VISION 20001/2019
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Unser ewiges Leben hat schon begonnen

Artikel drucken Ein Appell, die „letzten Dinge“ nicht auszublenden (Christof Gaspari)

Das Leben in unseren Tagen hat ein besonderes Merkmal: Wir sind fast pausenlos – jedenfalls solange wir halbwegs fit sind – mit etwas beschäftigt, haben Auf­gaben zu erfüllen, Anrufe, SMS zu beantworten, Dinge zu erle­digen, Pläne zu schmieden, Infos zu verarbeiten, Konsumangebote zu nutzen… Es bleibt wenig Zeit, sich mit den wesentlichen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen. Etwa mit Fragen wie: Woher komme ich? Was ist das eigentliche Ziel meines Lebens? Was geschieht nach dem Tod?

Mit solchen Fragen wird man am ehesten konfrontiert, wenn Zeugen Jehovas an der Türe stehen und über die Bibel reden wollen. In der Kirche werden sie jedoch eher selten angesprochen, bei Begräbnissen, aber auch da wird eher beteuert, dass letztlich doch alles ein gutes Ende findet. Wer aber die Bibel zur Hand nimmt und nachliest, was Jesus diesbezüglich sagt, merkt, dass der Herr doch immer wieder auch vom endgültigen Scheitern spricht. Allerdings passt diese Botschaft nicht in unsere Zeit, die sich unerschütterlich dem Fortschrittsglauben verschrieben hat.
Offen gestanden: Obwohl ich mich allein schon durch die Arbeit für Vision2000 viel mit Fragen des Glaubens beschäftige, kommen auch bei mir Gedanken über Tod, Gericht, ewiges Leben eher zu kurz – mit zunehmendem Alter treten sie allerdings immer öfter in mein Bewusstsein. Wirklich beschäftigt hat mich das Thema jedoch in den letzten Monaten aufgrund einer Erfahrung, die ich kurz erzählen möchte.
Ein guter Freund aus der Jugendzeit, mit dem wir nur noch einen sehr losen Kontakt hatten, rief im Sommer irrtümlich bei meiner Frau an. Nach seinem Befinden befragt, erzählte er, es ginge ihm schlecht: Lungenkrebs. Wir nahmen ihn in unsere Gebetsliste auf und hielten danach telefonisch Kontakt. Seine Situation verschlechterte sich, weil er die Chemotherapie gar nicht vertrug. Unseren Urlaub im Oktober verlegten wir an einen Ort, von dem aus wir ihn besuchen konnten. Und da erfuhren wir, dass er die Absicht hatte, sich in der Schweiz, assistiert von der Sterbehilfe-Organisation „Dignitas“, das Leben zu nehmen (ein Termin stand schon fest). Und das nach einem Leben, das er – jedenfalls nach dem, was er selbst erzählte – in totaler Gottferne verbracht hatte…
In so einer Situation kommen Gedanken an die ernsten Warnungen der Schrift vom breiten Weg hoch, „der ins Verderben führt, und es sind viele, die auf ihm gehen“. Uns wurde bewusst, dass uns der Herr auf diese dramatische Situation aufmerksam gemacht hatte, damit dieses Kind Gottes nicht verloren gehe, denn Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Wir haben daraufhin einen Gebetssturm mobilisiert, viel Kontakt mit dem Freund gehalten, viele Priester haben Messen für ihn gefeiert… Jedenfalls starb der Freund nicht bei „Dignitas“, sondern in einem Wiener Spital, versehen mit der Krankensalbung.
Warum ich diese Geschichte erzähle? Weil sie uns, meiner Frau und mir, bewusst gemacht hat, wie sehr Gott will, dass alle Menschen gerettet werden, wie real aber auch die Gefahr ist, dass jemand auf ewig verloren geht. Diese Gefahr dürfen wir nicht schönreden, vor allem in einer Zeit, in der Gottferne das Leben der Mehrheit unserer Mitmenschen prägt. „In Österreich glauben mehr Leute an Esoterik als an Gott“ betitelte Der Standard heuer einen Artikel, der die Ergebnisse einer Umfrage über den Glauben zusammenfasste.
Diese Gottferne fordert uns Christen heraus. Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wenn viele in Gefahr sind, ihr Lebensziel zu verpassen: das ewige Leben bei Gott. Denn „unsere Heimat ist im Himmel“, wie uns der Apostel Paulus im Epheserbrief sagt. Dorthin zu gelangen, ist kein Selbstläufer – auch für Christen nicht, gerade in Zeiten, in denen die Verwirrung, der Verlust an Orientierung so weit verbreitet sind. Auch daran erinnert uns der Apostel Paulus: „Wer also zu stehen meint, der gebe Acht, dass er nicht fällt.“ (1Kor 10,12) Es ist gut, sich daran zu erinnern, wenn irdische Sorgen uns über den Kopf zu wachsen drohen. Ja, unsere Heimat ist im Himmel, die wahre, die eigentliche Heimat.
Und es lohnen sich alle Anstrengungen, dahin zu gelangen. Nur dort werden wir eine Form der Existenz finden, die unserem Wesen wirklich entspricht. Denn wir sind ja keine Zufallsprodukte der Evolution, sondern nach Got­tes Abbild geschaffen. Daher finden wir Erfüllung nur in einer Form des Lebens, die das Wesen Got­tes abbildet.
In der Fülle werden wir diese Art des Lebens zwar erst nach unserem Tod und nach Läuterung im Fegefeuer erfahren. Dann trifft zu, was der Apostel Johannes schreibt: „Liebe Brüder, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ (1Joh 3,2) Aber weil dieses zeitlose, ewige Leben schon jetzt begonnen hat, können wir auch hier auf Erden Erfahrungen machen, die unserem Wesen entsprechen und uns daher glücklich machen, etwa:
– Wenn wir mit Schönheit konfrontiert sind: in der Natur, in der Musik, beim Betrachten von Kunstwerken;
– wenn sich Frieden einstellt, Streit beendet wird;
– wenn wir Einsicht in eine tiefe Wahrheit geschenkt bekommen;
– wenn wir Gutes tun konnten, erfahren haben, dass unser Sein und Tun anderen wohl getan hat;
– wenn wir mit Größe konfrontiert sind – vor allem mit der Schöpfung – und staunen dürfen;
– wenn wir anbeten.
In solchen Momenten kann die Zeit „stehen bleiben“ und wir erahnen wir auch, was selige Ewigkeit heißen könnte.


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