VISION 20003/2020
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Zurück aus dem Jenseits

Artikel drucken Eine Filmemacherin verliebt sich in Jesus (Christof Gaspari)

Sie ist Filmemacherin und bekam von einem Produzenten soeben die Zusage , er werde ihr Projekt finanzieren. Große Freude. Ein Kindheits­traum geht in Erfüllung. Mit einer Freundin ist sie auf der Autobahn Richtung Normandie unterwegs, um das tolle Ding daheim mit den Eltern mit Champagner zu begießen.
Es kommt anders. Als sie einen Lkw überholen, rammt dieser ein Auto und schleudert es auf die Windschutzscheibe ihres Autos. Es kracht, ohne Airbag landet Natalie Saracco im Sicherheitsgurt: Rippen gebrochen, sie spuckt Blut, mehr und mehr. Bis Hilfe kommt, dauert es eine Stunde und sie spürt, wie das Leben sich langsam aus ihr verabschiedet… „Ich war nicht bei der Beichte,“ schießt es ihr entsetzt durch den Kopf.
Da, plötzlich begegnet sie Jesus, der ihr Sein Herz, Seine brennende Liebe zu uns Menschen offenbart: „Als ,gute Katholikin’ hatte ich gedacht, ich würde die Liebe Gottes kennen. Ich war zur Messe gegangen, hatte im Evangelium gelesen und Seine Barmherzigkeit besungen. Kurz: Mir war sie bekannt! Fehlanzeige. Seine Liebe sprengt alles… Mein Herz wäre beinahe explodiert, so sehr wurde es überflutet, überströmt und umgedreht von Seiner Zärtlichkeit!“
Sie begreift: Gott sehnt sich in unfassbarer Weise nach uns, nach unserer Liebe – und wir antworten kaum oder gar nicht! „Ach wäre ich doch nicht tot,“ denkt sie. Das müsste man doch unbedingt weitererzählen.
Und dann eine zweite Begegnung mit Gott: die Konfrontation mit Seiner Gerechtigkeit. Der winzige Mensch vor dem un­fass­bar großen Gott. Das Leben liegt ausgebreitet vor Ihm. Und die Erfahrung: „Du kannst nichts mehr wegnehmen und nichts mehr hinzufügen, was auch immer du getan hast…“ Und sie hört: „Ihr werdet nach der Liebe gerichtet…“
Eines wird ihr in dieser Begegnung mit dem allmächtigen, liebenden Gott unauslöschlich ins Herz geschrieben bleiben: „Der Roman über unser Leben soll eine Liebesgeschichte mit Ihm und mit unseren Brüdern und Schwestern werden. Darin besteht der ganze Sinn unserer Existenz.“
Wie lange die Begegnung gedauert hat, lässt sich nicht rekonstruieren. Feststeht: Die Feuerwehr holt sie nach einer Stunde mühsam aus dem Auto, bringt sie ins Spital. Dort dann die große Überraschung: Sie hat weder innere Blutungen, noch Brüche – und kann heimfahren.
Allerdings gibt es Langzeitfolgen: ein Jahr mit großen Schmerzen – Zwangexerzitien, wie sie sagt. Und sie begreift: Ihr Weg führt nicht ins Kloster. Vielmehr soll sie ihre Begabung, Filme zu machen, für den Herrn einsetzen. Und so kommt es, dass sie eines Tages plötzlich beginnt, ein Drehbuch zu schreiben – trotz der Halskrause, die sie tragen muss und der Schlinge, in der ihre Hand liegt. „Ich wurde in diesem Zustand in die unglaubliche Geschichte von La Mante Religieuse katapultiert! Mehr Zuschauende als Handelnde entdeckte ich direkt, wie die Figuren unter meiner abenteuerlustigen Feder lebendig wurden.“
Nach zwölf Tagen ist das Drehbuch fertig. Als sie es liest, erkennt sie: „Ich hatte soeben die Geschichte einer modernen Maria Magdalena geschrieben.“ Eine überzeugende Film-Story, die der Herr durch Natalie Saracco als weltlich gesehen unmögliches Projekt dennoch gelingen lässt.
Es ist eine Lektion für die Kirche von heute: Gott will auch in unseren Tagen Seine Pläne für diese Welt realisieren, braucht dazu aber die Bereitschaft der Berufenen, sich ganz in Seine Hand zu geben. Wo das geschieht, werden neue Kapitel für eine Apostelgeschichte des 21. Jahrhunderts geschrieben. Zurück aus dem Jenseits ist so ein Kapitel.
Staunend erlebt der Leser, wie der Herr Natalie mit ihrem Drehbuch, aber ohne Geld in die Welt betuchter Geldgeber einführt. Sie begegnet einer enormen Großzügigkeit, erfährt Unterstützung bei vielen Menschen, hat klarerweise aber auch mit fast unüberwindlichen Widerständen zu kämpfen. Dank ihrer tiefen Beziehung zum Herzen Jesu – ein entscheidender Schritt dabei ist eine Begegnung in Paray le Monial, dem Ausgangspunkt der Herz-Jesu-Verehrung – gelingt das Werk, obwohl die junge Frau noch während der Dreharbeiten massiven Angriffen ausgesetzt ist.
Dann die große Frage: Wie wird der Film beim Publikum ankommen? Schließlich leben wir ja in einer Welt, in der es schwierig ist, mit religiösen Themen in den Medien zu punkten. Schon die erste Begegnung mit dem Produzenten, der ihr ursprüngliches Projekt finanzieren wollte und den sie nun für das neue gewinnen will, winkt ab. Sie müsse das Drehbuch umschreiben. Der erste Teil mit dem flotten Leben des Mädchens sei ok, aber „dein katholisches Ding mit den Gefühlsduseleien, das geht nicht,“ bekommt Natalie zu hören.
Mit dieser Einschätzung irrt sich der Produzent allerdings. La Mante Religieuse wird ein großer Erfolg. Nur als Beispiel: 2014 läuft er sieben Monate lang in Paris. Die Autorin erinnert sich: „In den letzten Monaten gab es nach den Vorführungen jeweils eine Diskussion, bei der ich anwesend war. Viele Menschen kamen am Ausgang auf mich zu, um das Gespräch fortzusetzen… Alle waren bewegt und erschüttert. Bei manchen flossen die Tränen…“
Natalie Saracco versteht es, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Sie schreibt flott und mit Humor. Und sie gibt uns vor allem eine Anleitung, wie wir uns für Gottes Werke in unseren Tagen einbringen können:
Das, worum man bittet, muss dem Willen Gottes entsprechen;
dazu muss man die Ohren öffnen, um Seine Weisungen zu hören; man muss wirklich glauben und ohne Unterlass beten und sich vertrauensvoll dem Herrn übergeben.

Zurück aus dem Jenseits – Eine Filmemacherin verliebt sich in Christus. Von Natalie Saracco. Media Maria, 206 Seiten, 18,95€

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