VISION 20005/2007
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Jesus hat uns Gott gebracht: “Nun kennen wir Sein Antlitz"

Artikel drucken Jesus von Nazareth. Von Benedikt XVI.

"Eine spannende Lektüre habe ich mir heuer in den Urlaub mitgenommen: Papst Benedikts Bestseller Jesus von Nazareth. Ich habe das Buch verschlungen. Was für ein Gewinn! Es rückt den ins Zentrum, der unsere Hoffnung ist: Jesus Christus. Er ist das Reich Gottes, das uns bereits jetzt und hier offensteht, Ihn gilt es, unserer verwirrten Zeit zu verkünden... Weil wir das Buch schon besprochen haben (VISION 2/07), möchte ich Ihnen, liebe Leser, anhand von ein paar kurzen Auszügen Lust zum Lesen machen.

CG

Was hat Jesus dann eigentlich gebracht, wenn Er nicht den Weltfrieden, nicht den Wohlstand für alle, nicht die bessere Welt gebracht hat? Was hat Er gebracht? Die Antwort lautet ganz einfach: Gott. Er hat Gott gebracht. Er hat den Gott, dessen Antlitz zuvor sich von Abraham über Mose und die Propheten bis zur Weisheitsliteratur langsam enthüllt hatte - den Gott, der nur in Israel Sein Gesicht gezeigt hatte und der unter vielfältigen Verschattungen freilich in der Völkerwelt geehrt worden war -, diesen Gott, den Abrahams, Isaaks und Jakobs, den wahren Gott, hat Er zu den Völkern der Erde gebracht.

Er hat Gott gebracht: Nun kenne wir Sein Antllitz, nun können wir Ihn anrufen. Nun kennen wir den Weg, den wir als Menschen in dieser Welt zu nehmen haben. Jesus hat Gott gebracht und damit die Wahrheit über unser Wohin und Woher; den Glauben, die Hoffnung und die Liebe. Nur unserer Herzenshärte wegen meinen wir, das sei wenig. Ja, Gottes Macht ist leise in dieser Welt, aber es ist die wahre, die bleibende Macht. (S. 73f)

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Die neue Nähe des Reiches, von der Jesus spricht und deren Ausrufen das Unterscheidende Seiner Botschaft ist - diese neue Nähe besteht in Ihm selbst. Durch Seine Gegenwart und Sein Wirken ist Gott als Handelnder ganz neu jetzt und hier in die Geschichte hereingetreten. Darum ist jetzt erfüllte Zeit (Mk 1,15); darum ist jetzt auf einzigartige Weise Zeit der Umkehr und Buße wie auch Zeit der Freude, weil in Jesus Gott auf uns zugeht. In Ihm ist Gott nun der Handelnde und Herrschende - herrschend durch die “bis ans Ende" (Joh 13,1), bis ans Kreuz gehende Liebe. (S. 90)

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Die heutige Theorie geht dahin, daß jeder seine Religion leben solle oder vielleicht auch den Atheismus, in dem er sich vorfindet. Auf diese Weise werde er das Heil finden. Eine solche Meinung setzt ein sehr seltsames Gottesbild und eine seltsame Vorstellung vom Menschen und dem rechten Weg des Menschenseins voraus.

Versuchen wir, uns das durch ein paar praktische Fragen deutlich zu machen. Wird jemand deshalb selig und von Gott als recht erkannt werden, weil er den Pflichten der Blutrache gewissenhaft nachgekommen ist? Weil er sich kräftig für und im “Heiligen Krieg" engagiert hat? Oder weil er bestimmte Tieropfer dargebracht hat? Oder weil er rituelle Waschungen und sonstige Observanzen eingehalten hat? Weil er seine Meinungen und Wünsche zum Gewissensspruch erklärt und so sich selbst zum Maßstab erhoben hat?

Nein, Gott verlangt das Gegenteil: das innere Wachwerden für Seinen stillen Zuspruch, der in uns da ist und uns aus den bloßen Gewohnheiten herausreißt auf den Weg zur Wahrheit; Menschen, die “hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit" - das ist der Weg, der jedem offensteht, es ist der Weg, der bei Jesus Christus endet. (S. 122f)

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Der Herr erinnert daran, daß die Väter ihren Kindern, die um Brot bitten, nicht einen Stein geben, und fährt dann fort: “Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten" (Mt 7,9ff). Lukas spezifiziert das “Gute", das der Vater gibt, indem er sagt: “... wieviel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten" (Lk 11,13).

Das will sagen: Die Gabe Gottes ist Gott selbst. Das “Gute", das Er uns schenkt, ist Er selber. An dieser Stelle wird überraschend sichtbar, worum es im Beten wirklich geht: nicht um dies oder das, sondern daß Gott sich uns schenken will - das ist die Gabe aller Gaben, das “allein Notwendige". Das Gebet ist ein Weg, um allmählich unsere Wünsche zu reinigen, zu korrigieren, und langsam zu erkennen, was uns wirklich nottut: Gott und Sein Geist. (S. 170f)

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Israel hatte erkannt, daß sein Gott schlechthin “Gott" war. Und so hatte das “Ich bin" des Dornbuschs neu seine Bedeutung gefunden: Dieser Gott ist einfach. Er stellt sich gerade als der, der ist, in Seiner Einzigkeit vor in dem Wort “Ich bin's". Das ist gewiß zum einen Abgrenzung von den vielen Gottheiten, die es gab, aber vor allem ganz positiv das Erscheinen Seiner nicht zu beschreibenden Einzigkeit und Einzigartigkeit.

Wenn Jesus sagt: “Ich bin es", dann nimmt Er diese Geschichte auf und bezieht sie auf sich. Er zeigt Seine Einzigkeit: In Ihm ist das Geheimnis Gottes persönlich anwesend: “Ich und der Vater sind eins". (S. 399f)

Jesus von Nazareth, Von Benedikt XVI., Herder, Freiburg 2007, 447 Seiten, 24 Euro.

Diese und andere Bücher können bezogen werden bei: Christoph Hurnaus, Waltherstr. 21, 4020 Linz, Tel/Fax: 0732 788 117; Email: hurnaus@aon.at

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