VISION 20006/2007
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Franziska Jägerstätter

Artikel drucken Ein Heldentum, das Jahrzehnte währte

Franziska heiratet Franz zu Ostern 1936. Ein schöner Zufall, wie ihre Namen die Seelenverwandtschaft widerspiegeln. 2007 sagt Franziska, daß ihr Leben seit Franz' Tod ein langer Karfreitag gewesen sei. Aber jetzt, über 90 Jahre alt, wäre sie dem Ostersonntag schon sehr nahe.

Franziska heiratet einen lebenslustigen jungen Mann mit einem brennenden Herzen: Damals ungewöhnlich, holt er sie mit dem Motorrad ab. Er schreibt Gedichte. Er ist bereit, für seine Überzeugungen alles zu geben. Sie lieben das Leben, beide. Trotzdem sind sie bereit, es aufzugeben - wenn notwendig.

1938 lehnt Franz das Amt des Bürgermeisters ab. Nicht im Deutschen Reich! Franziska steht voll dahinter - First Lady wäre sie zwar gerne, aber nicht um jeden Preis. Prinzipien sind beiden wichtiger als Privilegien.

Franz wird zur Wehrmacht einberufen. Er weigert sich, für das NS-Regime zu kämpfen. Alle wollen ihn umstimmen. Sie wissen, daß er so sein Leben verlieren wird. Nur Franziska unterstützt ihn - die eigentlich Betroffene. Sie wird dadurch auf andere Weise ihr Leben verlieren. Beide finden ihre Überzeugung und ihren Mut im Glauben, im Gebet, in der Messe, im Vorbild des Leidens Jesu. Sie sind keine politischen Revolutionäre. Sie sind einfache und authentische Katholiken, die Gott, nicht der Welt, gehorchen.

Franziskas Karfreitag beginnt. Mit Franz' Hinrichtung verliert sie ihren Ehemann, ihren Geliebten, ihren Seelenfreund, den Vater ihrer kleinen Kinder. Sie zieht die drei Mädchen alleine auf. Steht die Kontroversen um seine Wehrdienstverweigerung alleine durch. Bekommt die Kriegswitwenpension erst 1950 zugesprochen. Kämpft um die Erwähnung seines Namens am örtlichen Kriegerdenkmal.

Sein Heldentum war mutig, kurz und aufsehenerregend. Ihres ist ausdauernd, lang und unbemerkt. Franziska fühlt sich an der Hand Gottes nicht allein. Sie zweifelt nicht an Ihm und verzweifelt nicht.

Franz Jägerstätter nahm in der Beurteilung des Nationalsozialismus keine Rücksicht auf das, was “zeitgemäß" schien. Er handelte nach seinen Überzeugungen. Seine Frau stand tapfer hinter ihm und stützte sein Glaubensleben und seine Treue bis zur letzten Konsequenz. Die Qualitäten der beiden Jägerstätters sind heute genauso aktuell wie damals.

Gudrun Kugler-Lang

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