VISION 20004/2013
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Ein Wesen, das in Ewigkeit leben wird

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Einem Kind das Leben zu schenken – heißt das nicht, es absehbarem Leid auszusetzen? Vor allem in einer so bedrohlichen Lage der Welt?

Zukunftsangst, die Sorge, dem Kind nicht alles bieten zu können und es nicht vor dem Schlimmsten bewahren zu können, sind das heute nicht Gründe für niedrige Geburtenfreudigkeit in Europa? Aber es gibt auch noch andere Gründe: Viele Paare verharren jahrelang in einem Status der Vorläufigkeit, andere, die sich auf eine Ehe eingelassen hatten, gehen auseinander: Diese Ungewissheit ist kein guter Nährboden für die Vergrößerung einer Familie. Nicht zu unterschätzen sind auch die – nicht nur ökonomischen – Kosten, die ein Kind mit sich bringt.
(…) Muss man solche Sorgen zerstreuen? Ja und nein: Das Leben ist nun einmal kein ruhig dahin fließender Strom. Soll man menschliche Weisheit predigen und sagen, dass die guten Momente die schlechten überwiegen?
Man sollte eher den natürlichen durch einen übernatürlichen Realismus ergänzen. Ein schwieriges Leben, ein beeinträchtiges, ja sogar ein verpatztes, ein zerbrochenes Leben – all das gibt es. Und wird es immer geben. Aber zunächst einmal ist da das Leben! Das Leben selbst. Eine erste Gabe, die alles weitere erst ermöglicht. Jeder hat seine Geschichte, mit Gutem und Bösem. Aber zunächst einmal ist da das Geschenk des Lebens. Die Talente, die Gaben, die Erfolge, all die möglichen und erdenkbaren Gnaden, wie auch die Schmerzen – alles hängt an dieser Anfangsgnade.
(…) Im Grunde genommen sollte uns der Zustand der Welt (wahrscheinlich ist er weder schlimmer noch besser als jeder andere) uns nicht an vorhersehbare und unvorhersehbare Schwierigkeiten denken lassen, es sollte nicht unseren Elan bremsen, sondern ihn vielmehr beflügeln.
Weil eben so viel änderungsbedürftig, neu zu erfinden ist, ja weil so vieles der Rettung bedarf, ist es dringend notwendig, dass sich Leben vervielfacht, damit auch Glaube, Hoffnung und Liebe sich vervielfachen können.
(…) Denn menschlich gesehen können ein Mann und eine Frau nichts Schöneres, nichts Größeres tun, als mit Gott zusammenzuwirken, damit an einem bestimmten Ort im Universum und in einem Moment der Geschichte ein neues Wesen hervortritt, das es bis dahin nicht gegeben hat – ein Wesen, das von da an in Ewigkeit leben wird. Die beiden sind damit nicht Schöpfer im eigentlichen Sinn, denn nur Gott erschafft die unsterbliche Seele. Allerdings sind sie so intim als Zeugen und Handelnde mit dem Geschehen dieser Geburt verbunden, dass man sie als Mitschöpfer bezeichnet.

Alain Bandelier
Famille Chrétienne v. 18.-24.8.07

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