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Für Thron und Altar

Artikel drucken Der Aufstand in der Vendée gegen Frankreichs Revolutionäre (Christoph Hurnaus)

Der Slogan „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ war das Programm der Revolutionäre während der Französischen Revolution. Auch heute wird diese Losung von Politikern und Intellektuellen gerne verwendet, um ihre politischen Ideale darzustellen, wie zuletzt von Alexander van der Bellen, dem Präsidentschaftskandidaten der Grünen.
Dass die Französische Revolution, die diesen Kampfesruf ge prägt hat, ein Gewaltregime etabliert hat, das ganz Frankreich in ein Meer von Blut und Tränen verwandelte, ist heute leider zu wenig bekannt. Es ist daher ein besonderes Verdienst von Michael Davies, dem Herausgeber dieses Taschenbuches, dass er uns den Aufstand der katholischen Bauern in der Vendée wieder in Erinnerung ruft.
In der Einführung zu seinem Buch Für Thron und Altar spricht der Verfasser davon, dass es in der gesamten Kirchengeschichte wohl kein edleres und inspirierenderes Kapitel gab als das des heldenhaften Kampfes, den die Menschen der Vendée geführt haben, um ihre Altäre und ihren König zu verteidigen.
Eines der ersten Gesetze, das die Revolutionäre nach ihrer Machtübernahme erließen, war „Die Zivilkonstitution des Klerus.“ Dieses Dekret verlangte, dass alle Bischöfe und Priester unter Androhung von Strafmaßnahmen und des Verlustes ihres Amtes einen Eid auf die Revolutionsverfassung abzulegen hatten. 118 von 125 Bischöfen verweigerten diesen Eid, tausende Priester gingen in den Untergrund oder flohen in Nachbarländer. Als die Revolutionäre im September 1792 Frankreich zur Republik erklärten, verurteilten sie König Ludwig XVI. mit knapper Mehrheit zum Tode und köpf­ten ihn am 21. Jänner 1793.
Als die Nationalgarde begann, alle eidverweigernden Priester festzunehmen und aus Protest gegen die oben erwähnten Maßnahmen, kam es zu einem ersten Aufstand unter den Bauern der Vendée, die stark mit der katholischen Kirche und ihren Priestern verbunden waren. Den unmittelbaren Anlass für den Aufstand in der Vendée bildete jedoch das Dekret der Generalversammlung vom 24. Februar 1793, durch das 300.000 Männer im Alter zwischen 17 und 40 in die Revolutionsarmee eingezogen werden sollten.
 Die Bauern in der Vendée wollten um keinen Preis in einer Armee dienen, die ihren König umgebracht und ihre Priester verfolgt oder vertrieben hatte. Mit dem Ruf „Für Gott und König“ und ihren typischen Abzeichen, die das „Heiligste Herz Jesu“ und die „Cocarde Blanche“, das Symbol der legitimen christlichen Monarchie zeigten, zogen sie gegen eine gut gerüstete Armee in den Kampf.
Da die Bauern keine ausgebildeten Soldaten waren, suchten sie sich ihre Anführer vorwiegend aus den Reihen der Aristokratie. Unter ihren Heerführern gab es allerdings auch ganz einfache Menschen wie Jaques Cathelineau, genannt der „Heilige von Anjou“, der zuvor als Hausierer in der ganzen Region bekannt war und später zur  mythischen Gestalt wurde. Weitere bekannte Anführer jenes Kampfes waren Charette, Stofflet, Bonchamps, Monsieur Henri…
Die Bauern der Vendée traten nicht geschlossen als Armee in den Kampf, sondern in kleinen Einheiten, die aus Männern der jeweiligen Region bestanden. In nur wenigen Wochen hatten die kämpfenden Bauernarmeen bis auf wenige Städte große Teile der Vendée eingenommen. Napoleon bezeugte später die Tatsache, dass die Bauernverbände ohne Widerstand bis nach Paris hätten marschieren, es einnehmen und die Revolution hinwegfegen können.
Doch nach jedem großen Sieg kehrten die Bauern der Armee den Rücken, um wieder auf ihren Höfen zu arbeiten. Nach den anfänglich vernichtenden Niederlagen gegen die Bauernarmeen schickte der Staat immer neue Soldaten an die Front. Der Konvent entschied, dass die Vendéer vernichtet werden müssten.
So kam es schließlich zu grauenhaften Massakern wie den Massenerschießungen in Angers, wo man Katholiken zu 50 in einer Linie aufstellen und erschießen ließ. In Nantes wurden 5.000 Katholiken, Priester, Männer, Frauen und Kinder paarweise gefesselt, in Bootsladungen auf die Loire gebracht und grausam ertränkt.
Eine besondere Form der Ertränkung wurde als „republikanische Hochzeit“ bezeichnet, bei der ein Mann und eine Frau nackt ausgezogen, aneinander gebunden, verspottet und dann in die Loire geworfen wurde.
Manche Historiker bezeichnen die Gräueltaten, die während des Aufstands in der Vendée an Katholiken verübt wurden, als die schlimmsten Christenverfolgungen seit der Zeit der ersten Christen. Sie sollten erst im 20. Jahrhundert von den Morden und Exekutionen der Bolschewiken übertroffen werden.
Bei seinem Frankreichbesuch im September 1996 würdigte Papst Johannes Paul II. die Bewohner der Vendée als Männer und Frauen, die mutig genug waren, um der Kirche Jesu Christi treu zu bleiben zu einer Zeit, als deren Freiheit und Unabhängigkeit bedroht waren. Der Papst sprach davon, dass es bewegend sei zu sehen, dass die Menschen der Vendée ihren Pfarreien und ihren Priestern trotz der Grausamkeit der Verfolgung treu blieben.
Dieses Taschenbuch erzählt in ungemein spannender Weise die Geschehnisse des Kampfes in der Vendée und porträtiert die großen und kleinen Protagonisten dieses ungleichen und ausweglosen Kampfes. Viele dieser einfachen Menschen wurden durch ihren Mut zu wahren Helden und Märtyrern für den Glauben und die Rechte ihres Volkes.

Für Thron und Altar. Von Michael Davies, Sarto Verlag, 10,20 Euro.

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