich Ihm anvertrauen, desto besser wird es Ihnen gehen. Er hat einen tollen Plan für Ihr Leben. Und vergessen Sie nicht, die anderen Menschen als Ihre Geschwister zu erkennen und sie auf diesen Weg zum gemeinsamen Vater mitzunehmen.“

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