VISION 20004/2006
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Ostern sollen alle Christen gemeinsam feiern

Artikel drucken Wichtiger Schritt auf dem Weg zur Einheit

Vassula Ryden, einer orthodoxen Christin, erscheint - ihren Angaben zufolge - seit 20 Jahren der Herr. Eine ihrer zentralen Aufgaben sieht sie darin, weltweit für die Einheit der Christen zu werben. Die Glaubenskongregation hat Rydens Aussagen geprüft und erhebt keine Einwände.

Welche Voraussetzungen gibt es für die Einheit der Christen?

Vassula Ryden: Der erste Ansatz zum Thema Einheit der Christen war ein Bild des Herrn, durch das er mir drei Eisenstangen zeigte. Sie standen einander nahe und waren sehr starr. Sie stellten die drei großen Kirchen dar: die orthodoxe, die protestantische, die katholische. Er fragte mich: Wie werden die Spitzen dieser Stangen zusammenkommen? Das Eisen muß sich biegen. Nur durch das Beugen in Liebe und Demut könnten sie zusammenkommen. Liebe und Demut von allen Seiten sind der Schlüssel zur Einheit. Noch fehlt beides, aber sobald Liebe und Demut zum Tragen kommen, wird sich die Einheit einstellen.

Gibt es naheliegende konkrete Schritte?

Ryden: Der Herr mag in Seiner Kirche keine Verwaltungsbeamte. Im Dialog zu sein, das sei schon gut, aber es gehe endlich um Handlungen. Die erste davon, nach den Wünschen des Herrn, ist die Vereinheitlichung des Ostertermins. Solange das nicht erreicht ist, wird die Einheit auch sonst nicht vorankommen. Sobald es einen einzigen Termin für Ostern gibt, wird es eine Ausgießung des Heiligen Geistes geben, die zur vollständigen Einheit führen wird.

Die Trennung kommt von Satan, dem, der auseinander bringt. Ihm ist an einer Schwächung der Kirche gelegen. Durch die Einheit wird die Kirche jedoch gestärkt. Und das ist wichtiger denn je, denn die Kirche verliert ihre Strahlkraft. Die Teilung der Kirche, die Streitigkeiten untereinander sind für den Rest der Welt ein Skandal. Und der größte Skandal ist es, wenn die eine Kirche die Auferstehung feiert, die andere aber in die Passion Christi eintritt. Heuer war eine Woche Zeitunterschied. Der Vatikan und die orthodoxe Kirche arbeiten mittlerweile daran, die Ostertermine in Übereinstimmung zu bringen. Das soll nach Gottes Willen auch tatsächlich Vorrang haben.

Kommt der Einheit tatsächlich eine so große Bedeutung zu?

Ryden: Es ist der Auftrag der Kirche, die Christen zur Einheit zu führen. Denn die Kirche ist eine, sie ist der Leib Christi, der mystische Leib Christi. Es waren die Menschen in diesem Leib, die sich von einander getrennt haben. Diese Trennung ist nicht so sehr die Schuld der heutigen Christen. Es waren ihre Vorfahren, die für diese Trennung verantwortlich waren. Dennoch ist es heute die Pflicht dem Ego, der Arroganz, den Streitigkeiten, der Starrheit, der Angst, die Identität zu verlieren, abzusterben - und sich im Namen Jesu Christi zu versöhnen, in geistiger Einheit zu leben. Das bedeutet nicht, daß die byzantinische Tradition in der katholischen aufzugehen habe - oder umgekehrt.

Rechnen Sie mit einem neuen Aufbruch?

Um zu evangelisieren, brauchen wir den Heiligen Geist. Er muß die Menschen inspirieren. Der Heilige Geist ist mächtig am Werk. Er war es immer. Aber jetzt gibt es eine besondere Ausgießung des Heiligen Geistes, ein neues, ein zweites Pfingsten. Es eröffnet Menschen, die unwürdig sind, eine tiefe Umkehr, um Apostel, Zeugen für die Auferstehung Christi zu werden. Der Herr wünscht sich die Evangelisation einer entchristlichten Gesellschaft. Sie sollen alle eins sein, damit die Welt erkennt, daß Er vom Vater gesandt ist. Der Herr verlangt dazu, daß man dem eigenen Ego stirbt. Und das ist sehr schwierig: nicht auf die eigenen Interessen, die eigene Position, das eigene Image, die eigene Macht, die eigene Autorität zu bauen, sondern darauf zu verzichten. Es geht darum, die eigene Verantwortung wahrzunehmen. Und die Verantwortung der Hirten ist es, die Herde zur Einheit zu führen. Die Hirten müssen zu Dienern werden. Sie müssen dienen - dürfen sich nicht bedienen lassen.

Worin besteht die Einheit?

Christus spricht nicht von dem, was trennt. Er spricht vom einheitlichen Ostertermin und von Seinem Wunsch, daß die Messe an einem Altar gefeiert wird. “Teilt den Kelch! Die beiden Hände", gemeint ist die katholische und die orthodoxe Kirche, “sollen Mich gemeinsam erheben."

Dazu braucht es aber ein gemeinsames Verständnis vom Geschehen am Altar...

Ryden: So weit ich das verstehe, wünscht sich der Herr, daß zunächst die Orthodoxen und die Katholiken zusammenfinden. Dann schließen sich vielleicht Lutheraner und Anglikaner an - und dann alle übrigen. Es scheint da eine gewisse Reihenfolge zu geben, denn der Herr spricht von zwei Händen - der Westen und der Osten. Sie sollen Ihn gemeinsam erheben - das Haus des Westens und das Haus des Ostens.

Das Gespräch führten Alexa und Christof Gaspari.

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