VISION 20004/2006
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Frère Roger Schutz über den Weg zur Einheit der Christen

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In den vergangenen Jahren sagten mir immer wieder Protestanten (und unter ihnen Pastoren von hohem persönlichen Ansehen): “Seit dem Vatikanischen Konzil hat die katholische Kirche die von der Reformation gestellten Fragen so weit beantwortet, daß der Protestantismus seine gesonderten Daseinsberechtigung verloren hat. Wird der Protestantismus daraus die Konsequenzen ziehen oder neue Rechtfertigungen für die Trennung finden?" Und nun stellt sich die Frage: Ist der Protest nicht auf dem besten Wege, sich mitten in der katholischen Kirche durchzusetzen? Noch vor wenigen Jahren hätte ich so etwas niemals geglaubt. Die Reformation des 16. Jahrhunderts wollte gegen Mißstände protestieren, und auf diesen Protest ist die Antwort gegeben.

Heute jedoch richtet sich der Protest innerhalb der katholischen Kirche nicht mehr unbedingt gegen Ökumenismus; manchmal sieht er sein Ziel in sich selbst. Alles wird mehr oder weniger in Frage gestellt. Wir sind weit entfernt vom Ausgangspunkt des Ökumenismus.

Sucht nicht die katholische Kirche, die catholica, ihre ganze Geschichte hindurch, nachdem die Zeit der Abgrenzung ohne Erfolg war, Ort der Gemeinschaft für alle zu sein? Wenn sie durch die gegenwärtigen Schwierigkeiten hindurch empfindlicher geworden ist, so wird sie damit auch verständlicher und aufgeschlossenener. Ich habe Vertrauen zu ihr, weil sie, ungeachtet all ihrer Verkalkungserscheinungen, Leben möglich gemacht hat, Leben aus den beiden Worten Jesu: “Das ist mein Leib" und “Was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst sein."

Wir werden die Schwierigkeiten der Kirche durchstehen und sie dabei um so mehr lieben.

Mit Christus leben für die Menschen. Konkret kann das bedeuten, sich mit seinem ganzen Leben einzusetzen, daß die Katholische Kirche wieder zum Eigentlichen ihrer Berufung findet: Ferment sichtbarer, brüderlicher Einheit in der gesamten menschlichen Gemeinschaft zu sein. Liegt nicht dort unser Auftrag und von jetzt an unser gemeinsamer Weg?

Zitate aus seinen Werken

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