VISION 20003/2020
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Hat Corona mit Gott zu tun?

Artikel drucken Aufruf zu einem notwendigen „Klimawandel“ in unserer Gesellschaft (Von Weihbischof Andreas Laun)

Hat Corona mit Gott zu tun? Für Atheisten eine sinnlose Frage. Aber für Gläubige und Halbgläubige oder auch nur Abergläubige ist diese Frage naheliegend und wie wird auch immer wieder gestellt. Dazu die Antwort eines Bischofs.

Also gut, die Frage ist schnell mit einem Ja zu beantworten, wenn Gott allmächtig ist. Denn dann steht alles, was geschieht, in Seiner Macht oder ist von Ihm gewollt oder wenigstens zugelassen. Aber hilft es uns, Corona zu verstehen? Gibt es eine Antwort auf die Frage, was Gott uns sagen will?
Bevor wir zu Corona zurückkehren noch ein Blick in die Vergangenheit: Europa und andere Teile der Welt kannten immer wieder Pest-Epidemien in ihren verschiedenen Formen. Die Folgen waren sehr schlimm, die Zahl der Todesopfer gewaltig. Natürlich versuchte man auch damals, die Krankheit zu verstehen. Es gab verrückte „Erklärungen“. Darüber findet man im Internet einiges mit Verweisen auf Fachliteratur.
Nur zum Beispiel: Die Menschen des 14. Jahrhunderts erklärten sich den Ausbruch der Pest folgendermaßen: „Im Oktober 1348 bat (der französische König) Philipp VI. die medizinische Fakultät der Universität von Paris um einen Bericht über das Unheil, das das Überleben der menschlichen Rasse zu bedrohen schien. Mit ihrer Beweisführung machten die Ärzte die Dreierkonstellation aus Saturn, Jupiter und Mars verantwortlich. (…) In anderen Teilen der Welt hielt man die Pest einfach für eine Strafe Gottes.“
Die Christen veranstalteten zur Lösung des Problems Wallfahrten und Gebete, es entstanden auch Sekten wie die sogenannten Flagellanten, die mit Selbstgeißelung Buße tun wollten. In der Kirche gab es Priester und Bischöfe, die sich um Pestkranke bemühten und selbst an der Pest starben. In Wien ließ Kaiser Karl VI. nach dem Ende des Pestjahres 1713 zum Dank die Karlskirche errichten entsprechend eines Gelübdes, das er abgelegt hatte.
Was kann heute Corona im Plan Gottes bedeuten? Ist es verboten oder theologisch nicht korrekt zu denken, es könnte eine Strafe Gottes sein? Erstens weil Gott überhaupt nicht straft, wie manche sagen? Hat nicht Jesus verboten, so zu denken, als die Leute Ihn fragten, was der Grund für Blindheit des Mannes sei: Wer hat gesündigt, „er selbst oder seine Eltern?“  
Aber, Jesus bestreitet nicht, dass Gott oft Unglück sendet als Folge oder doch auch als Strafe für die Sünden, für den Abfall des Volkes von Ihm, Seinem Gott. Sonst hätte er das Alte Testament ablehnen müssen, in dem der Zusammenhang von Sünde und Strafe eigentlich oft angesprochen wird!
Zudem: Jesus selbst redet von Strafe, besonders deutlich in Seiner Gerichtsrede. Aber auch angesichts eines Mordens im Auftrag der staatlichen Gewalt. Lukas berichtet: „Zu dieser Zeit kamen einige Leute zu Jesus und berichteten ihm von den Galiläern, die Pilatus beim Opfern umbringen ließ, so dass sich ihr Blut mit dem ihrer Opfertiere vermischte. Da sagte er zu ihnen: ,Meint ihr, dass nur diese Galiläer Sünder waren, weil das mit ihnen geschehen ist, alle anderen Galiläer aber nicht? Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt’.“
Bei den Berichten im Alten Testament von geplanten Strafen Gottes fällt auf: Dieser strafende Gott ist gütig, Er führt die angedrohten Strafen manchmal nicht aus, oder er lässt sich überreden z.B. von Mose. Ähnlich ist es auch im Bericht über die ägyptischen Plagen: Diese hören auf das Gebet von Mose hin auf, ebenso an anderer Stelle die Schlangenplage. „Die Leute kamen zu Mose und sagten: Wir haben gesündigt, denn wir haben uns gegen den Herrn und gegen dich aufgelehnt. Bete zum Herrn, dass er uns von den Schlangen befreit. Da betete Mose für das Volk.“ Daraufhin endete die Plage, nachdem Mose auch die Anweisungen Gottes erfüllt hatte.
An dieser Stelle sollte man mitbedenken: Strafen von Gott sind niemals eine „Rache“ im allzu menschlichem Sinn des Wortes, zur eigenen Befriedigung, sondern immer auf das Wohl des Menschen ausgerichtet durch Bekehrung und damit auf sein Heil.  
Überdeutlich ist das Thema Sünde und Strafe im Streit des Mose mit dem Pharao, der das Volk nicht freigeben will. Gott antwortet darauf mit einer Reihe von Plagen, um dessen verhärtetes Herz aufzubrechen, mit dem er sich bis zuletzt gegen Gottes Willen wehrt. Aber die Plagen enden jeweils auf das Gebet des Mose hin!  
Besonders eindrucksvoll ist es, wie Mose mit Gott am Sinai verhandelt: „Lass ab von deinem glühenden Zorn, und lass dich das Böse reuen, das du deinem Volk antun wolltest. Denk an deine Knechte, an Abraham, Isaak und Israel, denen du mit einem Eid bei deinem eigenen Namen zugesichert und gesagt hast: Ich will eure Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne am Himmel, und dieses ganze Land, von dem ich gesprochen habe, will ich euren Nachkommen geben…“ „Da ließ sich der Herr das Böse reuen, das er seinem Volk angedroht hatte.“
Wenn das Alte Testament bei vielen Gelegenheiten von einem unglaublich barmherzigen Gott redet, aber auch von einem strafenden Gott spricht, wird ein Christ nicht erwarten, dass Jesus diese Sicht bestreitet. Er wird seinem Herrn nicht widersprechen wollen. Die früher oft wiederholte Gegenüberstellung vom strafenden Gott im Alten und dem Gott der Liebe im Neuen Testament ist ein längst widerlegter Unsinn.
Man mag Corona eine „Plage“ oder eine „Strafe Gottes“ nennen, biblisch betrachtet ist es richtig, so oder so. Denn wenn man auf die heutige Welt schaut: Auch ohne Selbstgerechtigkeit oder die Sünde des Urteilens über die „anderen“ und im Bewusstsein der eigenen Sünden darf und muss man sagen. Die Sünden der heutigen Menschheit schreien zum Himmel:
Wohl an erster Stelle zu nennen sind die Sünde des Blutvergießens, vor allem an den ungeborenen Kindern, von Gesetzen gedeckt und wirtschaftlich genützt. Aber dann auch die Sünden gegen den Heiligen Geist, die des Fleisches, die gegen die Ordnung Gottes in Seiner Schöpfung, die Sünden derer, die Got­tes Gebote als jüdische Erfindung lächerlich machen wollten, die Sünde des Gottesmordes und die der Got­tesverleugnung und der Gottesverhöhnung vor den Kameras der Welt in Wort und Tat.
Hat Nietzsche nicht richtig, gespenstisch anschaulich die heutige Situation beschrieben, wenn er sagt: „Wohin ist Gott?“ und dann zu erklären:
„Ich will es euch sagen!/ Wir haben ihn getötet – ihr und ich! / Wir sind seine Mörder! Aber wie haben wir das gemacht? / Wie vermochten wir das Meer auszutrinken?/ Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen?/ Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten?“
Und er beschreibt die Folgen dieses „Loskettens“ so: „Wohin bewegen wir uns?/ Fort von allen Sonnen?/ Stürzen wir nicht fortwährend?/ Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten?/ Gibt es noch ein Oben und ein Unten?/ Irren wir nicht durch ein unendliches Nichts? / Haucht uns nicht der leere Raum an?/ Ist es nicht kälter geworden?/ Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht?“
Unsere Psychologen, Professoren und Medienleute werden uns nicht helfen, sie können das Licht Gottes nicht ersetzen, auch nicht Seine Wärme und Orientierung geben.
Aber um zur Corona Epidemie zurückzukehren: Die Pest war schlimmer als Corona heute, aber man darf dennoch über Vergleichspunkte nachdenken. Es dauerte lange, bis die Menschen herausfanden, was sie gegen die Ausbreitung der Krankheit tun konnten. Von allen damals erkannten Maßnahmen abgesehen: Unsere Vorfahren haben inständig gebetet. Wenn die Pest erlosch, haben sie voll Dankbarkeit zur Erinnerung Pestsäulen errichtet, in Wien beispielsweise in der Nähe des Doms und auch in Klöstern wie Heiligenkreuz und an vielen anderen Orten.
Ich plädiere nicht für Corona-Denkmäler, aber für Umkehr des Denkens und Lebens im Sinn der Bibel. In Fatima hat Maria zum Gebet aufgerufen zur Beendigung des Ersten und der Vermeidung des Zweiten Weltkrieges. Wir sollten angesichts von Corona um wissenschaftliche Erfolge beten und uns dabei bewusst sein, dass Medikamente zu finden, Leistung des Menschen und Gabe Gottes sein werden, auch wenn wir dabei nicht unterscheiden können, wer was beigetragen hat.
Was unser Leben betrifft, brauchen wir nicht noch mehr politische Korrektheit, sondern eine neuerliche Ausrichtung an den 10 Geboten Gottes. Sie sind die Anleitung zur „artgerechten Haltung“ des Menschen. Gott weiß, wie Sein Geschöpf leben kann und soll. Schon vor Jahrhunderten nannte man es „Naturrecht“, heute nennt man es „Menschenrecht“ – obwohl dieser Begriff auch irreführend ist, weil dieses Recht von Gott kommt und nicht von Menschen oder deren Regierungen gemacht werden kann, wie das Wort nahelegen könnte.
Nur so, mit solcher Umkehr wird die Eiseskälte der modernen Welt mit ihrer Verschmutzung und Zerstörung, in die wir „hinaustreiben“, um nochmals das geniale Bild Nietzsches aufzugreifen, überwunden werden. Wir brauchen eine neue Ankettung der Erde an Gott, der ihre Sonne ist, mit ihrer Wärme und Kraft ohne Probleme mit dem Endlagern oder Recyclen irgendwelchen Mülls, der die Schöpfung, uns Menschen, die Tiere, die Pflanzen und die Schönheit unserer Berge und Meere zerstört.
Man könnte auch sagen: Diese Umkehr zu Gott ist der notwendige Klimawandel, den wir erbeten und mit einem neuen Lebensstil herbeiführen müssen.  In diesem Sinn stimmt auch der oft gehörte Satz „Nach Corona wird nichts mehr so sein, wie es war!“
Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Menschen zusammen mit den politischen Führern gebetet und wir Österreicher sind sogar von der russischen Besatzung befreit worden. Auch von Corona wird uns der Himmel frei machen. Dazu braucht es vor allem unser Gebet und unsere Abkehr von dem absurden Versuch, Gott durch Totschweigen mit widergöttlichen Gesetzen zu morden, um uns selbst an Seinen Platz zu setzen.

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