Später heiraten, häufiger scheiden
Der Anteil der Menschen, die im Laufe des Lebens heiraten, hat seit 1970 stark abgenommen und das durchschnittliche Alter bei der Erstheirat ist deutlich gestiegen. Langfristig sinkende Eheschließungszahlen sind somit nicht nur auf schwächere Geburtsjahrgänge zurückzuführen. Zu Beginn der siebziger Jahre betrug die Heiratserwartung für Männer und Frauen nämlich noch über 90% , 20 Jahre später lag sie nur mehr bei 71% (Männer) bzw. 75% (Frauen). Die Scheidungshäufigkeiten werden hingegen immer größer...
Nach den Meldungen der zuständigen Gerichte wurden 1999 in Österreich 18.512 Ehen rechtskräftig geschieden. Gegenüber dem Vorjahr gab es eine Zunahme von 628 Scheidungen oder 3,5 Prozent. ... Im Jahr 1999 stieg die Scheidungsrate ... auf 40,45 je Heiraten. ... Die Scheidungen des Jahres 1999 betrafen insgesamt 20.910 Kinder, darunter 16.907 Minderjährige (unter 19 Jahren). ... Im Vergleich dazu war die Gesamtscheidungsrate Österreichs im Jahr 1971 mit 17,6% um mehr als die Hälfte niedriger als derzeit.
Pressemitteilung “Statistik Österreich" 7.024-57/00 und 7.074-107/00
Wieviel Leid verbirgt sich hinter diesen Zahlen! Vor allem bei den von einer Scheidung betroffenen Kindern. Da wundert man sich, wenn dieses Scheitern von manchen verniedlicht wird.
Un-Heilige Familie
Helmut Röhrbein-Viehoff, Referent für biblisch-theologische Bildung in der Hamburger Erzbischöflichen Kurie predigte am Fest der Heiligen Familie in St. Marien: “Auch die ,Heilige Familie' war keine ,heile Familie'! Das fängt schon an mit der ungeklärten Frage der Herkunft Jesu. Klar ist nur: Jesus ist unehelich. ... Bleibt noch die Rolle von Jesu Geschwistern. Ja, Sie haben richtig gehört: Jesu Geschwister! Die Evangelien sprechen ganz selbstverständlich von Jesu Brüdern und Schwestern; vier Brüder werden sogar ausdrücklich beim Namen genannt: ,Jakobus, Joses, Judas und Simon' (Mk 6,3; vgl Mit 13,55). Anscheinend hatten Maria und Josef bei der Namenwahl ihrer Kinder eine gewisse Vorliebe für den Buchstaben ,Jot' ... Liebe Gemeinde, die Heilige Familie war also keine konfliktfreie Zone - ganz im Gegenteil! Und daher sind wir mit unseren unvollkommenen, unvollständigen, problembeladenen Familien in bester Gesellschaft! Wir brauchen uns mit unseren angeknacksten oder auch zerbrochenen Ehen und Familien vor Jesus nicht verstecken. Er kennt das!"
IK-Nachrichten 6/2000
Statt Pseudo-Trost und Fehlinformationen (In den Großfamilien des Orients wurden auch Vettern als Brüder bezeichnet) zu verzapfen , wäre es besser, wenigstens auf die Erkenntnisse der Sozialwissenschaften hinzuweisen, die immer klarer die Wichtigkeit von stabilen Beziehungen erkennen und auf die Bedeutung des Vaters hinweisen:
Kinder brauchen Väter
Väterliches Engagement - insbesondere der Anteil von Fürsorge - hat generell Konsequenzen auf die intellektuelle und soziale Entwicklung des Kindes. Aber die Zusammenhänge sind vielschichtig... Dabei scheint das Ausmaß väterlicher Zuwendung größeren Einfluß auf die Entwicklung von Burschen als von Mädchen zu haben. Außerdem kann das väterliche Engagement sowohl direkten Einfluß (z.B. Unterweisungen) als auch indirekte Effekte (wie z.B. den besseren Familienzusammenhalt) auf die Entwicklung der Kleinkinder haben. Einige Einzelheiten wurden in verschiedenen Studien nachgewiesen:
* So wirkte sich vor allem väterliche Wärme und Zuwendung positiv auf die soziale und geistige Entwicklung der Kleinkinder aus.
* Das Spiel mit dem Vater dürfte eine nützliche Basis für die Entwicklung von sozialen Fertigkeiten sein, vor allem für die Beziehungen zu Gleichaltrigen...
* Väter dürften Kinder stärker im Hinblick auf die Werte und Muster beeinflussen, die sie ihnen weitergeben möchten. Es zeigte sich, daß die Leistungsmotivation von Mädchen im Vorschulalter mit den väterlich - aber nicht den mütterlichen - Leistungsbedürfnissen zusammenhing. Auch die Unterscheidung zwischen Sicherheit und Gefahr dürfte eher mit väterlichen Einstellungen zusammenhängen.
* Einen gewissen Einfluß zeigte in einer Studie auch der Lebensstil des Vaters: Wie sehr Vorschulkinder körperlich aktiv waren, hing nicht nur mit “Sportlichkeit" der Eltern zusammen, sondern auch dem Körpergewicht des Vaters.
Interessant ist, wie viel väterliches Engagement das kindliche Verständnis der Geschlechterrollen beeinflußt. Generell zeigen Kinder nach dem fünften Geburtstag eine stark stereotype (d.h. feststehende) Haltung bezüglich der elterlichen Rollen. Die meisten Studien der letzten 40 Jahre ergaben, daß Vorschulkinder den Haushalt als Domäne der Mutter ansehen und das Geldverdienen mit dem Vater verknüpfen.
beziehungsweise 5/2000
Es lebe die Familie!
An der Spitze der wichtigen Lebensbereiche steht die Familie. Nur für 1% der Befragten ist sie wenig oder überhaupt nicht wichtig. 89% geben ihr höchste Priorität. An zweiter Stelle folgt die Arbeit, womit alltagssprachlich wohl die Erwerbsarbeit gemeint ist. Den dritten Platz belegen Freunde und Bekannte. ... Der familiale Lebensraum ... ist ein unentbehrlicher “Wohnraum", nicht physisch, sondern ebenso, wenn nicht noch mehr, psychisch. Jene, die kein solches Dach über der Seele haben, oder dieses in einer ungewollten Trennung verlieren, indem sie verlassen werden, leiden unter psychischer Obdachlosigkeit. ... In hochmodernen Gesellschaften wird dieser Zustand bedrohlich. Denn moderne Menschen sind in ihrem öffentlichen Bereich eher geprägt durch Funktionen, Leistungen, Gesichtslosigkeit, Anonymität, damit auch durch Kälte. ... Familiale Lebensräume bilden dazu ein Gegengewicht.
Sehr wichtig:
Familie 89%
Arbeit 66%
Freunde, Bekannte 44%
Freizeit 39%
Religion 20%
Politik 10%
Die Wertewelt der ÖsterreicherInnen Europäische Wertestudie - Österreichteil 1990-2000
Religion spielt somit eine eher untergeordnete Rolle. Welche merkwürdige Beziehung die Österreicher zum Glauben haben, zeigen detaillierte Daten:
Glaube ja - aber nicht christlich
Religion erlebt in Österreich keinen “Boom", hat aber gegenüber 1990 einen deutlich höheren Stellenwert. Die subjektive Religiosität der Österreicher ist in den vergangenen 10 Jahren in allen Altersgruppen gewachsen, drei Viertel der Bevölkerung verstehen sich als “religiöse Menschen". 1999 glauben mehr Österreicher (83%) an Gott als 1990 (77%), auch das Vertrauen auf ein Leben nach dem Tod hat zugenommen (1990: 44%, 1999: 50%). Die Zuwächse ereignen sich vor allem bei den jüngeren Menschen.
“Trost und Kraft aus dem Glauben" ziehen heute 58% der Österreicher, das sind signifikant mehr als vor 10 Jahren (47%). Zwei Drittel der Österreicher nehmen sich manchmal “Zeit für ein Gebet, zur Meditation, zur inneren Einkehr oder ähnlichem". Auch dieses Bedürfnis hat in den vergangenen 10 Jahren zugenommen (1990: 59%)
Das Gottesbild hat sich insgesamt im Vergleichszeitraum nur wenig verändert. Der christliche “persönliche Gott" kommt der Einstellung von 31% am nächsten (1990: 28%), 51% hingegen tendieren eher zu einem Gott der als “höheres Wesen" charakterisiert ist (1990: 48%).
... Die Ergebnisse bestätigen die These, daß eine stabile kirchlich-christliche Religiosität durch eine Tendenz, sich individuell seine Religiosität aus einer Fülle von weltanschaulichen Elementen zusammenzusetzen, abgelöst wird. Interessant ist, daß nicht die Jungen, sondern die Älteren eher an einem weltanschaulichen Mix interessiert sind. Damit kann die These aufgestellt werden, daß mit zunehmender Lebenserfahrung religiöse Bedürfnisse nicht mehr ausschließlich von einer Religion abgedeckt werden können bzw. die Erfahrungen einer einzelnen weltanschaulichen Position nicht mehr “ausreichen".
Aus Christian Friesl/Reinhard Zuba: ÖsterreicherInnen und die Religion" in “Im Mittelpunkt das Ich - Wertewandel der ÖsterreicherInnen 1990-2000" (Kurzfassung)
Die Wohlstandsgesellschaft entdeckt also ihre religiösen Bedürfnisse - und befriedigt sie nach bewährten Konsummustern: Sie wählt aus dem reichhaltigen Sinnangebot nach persönlichem Bedarf aus. Daß das Angebot der Kirche einzigartig ist, wird zu wenig erkannt. In dieser Zeit wachsender Religiosität sollte dies die Christen zu einem glaubwürdigen Zeugnis herausfordern.
Die Medien in der Hand weniger
Bereits mehr als drei Viertel der rund drei Millionen österreichischen Haushalte ... verfügen über Kabel- oder Satellitenanschluß. Die Tendenz ist weiter steigend, sowohl die Kabel- oder Satellitenausstattung nimmt zu, und auch die Zahl der angelieferten Radio- und Fernsehprogramme steigt unablässig weiter. Derzeit müssen sich die 12 ORF-Radioprogramme gegen 51 österreichische Kommerzradios behaupten, und die beiden ORF-Fernsehprogramme haben es in den zitierten mehr als drei Viertel der österreichischen KaSat-Haushalte mit durchschnittlich bis zu 34 vorwiegend deutschsprachigen Mitbewerbern zu tun, in manchen Haushalten mit sogar bis zu 75.
Auf dem Printsektor und bei den Kommerzradios sind ausländische Medienkonzerne tonangebend. Hier ist schon sehr viel Terrain verlorengegangen. Die vielfältigen Eigentumsverflechtungen auf dem Printmedienmarkt sind bekannt. Max Dasch, der Präsident des Verbandes Österreichischer Zeitungen, schrieb 1998 in den “Salzburger Nachrichten", daß mehr als “60 Prozent der Druckauflagen von Tageszeitungen und ebensoviel des Anzeigenumsatzes" österreichischer Tageszeitungen maßgeblich vom Ausland bestimmt werden. (Mittlerweile sind es bereits 70%.) Und weiter sagt Max Dasch: “Bei den Privatradios, auch ein Beispiel für die Liberalisierungspolitik heimischer Provenienz, sieht das nicht anders aus. Von den insgesamt 51 kommerziellen Mitbewerbern im Radio, die jetzt “on air" sind, sind bereits 12 direkt mit ausländischen Medienhäusern kommerziell verflochten, 13 stehen unter wesentlichem ausländischem Management-Einfluß."
Auszug aus dem Referat v. ORF-Generalintendant Gerhard Weis beim Symposium “Zukunft der Information" im ORF-RadioKulturhaus am 3. und 4. Mai 2000
Diese Konzentration ist eine äußerst bedenkliche Sache, gibt sie doch wenigen die Macht, das Informationsangebot zu steuern und damit die Meinung von vielen zu lenken.
Verkehr stark umweltbelastend
Dicke Luft auf Österreichs Straßen. Die CO2-Emissionen durch den Kfz-Verkehr haben in den neunziger Jahren dramatisch zugenommen. “Der Kfz-Verkehr verursacht heute in Österreich um ein Viertel mehr CO2-Emissionen als vor 10 Jahren", schlägt Wolfgang Rauh vom VCÖ-Forschungsinstitut Alarm. Brisant ist auch die Zunahme der CO2-Emissionen des Flugverkehrs. Flugzeuge sind bereits für 12% der CO2-Emissionen des Verkehrs verantwortlich. Tendenz stark steigend. ...Der enorme Anstieg im Verkehrsbereich ist der Grund, daß Österreich massive Probleme hat, das Kyoto-Klimaziel zu erreichen. Österreich hat sich verpflichtet, bis zum Jahr 2008 die CO2-Emissionen um 13% zu senken (vom Niveau des Jahres 1990).
VCÖ-.Presseaussendung v. 5.6.2000
Trotz der Beteuerungen der Automobilclubs ist Autofahren immer noch zu billig.
Nur noch Minderheit für Abtreibung
Die Zustimmung zur Abtreibung geht in den Vereinigten Staaten zurück. Nur noch 43 Prozent der US-Amerikaner äußerten ihre Zustimmung zum geltenden liberalen Abtreibungsrecht... Vor zehn Jahren waren es noch 56 Prozent. Das geht aus einer Umfrage der Rutgers-Universität im Auftrag der “Los Angeles Times" hervor. 57 Prozent der Befragten sahen in der Abtreibung einen Mord. Gleichzeitig forderte die Hälfte von ihnen aber, daß die Entscheidung hierüber der Frau und dem zuständigen Arzt überlassen bleiben sollte.
... 85 Prozent der Befragten sprachen sich für eine restriktivere Handhabung des Abtreibungsrechts aus. Nach ihrer Ansicht sollten Schwangerschaftsabbrüche nur bei physischer Gefahr für die Frau vorgenommen werden, und nicht bei Gefährdung ihrer psychischen Gesundheit. 66 Prozent sahen ferner das Risiko einer Schädigung des Fötus als Abtreibungsgrund an.
... Das Problem der Abtreibung spielt auch für den Wahlkampf eine entscheidende Rolle, wie die Umfrage bestätigte. So äußerten 34 Prozent der Befragten, daß für sie die Haltung des Präsidentschaftskandidaten in dieser Frage entscheidend für ihre Stimmabgabe sei.
Kathpress v. 20.6.2000
Und noch eine erfreuliche Meldung gibt es in Sachen Lebensschutz zu berichten:
Nein zur Euthanasie
Die Justizkommission des US-Senats hat einem Gesetz zugestimmt, das die ärztliche Hilfe zum Selbstmord verbietet. Die Bestimmung war bereits im Oktober vom US-Repräsentantenhaus angenommen worden und bedarf nun noch der Abstimmung im Senat sowie der Unterschrift von US-Präsident Bill Clinton. Nach dem Gesetz ist es Ärzten verboten, zum Tode führende Medikamente zu verschreiben. Gleichzeitig wird eine wirksamere Anwendung von Medikamenten zur Schmerzlinderung empfohlen. Bei Verstößen droht eine Höchststrafe von bis zu 20 Jahren Haft. Mit dem neuen Gesetz reagierte das Parlament auch auf anders lautende Bestimmungen im US-Bundesstaat Oregon. Dort haben nach amtlichen Angaben bisher 43 Menschen von dem landesweit einzigen Euthanasie-Gesetz Gebrauch gemacht. Die Bürger hatten Ende 1997 dem Gesetz über erlaubte Sterbehilfe zugestimmt, nachdem es bereits 1994 verabschiedet, aber juristisch angefochten worden war. Mit einer Zweistimmenmehrheit hat sich das Parlament der spanischen Region Katalonien gegen die Legalisierung der aktiven Euthanasie entschieden. Die Republikanische Partei von Katalonien hatte die Gesetzesvorlage eingebracht..
Kathpress 28.4.00