VISION 20006/2001
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Reichtum - für die Kirche gefährlich

Artikel drucken (Vittorio Messori)

Das Problem der deutschen Kirche ist die Kirchensteuer. Die Kirche hat zu viel Geld. Für die deutsche Kirche wäre es besser, wenn sie weniger Geld hätte. Ich habe mich darüber auch mit Kardinal Ratzinger unterhalten und auch er hat mir geantwortet: Die Kirche in Deutschland sei zu reich und zu organisiert. Auch wenn der Glaube in Deutschland vollkommen verschwinden würde, die Kirche als Institution würde weiterbestehen und ihr Apparat würde weiter funktionieren. Die Kirchensteuer ist ein archäologisches Relikt. Die Nähe zwischen Staat und Kirche in Deutschland ist auch ein protestantisches Prinzip. Der Fürst war eben der Chef der Kirche.

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Die Gefahr ist heute, daß die Kirche sich in einen humanitären Agenturbetrieb verwandelt, in eine mitmenschliche Organisation. Viele Priester sprechen mehr über sozialpolitische Themen als über das ewige Leben. Warum? Oft deswegen, weil sie selbst nicht mehr an Auferstehung, Himmel, Hölle, Fegfeuer und die Göttlichkeit Christi glauben.

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In der Kirche wird zu viel über Moral und zu wenig über Glauben gesprochen. Die Moral ist aber nur eine Konsequenz aus dem Glauben. Die Ursache ist der Glaube, und der wird leider oft ignoriert. Ein guter Teil der unzähligen kirchlichen Dokumente sind den Konsequenzen, die sich aus dem Glauben ergeben, gewidmet. Niemand spricht über den Glauben als solchen. Dabei ist das Thema die eigentliche Wahrheit des Evangeliums selbst. Und bevor die Kirche über die Konsequenzen aus dem Glauben, wie moralisches oder soziales Verhalten spricht, muß sie über den Glauben sprechen.

Vittorio Messori

Auszug aus einem Interview des bekannten italienischen Journalisten in PURmagazin 9/2001

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