VISION 20002/2003
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Der selige Ladislaus Batthyány

Artikel drucken Botschaft an uns (Von Dominik Batthyány)

Wenn die Menschen doch beten würden! Alle Politik, alles Elend, alles wäre gut, nur Gebet, warmes, stürmisches Gebet zum himmlischen Vater. Er wartet darauf! Er will es! - Und die Welt?" Diese Zeilen schrieb der Österreicher und Ungar Ladislaus Fürst Batthyany Strattmann, auch Arzt der Armen genannt, am 22. Jänner 1926 in sein Tagebuch. Nun wird er am 23. März in Rom vom Heiligen Vater selig gesprochen. Wer war dieser Mann?

Heiligmäßig war Ladislaus' Leben zu Anfang keineswegs - und eben dies macht ihn zu einem besonders menschlichen Beispiel für uns: Am 28. Oktober 1870 wurde er als Sproß des ungarischen Adelsgeschlechts in Dunakiliti in Ungarn geboren. Seine Kindheit war schwierig und belastet. Sein Vater Josef, kaiserlich-königlicher Kämmerer und Obergespan von Wieselburg, verließ seine Frau und seine acht Kinder und trat zum Protestantismus über, um eine zweite Ehe eingehen zu können.

Der Bub ist noch nicht ganz zwölf Jahre alt, als seine Mutter stirbt. Nicht nur die Schulleistungen des Jungen sind mangelhaft, sondern auch sein Benehmen. Als er im Jesuitenkolleg Weihwasser mit Tinte vermischt, muß er die Schule verlassen. Der Vater bringt ihn ins Jesuitenkolleg nach Kolacsa. Doch auch hier rebelliert er und gerät in Streit mit einem Lehrer deutscher Herkunft. “Sau-Preuß!", beschimpft er ihn; und einen Jesuitenpater, mit dem er später freundschaftlich verbunden bleiben sollte, sperrt er in die Sternwarte des Kollegs ein.

Erneut muß er - diesmal knapp vor der Matura - die Schule wechseln. Und wieder greift der von der Familie getrennte Vater ein: Er schickt ihn nach Ungarn, wo der Bub die Reifeprüfung schließlich absolviert. Auf Wunsch des Vaters studiert er dann ein Semester an der Wirtschaftshochschule in Wien, findet daran aber keinen Gefallen. Aus einer seiner flüchtigen Liebesbeziehungen stammt eine Tochter, für die er lebenslang Verantwortung tragen sollte.

Schließlich studiert er in Wien Chemie, Philosophie und Astronomie. Im Schloß Kittsee auf dem Dach hat er eine eigene kleine Sternwarte, ein Laboratorium und eine Entwicklungskammer für Fotos. Dort im “Laboratorium Sirius" wird allerlei erzeugt: Schnäpse, Magenbitter, Haar- und Mundwasser. Sein Leben ist unstet, ohne Ziel, geprägt von den Schicksalsschlägen der Kindheit und seinem zum Cholerischen neigenden Charakter.

Doch im Alter von 25 Jahren tritt die Wende ein: Er beschließt Medizin zu studieren, wovon er schon als Kind geträumt hatte. Und am 10. November 1898 heiratet er Gräfin Maria Theresia Coreth, die Frau seines Lebens, die ihn entscheidend beeinflußt.

13 Kinder schenkt “Misl" ihrem Mann. “Eine so innige Familienbeziehung, eine so liebevolle Atmosphäre und vergnügte Heiterkeit habe ich nirgends und auch nur annähernd so herzlich erlebt", erinnerte sich einer der Erzieher. Aus dem jähzornigen Kind und unsteten Studenten wird ein zufriedener, gewissenhafter, ausgeglichener Mann mit starkem Willen und guter Tageseinteilung. Zeitgenossen beschreiben ihn als “beherrscht und sachlich, fröhlich und humorvoll".

Er genießt das Zusammensein mit Freunden. “Gesellschaften" oder “Salonkonversation ohne Zweck" aber meidet er. Lieber setzt er sich an den Bettrand seiner Patienten. “Meine Kinder und meine Kranken, das sind meine Schätze", soll er immer wieder gesagt haben. Seine Frau ist ihm eine treue Begleiterin und Assistentin im Spital. “Eigentlich gab es die Hoffnung, daß die beiden als Ehepaar selig gesprochen werden. Das wäre adäquat und ein wunderbares Zeichen gewesen", weiß P. Anton Bruck, Franziskanerprovinzial und Pfarrer von Güssing.

Im Jahr 1900 promoviert er zum Doktor der Medizin. Schon zwei Jahre zuvor hatte er neben seinem Schloß im burgenländischen Kittsee aus eigenen Mitteln ein damals modernes Krankenhaus errichten lassen. 1915 zum Fürst und Chef der Familie Batthyány geworden, verläßt er infolge des Friedensvertrages von Trianon das Krankenhaus Kittsee, das fortan weiter besteht, und übersiedelt mit seiner Familie auf den Hauptsitz Schloß Körmend nach Ungarn, wo er ein weiteres Krankenhaus einrichtet und seine Arbeit fortsetzt.

Mit seinem Vermögen, von dessen Einkünften er mehr als zwei Drittel für “seine Kranken" aufwendet, kann er viel Gutes tun. Geld nimmt er von seinen Patienten nicht. Als Dankeschön jedoch bittet er sie ohne aufdringlich zu sein - falls sie katholisch sind - ein “Vater unser" und “Gegrüßet seist du Maria" zu beten. Wer Schmerz leiden muß, dem zahlte der Fürst, der sich später auf Augenleiden spezialisierte, gleichsam als Schmerzensgeld, einige Gulden. Er kommt auch für Medikamente und Reisekosten seiner Patienten auf, von denen er täglich 100 behandelt.

Seinen Dienst am Kranken beginnt und beendet er mit einem Besuch beim Allerheiligsten in der Hauskapelle und versteht sich als Werkzeug Gottes. Bewußt will er nicht nur den Körper, sondern auch die Seele heilen. Jedem seiner “lieben Kranken" schenkt er ein Herz-Jesu-Bildchen, auf dem zu lesen ist: “Nimm dieses Bildchen als fromme Erinnerung an unser Spital, und wenn Du glaubst, uns etwas Dank zu schulden, so bete für uns alle. Du bist zu uns gekommen um für Deinen Körper Gesundheit zu finden. Vergiß Deine Seele nicht, die so kostbar ist, daß Christus am Kreuz für sie starb. ... Gehe also bald zu den hl. Sakramenten, denn nur Deine guten Werke werden Dich im Grab beglücken. Nimm die Worte aus eines Freundes Mund, bedenke sie oft, und das göttliche Herz, dessen Bildchen hier ist, gebe Dir seinen Segen dazu." Auch schreibt er für seine Patienten eine Broschüre mit dem Titel: “Kleiner Abriß der katholischen Glaubenslehre."

Jede Operation beginnt er mit einem Gebet, bezeichnet die betreffende Stelle mit dem Kreuzzeichen und dankt nach der Behandlung gemeinsam mit dem Patienten Gott. Seine Schwester erinnert sich an eine rührende Begebenheit: “Ein armer Handwerker hatte sich beide Augen schwer mit Kalk verbrannt - ein Auge war gleich verloren, das zweite schien unrettbar. Nun betete Laczi und seine zahlreiche Familie für die Rettung, und der liebe Gott erhörte sein Gebet. Als Laczi von dem geheilten Mann Abschied nahm, kniete sich der Kranke nieder, darauf Laczi auch - und so fanden wir die beiden gegenüber am Boden, Gott dankend. Es war rührend: Laczi holte dann noch aus seinem eigenen Kasten Schuhe und Wäsche, und so schieden sie."

Während er gegenüber seinen Patienten und als Patronatsherr auch in 13 Pfarrkirchen und mehreren Schulen großzügig aus seinem Vermögen spendete, versuchte er seine Kinder zu einem bescheidenen und arbeitsreichen Lebensstil ohne Standesdünkel und Luxus zu erziehen. In seinem Tagebuch schreibt er: “Eigentlich ist jeder Mensch nur so viel wert, als er vor dem lieben Gott wert ist, denn die Eigenschaften, die wir im Menschen hochschätzen auf Erden, sind Rechtschaffenheit, Wahrhaftigkeit und Nächstenliebe, und alle diese und die anderen nicht aufgezählten sind ja natürliche Folgen der Gottesliebe."

Der Fürst stand fest im Leben: als Familienvater, Laie und Arzt. Um seine große Familie war er in steter Sorge, und seine Kinder erinnerten sich mit Liebe und Heiterkeit an ihn. Das Gebet prägte das Familienleben. Eine innige Verehrung der Muttergottes und eine tiefe Liebe zur Eucharistie prägen sein Leben. Jeden Morgen versammelte sich die Familie zur Messe in der Schloßkapelle, wo der Fürst häufig selbst ministrierte und auf der Orgel für die musikalische Gestaltung sorgte.

Seine finanziellen Angelegenheiten und alle familiären Sorgen vertraute er dem heiligen Josef an. Sein Glaube war innig, tief, lebendig und kindlich: So schrieb er einmal in der Not der Kriegsjahre ein Gebet auf ein Bildchen des heiligen Josef und ernannte ihn liebevoll zu seinem “Finanzminister".

1931 stirbt der tieffromme Mediziner und Familienvater im Ruf der Heiligkeit. In seinem Testament schreibt er: “Als eine der Hauptaufgaben meines Lebens habe ich mir zum Ziel gesetzt, mit meiner ärztlichen Tätigkeit der leidenden Menschheit zu dienen und auf diesem Wege Dinge zu vollbringen, die Gott wohlgefällig sind. ... Diese Arbeit war der Quell unzähliger Gnaden und all der geistigen Freude, welche in meiner Seele und in den Seelen eines jeden meiner Familienmitglieder herrschte. Aus diesem Grunde danke ich - wie stets in meinem Leben - auch an dieser Stelle meinem Schöpfer aus tiefstem Herzen, daß er mich zum Arzt berufen hat. Wenn ihr glücklich sein wollt, macht andere glücklich."

Am Tag des Begräbnisses im burgenländischen Güssing ist Kardinal Piffl zwar krank, aber er läßt es sich nicht nehmen, den Toten selbst einzusegnen, denn “einen Heiligen segnet man nur einmal in seinem Leben ein".

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