VISION 20002/2016
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Allein den Betern…

Artikel drucken Reinhold Schneiders berühmtes Gedicht ist höchst aktuell (Horst Obereder)

Viele kennen die berühmten Worte von Reinhold Schneider: „Allein den Betern kann es noch gelingen…“  Mit diesem Satz fängt ein Gedicht an, das der Autor 33-jährig im Jahr 1936 veröffentlichte. Wir feiern heuer den 80. Geburtstag dieses Gedichtes. Und es hat nichts von seiner Aktualität verloren. Man kann jede Zeile für sich meditieren, denn jede Zeile ist außerordentlich inhaltsschwer. Wäre ich ein Einsiedler, so würde ich nach der Überschrift und nach jeder Zeile ein Gesätzchen vom Rosenkranz beten. Am Ende des Gedichtes hätte ich dann einen Psalter geschafft.
„Jetzt ist die Zeit, da sich das Heil verbirgt!“ Wie viel Leid und Not gibt es in den Familien, im Staat und in der Kirche! Ohnmächtig stehen wir vor scheinbar unlösbaren Problemen. Ich habe diese Ohnmacht immer wieder erfahren. Dieses scheinbare „Nichts-Tun-können“ gehört für mich zu einem der größten Opfer.
Dabei denke ich natürlich an ein aktives Tun, vergleichbar mit Jesus im Tempel, als er die Tische der Geldwechsler umstieß. Aber das geht nicht. Ich muss mich auf ein Tun zurückziehen, das die „Welt“ als „Nichts-Tun“ bezeichnet, ich muss zum Gebet finden, demütig das Kommando Gott überlassen und dann warten, „bis Gott aus unsern Opfern Segen wirkt!“
Und bei diesem so wichtigen Tun, zu dem die Gottesmutter an allen ihren Erscheinungsorten immer wieder aufruft, da sollen wir ausdauernd sein. Die heilige Messe, der Rosenkranz, die Stoßgebete und das immerwährende Gebet, das sind die „Waffen“, die Gott uns gibt. Der heilige Apostel Paulus ermahnt uns: „Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geiste; seid wachsam, harrt aus…“ (Eph 6,18).
Reinhold Schneider hat dieses prophetische Gedicht im Blick auf die heraufziehenden Gefahren für Europa geschrieben. Jeder Satz hat sich erfüllt. Adolf Hitler, den Leni Riefenstahl in dem perfekten Werbefilm „Triumph des Willens“ von den Wolken in einem Flugzeug herunterschweben ließ, hat nicht den Himmel bezwungen. In einem Bunker fand er den Tod. Alle okkupierten Länder zerfielen. Über Nacht war das Hakenkreuz verschwunden, hinterlassen hat es Not und Unheil.
Und wieder sehen wir an so vielen Schauplätzen, wie der Menschenhochmut nicht mehr einzubremsen ist. Weil die Beter sich im Dom „verhüllen“, merkt die Öffentlichkeit nicht, dass es auch andere „Kräfte“ gibt, die noch immer präsent sind. Noch scheint der Hochmut rund­um gesiegt zu haben – sogar bis hinein in die „gegenderte“ Sprache. Alles scheint ausgedorrt zu sein.
Doch Schneider schließt mit einer Verheißung: Dass „die trockenen Brunnen sich mit Leben füllen“! Und diese Verheißung gilt auch für heute. „In den Tiefen, die kein Aug‘ entschleiert“, werden der Umbruch und die Erneuerung vorbereitet. Jedes Opfer und jedes Gebet bewirken Segen! Die trockenen Brunnen werden nicht nur neu gefüllt, sie werden überfließen!


Bis Gott aus unsern Opfern Segen wirkt…

Allein den Betern kann es noch gelingen
Das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten
Und diese Welt den richtenden Gewalten
Durch ein geheiligt Leben abzuringen.

Denn Täter werden nie den Himmel zwingen:
Was sie vereinen, wird sich wieder spalten,
Was sie erneuern, über Nacht veralten,
Und was sie stiften, Not und Unheil bringen.

Jetzt ist die Zeit, da sich das Heil verbirgt,
Und Menschenhochmut auf dem Markte feiert,
Indes im Dom die Beter sich verhüllen,
Bis Gott aus unsern Opfern Segen wirkt.
Und in den Tiefen, die kein Aug' entschleiert,
Die trockenen Brunnen sich mit Leben füllen.

Reinhold Schneider

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