VISION 20003/2004
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Das Menschenbild des Therapeuten beachten

Artikel drucken Was man bei länger dauernden Beratungen bedenken sollte (Christina Kovacs)

Wie psychische Leiden zu heilen sind, darüber gibt es keineswegs Konsens unter den Experten. Daher ist es von sehr wichtig herauszufinden, zu welcher Schule sich ein Therapeut bekennt, meint die Autorin des folgenden Beitrags. Das gilt besonders für Christen.

Gebt acht, daß euch niemand mit seiner Philosophie und falschen Lehren verführt, die sich nur auf menschliche Überlieferungen stützen und sich auf die Elementarmächte der Welt, nicht auf Christus berufen. (Kol 2.8)

Mit der Einleitung dieses Schriftwortes möchte ich eine Orientierungshilfe für Christen zum Thema Psychotherapie geben. Der Blickwinkel richtet sich dabei auf einige Gefährdungen, die für Christen bestehen, wenn sie Therapie in Anspruch nehmen. Ich beschäftige mich seit 20 Jahren mit dieser Thematik.

Den meisten Psychotherapeutischen Schulen liegt ein humanistisches Welt- und Menschbild zugrunde. Das heißt konkret, daß es keine personale Beziehung zu einem Schöpfergott gibt, dem sich der Mensch unterordnet und verantwortet. Wird Gott aber geleugnet, in atheistischer, agnostizistischer oder gnostischer Form, ergibt sich ein um die geistliche Dimension verkürztes Menschenbild.

Das führt zu einer gottlosen Religionsfreundlichkeit, der wir überall begegnen. Das wiederum heißt, daß der Mensch sich unweigerlich für alle möglichen Philosophien öffnet, weil er dem Geist, der nun der Mensch auch ist, Nahrung geben möchte. Doch falsche Nahrung macht den Menschen krank. Nicht nur in physischer, eben auch in psychischer und geistlicher Hinsicht. Hier beginnen die Schwierigkeiten bei der Inanspruchnahme nichtchristlicher Therapieformen.

Um nicht Angstmache zu betreiben oder schwarz-weiß zu malen, möchte ich einen Satz aus dem Buch Jesus Sirach meinen weiteren Überlegungen voranstellen: Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise, beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es. Denn nicht alles ist für alle gut, nicht jeder kann jedes wählen (37.27f).

Damit möchte ich sagen, daß auch nicht christliche Therapien zu bestimmten Zeiten in bestimmten Situationen - z.B. bei akuter therapeutischer Gefahr- Hilfestellung gewährleisten. Problematisch wird es für Christen, wenn sie sich auf eine längerfristige Psychotherapie einlassen.

Warum?

In der Psychotherapie werden mit wissenschaftlich begründeten Methoden gezielt Gespräche mit einem Patienten, Gruppen oder Paaren geführt, um Konflikte, Mangelerfahrungen, Probleme anzugehen. Dem Patienten soll durch eine vertiefte Einsicht in seine Situation zu einem verbesserten Realitätsbezug verholfen werden.

Es gibt eine Fülle von psychotherapeutischen Methoden: aufhellende, zudeckende, analytische... Das Wort durch den Therapeuten im Gespräch wird zum Medikament. Und hier stoßen wir auf eine Gefahrenquelle, wenn dem Therapeuten der rechte Gottesbezug fehlt. Heilsgespräche bleiben unwirksam, wenn das Problem nicht allein im Innerweltlichen liegt.

Der Mensch kann, so wie es Viktor Frankl, der Begründer der Logotherapie erkannt hat, neurotisch werden, wenn er in seinem Ich dem göttlichen Du gegenüber verschlossen bleibt. Die Ganz- und Tiefenheilung des Menschen geschieht dann einzig und allein in der Anbindung an seinen Schöpfer, was durch eine christliche Therapie, die zum entsprechenden Lebenswandel ermuntert, gegeben ist.

Ist der Therapeut nun atheistisch oder einfach nicht christlich eingestellt, kann es sehr leicht passieren, daß er Medizin, eben Worte, Ratschläge, Hilfestellungen gibt, die den Menschen auf eine falsche Fährte bringen. Hier sei auch der Übertragungseffekt in einer Therapie mitberücksichtigt. Ist ein Christ bei einem Atheisten in Therapie, wird unweigerlich alle Aversion, versteckte Aggression des Therapeuten gegenüber Kirche und Gott auf den Patienten gelagert - auch bei neutralem, nicht bewertendem Verhalten und Freundlichkeit.

Unweigerlich überträgt der Therapeut nach und nach seine Weltanschauung auf den Patienten. Es findet eine Manipulation statt. Ganz extrem ausgedrückt kann man von einer Gehirnwäsche sprechen. Ich kenne viele Christen, die dieser erlegen sind. In dem Moment, wo der Christ nicht wachsam genug ist und sich in Gefahrenzonen begibt, wird er leicht geblendet.

Das ist im psychotherapeutischen Bereich dasselbe, wie mit esoterischen Praktiken. Plötzlich - das geht oft ganz schnell - ist die Unterscheidungsgabe verloren. Man erkennt nicht mehr, ob etwas richtig oder falsch ist. Es klingt alles gut und einleuchtend. Langsam wird das Denken nicht mehr geisterfüllt, sondern humanistisch und, wenn man nicht aufpaßt, atheistisch. Auftretende Glaubenszweifel, Aversionen gegen Kirche, vor allem gegen Maria und die Sakramente, sollten Warnsignale sein, daß bereits ein falscher Weg eingeschlagen wurde.

Der Therapeut gibt weiter, was er selber ist. Nehmen wir beispielsweise die psychologischen Ratschläge bei den Talksendungen. Erschreckend dort zu hören, wie Menschen in tiefsten Nöten zu freiem Sex, Partnerwechsel und vielem anderen ermuntert werden. Es ist augenscheinlich, daß solche Menschen nur von einer Sackgasse in die nächste schlittern und im Namen von Psychologie um ihr Seelenheil betrogen werden. Oder wie in Abtreibungskliniken unter dem Vorwand psychologischer Hilfestellungen zum Mord im eigenen Mutterleib ermuntert wird.

Mit diesen krassen Beispielen möchte ich aufmerksam machen, daß Blinde eben Blinde in den Abgrund führen. Daher ist es wichtig, und in der apokalyptischen Zeit, in der wir leben, umso dringlicher, Vorsicht walten zu lassen.

Ein Weg, Menschen in Abhängigkeiten zu bringen, ist auch im immer mehr anwachsenden unübersichtlichen Psychoboom gegeben. Also ist Vorsicht geboten, bei wem der Christ in Therapie geht. Der Therapeut wird nur allzu leicht zum Guru, der Patient, kann zur Marionette werden.

Bei vielen Christen herrscht die Meinung vor, daß sie stark seien und in der Therapie gut ausfiltern könnten, was sie annehmen und lassen sollen. Doch Demut sollte vor Selbstüberschätzung stehen. Sehr leicht, sehr rasch wird man verunreinigt und gebunden. Der Weg zurück ist dann oft sehr schwer.

Daher um noch einmal kurz zusammenzufassen: Es ist sinnvoller, sicherer, wenn ein Christ eine christliche Therapie macht. Zu empfehlen sind alle Psychotherapien, die den Menschen in all seinen Krisen und Gebrechen zu Gott führen. Hat ein christlicher Therapeut die Ausbildung einer anderen Schule gemacht, ist er in der Lage, was er an brauchbaren Handwerkzeug gelernt und sich angeeignet hat zum Nutzen zu gebrauchen. Er vervollständigt in der Therapie das Menschenbild, korrigiert das Weltbild und wird Werkzeug der Heilung.

Christina Kovacs

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