VISION 20006/2001
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Du bist mein kleiner Sonnenschein

Artikel drucken Geschichte einer wunderbaren Heilung

Eines Tages entdeckte Karen, daß sie wieder schwanger war und ein zweites Kind erwartete. Sie freute sich sehr. Einen dreijährigen Sohn, Michael, hatte sie bereits. Ihm wollte sie helfen, sich auch auf das Baby vorzubereiten und sich mit ihr zu freuen.

Bei einer Ultraschalluntersuchung stellte der Arzt fest, daß ihr zweites Kind ein Mädchen ist. Jeden Tag und jede Nacht sang Michael nun seiner kleinen Schwester, die in Mutters Bauch wuchs, ein Liedchen vor. So wuchs zwischen ihm und seiner kleinen Schwester eine Beziehung. Er liebte sie und freute sich auf sie, noch bevor sie geboren war und er sie sehen konnte.

Endlich kam Michaels Schwester zur Welt - eine schwere Geburt. Es stand sehr kritisch und ernst um das kleine Mädchen. Die Tage schleppten sich hin und dem Mädchen ging es immer schlechter. Der Kinderarzt bedauerte, daß er den Eltern mitteilen mußte, für das Kind bestehe nur wenig Hoffnung. Sie sollten sich auf das Schlimmste gefaßt machen. Karen und ihr Mann hatten in ihrem Haus schon ein eigenes Zimmer für das Baby hergerichtet. Jetzt sollten sie womöglich ein Begräbnis vorzubereiten.

Michael hörte nicht auf, seine Eltern zu bitten, ihn zu seiner Schwester zu lassen. “Ich möchte ihr etwas vorsingen," sagte er immer wieder.

Als das Mädchen die zweite Woche auf der Intensivstation lag, sah es so aus, als ob es das Ende der Woche nicht mehr erleben würde. Michael quengelte ständig, er wolle seiner Schwester etwas vorsingen. Es war jedoch strengstens verboten, Kinder auf die Intensivstation mitzunehmen. Schließlich entschied Karen, Michael einfach mitzunehmen, ob man es ihr erlauben würde oder nicht! Wenn er seine Schwester jetzt nicht zu sehen bekam, würde er sie sicher nie mehr lebendig sehen können. Sie zog Michael einen viel zu großen Arbeitsanzug an und betrat mit ihm so die Intensivstation. Er sah wie ein wandelnder Wäschekorb aus.

Die Stationsschwester erkannte in ihm dennoch den kleinen Jungen und forderte streng: “Bringen Sie das Kind hier heraus! Es ist Ihnen ja bekannt, daß Kinder diesen Raum nicht betreten dürfen!"

Karen schleppte Michael zum Bettchen seiner Schwester. Er schaute das winzige Baby zärtlich an, das seinen Kampf ums Leben zu verlieren schien. Nach einer kurzen Stille begann Michael mit der klaren, hellen Stimme eines Dreijährigen zu singen: “Du bist mein kleiner Sonnenschein, mein einziger Sonnenschein. Du machst mich glücklich, wenn der Himmel auch grau ist und voller Wolken..."

Sofort schien das Baby zu reagieren. Der Puls verlangsamte sich und wurde stabiler. “Sing weiter, Michael," ermutigte Karen ihren Sohn mit Tränen in den Augen. “Du wirst niemals wissen, mein Liebling, wie sehr ich dich liebe. Bitte, nehmt mir nicht meinen kleinen Sonnenschein."

Während Michael für seine kleine Schwester sang, legte sich das rasselnde, mühevoll Atmen des Babys. Es begann sanft und ruhig zu atmen. “Sing weiter, mein Schatz!" Und Michael sang: “Vorige Nacht, mein Liebling, habe ich geschlafen und geträumt, ich hätte dich in meinen Armen gehalten."

Michaels kleine Schwester entspannte sich immer mehr und lag jetzt ganz ruhig in ihrem Bettchen. Eine heilende Ruhe schien allmählich von ihr Besitz zu ergreifen. “Sing ruhig weiter, Michael," nun konnte sich auch die strenge Stationsleiterin der Tränen nicht mehr erwehren...

Am Tag darauf, also nur einen Tag später, ging es dem kleinen Mädchen schon so gut, daß es nach Hause mitgenommen werden konnte.

Diese Geschichte hat Bischof Honesto Ongtioco am 15.7.1999 während einer Predigt im Krankenhaus der Steyler Missionsschwestern in Manila, Philippinen, erzählt.

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