VISION 20005/2022
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…werdet ihr erkennen, dass ICH BIN

Artikel drucken Die großartige Botschaft des Grabtuchs von Turin (Gertrud Wally)

1988 macht die Nachricht, das Grabtuch von Turin stamme aus dem Mittelalter, weltweit Schlag­zeilen. Die mit einem neuen, treffsicheren Verfahren heuer veröffentlichte Datierung, das Grabtuch sei 2000 Jahre alt, wurde ebenso ignoriert wie viele andere entsprechende Forschungsergebnisse seit 1988. Und dabei ist dieses Grabtuch Träger der herrlichen Botschaft, dass Jesus, Gottes Sohn, wahr­haft auferstanden ist.  

Frankreich, Deutschland, Österreich, Italien in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts… In Europa brodelt es unter einer noch scheinbar ruhigen politischen Oberfläche. Doch bald kündigen sich Revolutionen an. 1848 erscheint das Kommu­nis­tische Manifest von Karl Marx. Verborgene Kräfte, die bis heute agieren, planen einen „internationalen Umsturz“. Da greift der Himmel ein. Jesus erbittet in Tours, in Frankreich, (ca. 70 Jahre vor den Erscheinungen Mariens in Fatima), von der Karmeli­tin Marie de St. Pierre die Verehrung seines heiligen Antlitzes als stärkste Waffe gegen Kommunismus, Atheismus, Nihilismus etc.  und zur Sühne für alle Blasphemien, Gotteslästerungen, Sakrilegien gegen die  Heilige Eucharistie und die Entheiligung und Entweihung des Sonntags. Für diese Wiedergutmachung hat Jesus selbst Sr. Marie de St. Pierre das Sühnegebet des „Goldenen Pfeils“ diktiert.
Warum die Verehrung seines heiligen Antlitzes?
Seit jeher suchte der Mensch, das Antlitz Gottes zu schauen, eine Schau, die er seit dem Sündenfall verloren hatte. Der Anblick Gottes ist ihm verwehrt, sonst müsste er sterben. In Ex 20,4 hat Gott ausdrücklich verboten, ein Bild von Ihm zu machen. Dem Judentum und dem Islam ist dieses Bilderverbot bis heute heilig und wurde sogar im sogenannten Bilderstreit (Ikonoklasmus) im christlichen Byzanz des 8. und 9. Jahrhunderts als Vorwand genommen, Christusikonen zu zerstören.
Nach vielen kirchlichen Schwierigkeiten blühte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwar die Verehrung des heiligen Antlitzes auf, insbesondere durch den französischen Laien Leo Dupont und die kleine hl. Theresia vom Kinde Jesu, aber das wahre Antlitz Christi wurde erst durch das fotografische Negativ des Grabtuches von Turin 1898 entdeckt. Seither beschäftigt sich die Wissenschaft mit diesem Leichentuch Christi und enthüllt dem staunenden Betrachter das ganze katholische Kerygma, Passion, Tod und Auferstehung Jesu Christi.
 So kann man z.B. Folgendes feststellen: grausame Misshandlungen beim Hohen Rat wie der ausgerissene Bart, Geißelspuren auf dem rechten Auge, an Nacken und Nase, Spuren der Dornenkrone auf der Stirn, und Spuren von Stürzen beim Kreuztragen auf dem Weg nach Golgotha auf der Nase und dem rechten Auge.
Die Komplementärreliquie des Grabtuches, das Schweißtuch von Oviedo, zeigt ein blutiges Lungenödemgemisch aus Mund und Nase und verweist somit auf den Tod durch Kreuzigung. Am Grabtuch sind diese Spuren ebenfalls vorhanden.
Der gelassene, majestätische Gesichtsausdruck ist wiederum ein Hinweis auf die Todesart, nämlich einen Herztod, eine sogenannte Perikardtamponade. Manche Grabtuchforscher wollen auf dem Antlitz Jesus sogar Schriftzeichen erkennen, die Verurteilung und Bestattungserlaubnis wiedergeben.
Die Gewebezwischenräume des Leinens sind nicht durch Verwesungsflüssigkeit zementiert, aus Mund und Nase gibt es keine Verwesungsanzeichen. Das heißt wiederum, dass dieser Tote noch nicht verwest war, als das Bild entstanden ist. Die Blutspuren sind unverschmiert, klar und deutlich abgezeichnet, die Fibrinolyse (Erweichung der Blutkrusten nach dem Tod) ist nachweislich 36-40 Stunden nach Todeseintritt gestoppt.
Das ist wiederum ein Hinweis, dass dieser Tote nicht manuell aus dem Tuch entfernt worden sein kann, denn sonst wäre das Gewebe zerrissen und die Blutspuren verschmiert. Der Tote ist also vor der Verwesung und ohne  manuelle Entfernung aus dem Tuch verschwunden und hat dabei sein Bild hinterlassen – ein Hinweis auf ein nicht wiederholbares Ereignis, die Auferstehung Jesu!
Englische und amerikanische Grabtuchforscher, die sowohl christlichen als auch jüdischen Glaubens sind, haben aber noch mehr bei der Betrachtung des hl. Antlitzes entdeckt. Insbesondere die Blutspur auf der Stirn, die wie ein Dreier aussieht, hat in der jüdischen Mystik eine besondere, faszinierende Bedeutung. Für die Wissenschaft ist dieser Dreier, hervorgerufen durch stichartige Verletzungen durch die Dornenkrone, ein Hinweis auf venöses Blut, die beiden Blutspuren, die ihn flankieren und wie ein Einser aussehen, verweisen eher auf arterielles Blut. Für gläubige, christliche Betrachter vielleicht  ein Hinweis auf den dreifaltigen Gott: ein Gott in drei Personen.
Ein frommer Jude erkennt aber in der Spur des Dreiers den hebräischen Buchstaben shin, der im Hebräischen eine enorme Bedeutung hat. Er ist der erste Buchstabe des Wortes Shaddai, Allmächtiger. Er kommt auch im Namen Yeshua (Jesus) vor. Er ist der erste Buchstabe des Wortes Shalom, Frieden und hängt mit dem Wort Shelemut, Vollendung zusammen. Er ist auch der erste Buchstabe des Wortes Shechina, die majestätische Präsenz Gottes, der herabgestiegen ist, um unter den Menschen zu wohnen. Shechina ist die sichtbare Manifestation der Präsenz des unsichtbaren Gottes. Er bedeutet auch Stille, Seelenruhe, verzehrendes Feuer, Gericht, zermalmen, seine ursprüngliche Bedeutung ist Zahn.
Er ist der erste Buchstabe des Shema Israel, das schriftlich in der Mezuza aufbewahrt wird, einer länglichen Schriftkapsel, die außen an der Wohnungstür (Türpfosten) frommer Juden angebracht wird. Der Türpfosten erinnert übrigens an Ex 12,22 und an das Blut des Lammes, das die Israeliten vor der Plage des Würgeengels bewahrt hatte. Das Shema Israel wird von orthodoxen Juden  sowohl auf der Stirn als auch um das Handgelenk geschlungen getragen und fordert sie auf, Gott mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft zu lieben.
Ein anatomischer Querschnitt durch ein menschliches Herz zeigt sogar die Struktur des Shin und erinnert den gläubigen Juden, dass Gott das Shema Israel den Menschen ins Herz geschrieben hat.
Dieser Buchstabe Shin wird auch in der jüdischen Liturgie, im Aaronsegen verwendet, wobei der Kohen (Priester, heute Rabbi) das Shin mit  seinen Händen bildet, wenn er den Priestersegen über das Volk spricht.
Shin erinnert auch an Shub, Umkehr zum Guten und an Yom Kippur, den großen Versöhnungstag, bei dem im Alten Testament alle Sünden vergeben wurden, Gott durch das Blut der Opfertiere Sühne geleistet und der Bund mit Gott erneuert wurde.
Sogar die geographische Lage der Stadt Jerusalem birgt die Form Shin durch die Position dreier Täler (das Ben Hinnom-Tal, das Tyropöon-Tal und das Kidron-Tal), und verweist auf Dt 16,2, an den Ort, den der Herr als Ort des Pessachopfers und als Wohnsitz für seinen Namen erwählt hat . („Du sollst Jahwe, deinem Gott, als Pascha Schafe und Rinder schlachten an der Stätte, welche Jahwe erwählt, um seinen Namen dorthin zu legen.“)
Für die Juden des Alten Testaments war übrigens der Tempel in Jerusalem mit seinen Tieropfern der Ort der Sündenvergebung. Von nun aber sollte das Blut Christi,  Mittel und „Ort der Sündenvergebung“ sein. Dies alles sind Assoziationen, die einem jüdischen Betrachter beim Anblick des Antlitzes Jesu auf dem Grabtuch von Turin auffallen könnten.
Von der Blutspur des Dreiers ist der darunterliegende Blutstropfen nicht zu trennen. Er erinnert an den Buchstaben Yod und ist der kleinste Buchstabe im hebräischen Alphabet, aber mit immenser Bedeutung. So ist er der Ursprung aller Buchstaben und verweist auf Gottes Allgegenwart. Er ist der erste Buchstabe des unaussprechlichen Namens Gottes, Yahwe, der erste Buchstabe des Namens Yeshua, Jesus, und der erste Buchstabe von Yisrael. Er ist aber auch der letzte Buchstabe im Namen Gottes, Shaddai, und Adonai (Herr). Er scheint in den ersten, hebräisch geschriebenen Worten von Genesis 1,1 auf. Er ist Zeichen des Geis­tes, des „göttlichen Funkens“. Er bringt das „Werde“  in die Schöpfung. Er ist aber auch Zeichen der Demut und hat die ursprüngliche Bedeutung „Hand“ (Lk 1,66; Apg 11,21, vgl. auch den „Finger Gottes“ Lk 11,20).
So ist der erste und der letzte Buchstabe des Namens Gottes, Shaddai, auf der Stirn des Gekreuzigten abzulesen, wie Johannes in der Geheimen Offenbarung (Apk 22,13) verkündet: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Ers­te und der Letzte, der Anfang und das Ende“.
Mehrmals sagt Jesus beim Evangelisten Johannes „Ich bin“ (vgl. 8,28; 10,7; 10,30 etc.) und nimmt somit für sich den unaussprechlichen Namen Gottes in Anspruch. Dies war auch der Grund für seine Hinrichtung, der allerdings aus politischen Gründen von den Hohen Priestern in das Verbrechen des „Volksverführers, Aufwieglers und Aufrührers“ umgemünzt wurde. Nun zeigt aber das Grabtuch von Turin, dass die Worte Jesu (Jh 8,28) und damit das Zeugnis seiner Gottheit „wenn Ihr den Menschensohn erhöht haben werdet, dann werdet Ihr erkennen, dass ich bin“, durch Gott Vater selbst an Hand der oben genannten, ausgerechnet durch die Spottkrone hervorgerufenen und noch heute sichtbaren Blutspuren bestätigt worden sind, wobei man nicht außer Acht lassen darf, dass all diese Blutspuren, wie das Bild des Gekreuzigten selbst, nur durch die Auferstehung, die Bestätigung seiner Gottheit, möglich sind.
Denn ohne Auferstehung gäbe es keine so klar gezeichneten Blutspuren und überhaupt kein Bild. Somit wird der Gekreuzigte des Grabtuches von Turin nicht durch die Passion, sondern allein durch die im Tuch verschlüsselte Auferstehung als Herrn über Leben und Tod, als Gottes vielgeliebten Sohn identifiziert.
Jedem nach der Wahrheit suchenden Betrachter können diese Blutspuren ungeahnte Möglichkeiten der Kontemplation bieten. Der liebende Blick auf das Antlitz Jesu verweist demnach nicht nur auf Passion, Tod und Auferstehung, sondern auf das „Werk“ der hl. Dreifaltigkeit, wie es Jesus den Juden mehrmals gesagt hat : „Wer mich sieht, sieht den Vater“ (Joh 14,9) bzw. wie es bereits im Psalm 22,32 heißt („Er (der Herr) hat es vollbracht“) und wie Jesus durch seinen Ruf „Es ist vollbracht“  (Joh 19,30) bestätigt. Die Verehrung des hl. Antlitzes führt demnach zur Anbetung der hl. Dreifaltigkeit, wie Jesus selbst es Sr. Marie de St. Pierre  und auch mehrmals im 20. Jahrhundert angedeutet hat:
„Im Haupt spiegelt sich der Vater, im Mund das Wort, Er selbst, und in den Augen, die voller Liebe strahlen, der Heilige Geist.“
Deshalb ist die Verehrung des hl. Antlitzes in einer Zeit drohenden Religionssynkretismus bzw. eines „Friedens, einer Harmonie aller Religionen“ und einer angestrebten Gleichschaltung aller „monotheistischen Religionen“  auf Kosten der Gottheit Christi so wichtig, abgesehen von der drohenden Gefahr eines weltumspannenden, religionshassenden Kommunismus, getarnt durch „philantropische Manipulationen“, wie wir sie derzeit erleben.

Gertrud Wally ist Autorin des Buches: Er sah und glaubte - Grabtuch von Turin und Schweißtuch von Oviedo. Zwei Reliquien für das dritte Jahrtausend. Bernardus-Verlag, 146 Seiten, 14,60 €.

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