VISION 20006/2022
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Die Bibel hat doch recht

Artikel drucken Bestätigt durch archäologische Funde (Karl-Heinz und Louisa Fleckenstein)

Wer eine von den Autoren geleitete Pilgerreise im Heiligen Land erlebt, macht die Erfahrung: Ich bin auf den Spuren Jesu gewandelt – in Jerusalem, am See von Genezareth, in Nazareth, in Emmaus… Überall haben Archäologen steinerne Zeugen von Orten ausgegraben, die in den Evangelien als Wir­kungsstätten des Herrn beschrieben werden.

 
Das Lazarusgrab in Bethanien  

Papst Benedikt XVI. erklärt in seinem Buch „Jesus von Nazareth“: „Jesus ist kein Mythos, Er ist ein Mensch aus Fleisch und Blut. Er steht ganz real in der Geschichte. Wir können die Orte nachgehen, die Er gegangen ist. Wir können durch die Zeugen Seine Worte hören. Er ist gestorben, und Er ist auferstanden.“ Jesus ist in der Tat der berühmteste Mann der Geschichte. Er wird weltweit geliebt und von Millionen Menschen verehrt. Unsere gesamte Zeitrechnung orientiert sich an dem Mann aus Nazareth. Ein Mann, der vom Heiligen Geist gezeugt und von einer Jungfrau geboren wurde.
Er hat unheilbar Kranke geheilt und hungrige Massen gesättigt. Er strahlte Zuversicht und Frieden aus. In Seinem Charisma war Er der Mensch, der all das Gute in sich vereinte. Deshalb konnte Er niemandem etwas Böses antun. Und dennoch – oder gerade deswegen – starb Er einen qualvollen Tod. Aber hat Er auch wirklich gelebt? Gibt es Beweise für Seine Existenz? Es geht immerhin um einen Menschen, der vor zwei Jahrtausenden lebte, starb und nach den Berichten der Evangelisten von den Toten auferstand.
Das Neue Testament spricht von zwölf Jüngern, die sich um Ihn scharten. Sie erzählten Seine Lebensgeschichte und gaben so den christlichen Glauben an die Menschheit weiter. Von Jesus persönlich gibt es kein direktes Zeugnis. Skeptiker behaupten, Er hätte niemals existiert, Er sei eine reine Erfindung, bestenfalls eine gute Geschichte, die man gerne weitererzählt.
Die meisten Wissenschaftler halten jedoch die biblische Überlieferung als Beleg für die Exis­tenz Jesu für glaubwürdig. Historiker bezeichnen den Tod Jesu als das am besten belegte Ereignis der Antike. Seit dem 19. Jahrhundert versuchen Altertumsforscher Belege für die tatsächliche Existenz des Jesus von Nazareth zu finden. Immer noch entdecken sie „Mosaikteile“, die sehr gut in das Bild passen, das die Bibel von Ihm malt.
Durch Funde und Daten lässt sich die Zeitspanne zwischen uns und dem Mann von Nazareth überbrücken und das Lebensmilieu des historischen Jesus rekonstruieren: die Umstände Seiner Geburt in Bethlehem, die stillen Jahre in Nazareth. Synagogen werden ausgegraben, in denen Jesus nicht nur Seine Botschaft verkündet, sondern auch Kranke geheilt hat. Römische Straßen, auf denen Jesus mit Seinen Jüngern gewandert ist, sind heute wieder zum Teil als „Jesus-Trail“ aktualisiert. Aus dem Schlamm am Ufer des Sees von Tiberias sind die hölzernen Überreste eines Bootes ans Tageslicht gekommen mit Anker, Münzen und Gewichten sowie Geräten, die sich auf die Tätigkeit der Fischer der damaligen Zeit beziehen.
Auch das Wirken Jesu im Herodianischen Jerusalem lässt sich rekonstruieren: auf dem Ölberg, am Bethesda-Teich oder am großen Wasser-Reservoir von Schiloe. Dazu die Orte Seiner letzten Tage: der Garten von Getsemani, die Festung Antonia auf der Nordwest-Seite des Tempels, der Palast des Herodes mit seinen eingebauten Türmen, der Hinrichtungsort Golgota außerhalb der Stadtmauer und Seine Begräbnisstätte in den verlassenen Steinbrüchen.
Die Archäologen bringen aus dem Kulturschutt versunkene, biblische Städte wieder ans Tageslicht, sodass diese wieder zu einem würdigen Ort für die Heilig-Land-Pilger werden. Mit Hacke, Schaufel und Pinsel sind sie dabei, um als „Detektive der Vergangenheit“ Indizien auszugraben, die vergangene Zeitepochen mit ihren Menschen und deren Lebensgewohnheiten uns lebendig vor Augen stellen.
Ans Licht gebrachte Gebrauchsgegenstände, Küchenkeramik, Steinkrüge für rituelle Waschungen, Öllampen, wertvolle Alabastergefäße für wohlriechende Salben, Basaltsteine zum Mahlen von Getreide, Ölmühlen, Steinböden der Häuser, monolithische Türschwellen, Holz- und Schlammdächer, die täglichen Brotbacköfen ergeben ein beeindruckendes Puzzle und holen den Alltag zur Zeit Jesu in die Gegenwart herein.
Dabei zeigt die Altertumswissenschaft, wie präzise die Evangelien sind, wenn es darum geht, die Stätten des Wirkens Jesu zu dokumentieren. Die vier Evangelisten laden geradezu ein, ihre Aussagen zu überprüfen: „Kommt und seht, wie sich alles wirklich so zugetragen hat!“ Mit Wissensdurst und Spürsinn folgen die Wissenschaftler den his­torischen Spuren.
All diese sichtbaren Zeugnisse bewegen bis heute unzählige Menschen, ins Heilige Land zu reisen, das man als die Heimat Jesu bezeichnet. Diese oft noch „heißen“ Spuren an den zentralen Orten Seines Wirkens haben das Leben vieler von Grund auf verändert.
 Wir selbst durften das versunkene Emmaus-Nicopolis als Ausgräber mit vielen freiwilligen Helfern ein Stück ans Tageslicht bringen, wo der auferstandene Jesus sich den beiden Jüngern beim Brotbrechen offenbart hatte, als sie Ihn als fremden Wanderer unerkannt in ihr Haus eingeladen und Ihm Gastfreundschaft gewährt hatten

    
Karl-Heinz Fleckenstein bei Ausgrabungen
in Emmaus-Nicopolis
 

Mit einem international zusammengewürfelten Team von Volontären hatten wir bei dem Grabungsprojekt ein gemeinsames Ziel vor Augen: die Quellen und greifbaren Ursprünge des christlichen Glaubens an diesem biblischen Ort zu entdecken. Eine Grabungsteilnehmerin formulierte es so: „Was habt ihr denn gefunden? Das war mit Abstand die meist gestellte Frage. Obwohl wir in dieser Hinsicht einiges vorzuzeigen haben wie Gefäße aus byzantinischer Zeit, römische Münzen, antike Glasampullen und vieles mehr, haben die Grabungen in unserer Seele uns noch erstaunlichere Funde gezeigt: Jesus war mittendrin. Die Erfahrung Seiner Jünger wurde zu unserer ganz persönlichen Erfahrung. Jesus trat in unsere Mitte und redete mit uns. Dieser Schatz kann nicht in einem Museum ausgestellt werden.“
Die Ausgrabungsprojekte im Heiligen Land geschehen also nicht um ihrer selbst willen. Sie sind ein Indiz für die nahtlose Verehrung eines biblischen Ortes durch die Jahrhunderte. So wollen beispielsweise das Haus des Petrus in Kafar­naum oder das Haus des Kleophas in Emmaus erneut dem pilgernden Gottesvolk seine Türen öffnen, damit der auferstandene Jesus selbst das Brot für alle bricht, indem Er sich selbst austeilt.
Somit bleibt das Heilige Land ein Fanal dafür, dass Gott in einer ganz bestimmten Zeit, in einem ganz bestimmten Volk und in einem ganz bestimmten Land Mensch geworden ist. Deshalb laufen die Christen nicht einem Phantom nach. Sie dürfen sich vielmehr auf die Spuren Jesu begeben, die beginnen am Ort der Verkündigung in Nazareth über die Stätten Seiner Wunder bis hin zur Stelle Seiner Himmelfahrt auf dem Ölberg.

   

 

 
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