VISION 20002/2000
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Zwei Arten, Mensch zu sein

Artikel drucken Mann und Frau (Christof Gaspari)

Intuitiv und unvoreingenommen erfaßt eigentlich jeder, daß zwischen Mann und Frau deutliche Unterschiede bestehen. Wer diese Binsenweisheit jedoch heute in einer größeren Runde äußert, wird häufig auf Unverständnis stoßen. Oft wird er sogar als Ausbund der Engstirnigkeit und Rückständigkeit bezeichnet werden. Wir stehen nämlich heute vor einer bemerkenswerten Entwicklung: Ideologisch vom Feminismus geprägten Strömungen gelingt es zunehmend, die Gesellschaft weltweit in Richtung Gleichschaltung der Geschlechter zu drängen.

Wortmeldungen in Parlamenten, Erklärungen politischer und so mancher kirchlicher Verbände und vor allem Statements bei internationalen UNO-Konferenzen sind sehr oft feministisch geprägt.

Wer die Dinge anders sieht und das auch äußert, wird als Sexist gebrandmarkt. Behaupten Männer, es gäbe Geschlechtsunterschiede, wirft man ihnen vor, sie seien Machos", die sich an ihre Privilegien klammern. Schneiden Frauen dasselbe Thema an, heißt es, sie würden ihr Geschlecht verraten. Die Zeitschrift Newsweek" berichtete von einem Vortrag der Gehirnforscherin Raquel Gur vor Doktoratsstudenten über Geschlechtsunterschiede des Gehirns. In der Diskussion forderten Zuhörerinnen die Referentin auf, ihre Arbeit nicht mehr zu publizieren, um die Erfolge der Frauenbewegung in den letzten 20 Jahren nicht zu gefährden.

Dieses verbissene Eintreten für die Aufrüstung der Frau auf den männlichen Standard ist umso erstaunlicher, als so gut wie alle einschlägigen wissenschaftlichen Befunde erkennen lassen, daß Mann und Frau in vielfältiger Weise unterschiedlich verfaßt und ausgerichtet sind. Das reicht von den körperlichen Gegebenheiten über Verhaltensweisen und die Art wahrzunehmen bis hin zu verschiedenen Interessen und Ausdrucksweisen.

Der Mensch existiert eben in zwei Ausprägungen - entweder als Mann oder als Frau. In jeder Zelle des Körpers ist dieser Unterschied festgeschrieben.

Damit ist aber keineswegs ausgesagt, daß eines dieser beiden Konzepte" dem anderen in irgendeiner Weise überlegen ist. Es gibt eben zwei Entwürfe, und beide sind für das Zusammenleben wichtig. Ja, mehr noch: Die nähere Betrachtung der besonderen Begabungen läßt erkennen, daß sie auf eine gegenseitige Ergänzung von Mann und Frau abzielen.

Es fehlt hier der Raum, um das im einzelnen darzustellen. Lassen Sie mich aber anhand einiger Merkmale illustrieren, wie sich diese gleichwertige Besonderheit darstellt: Was die körperliche Ausstattung anbelangt, ist die Frau eher auf Ausdauer und Durchhaltevermögen und der Mann auf kurzfristig mobilisierbare Höchstleistungen programmiert. Kann man da sagen, das eine sei wertvoller als das andere? Nein. Je nach Aufgabenstellung ist die eine oder die andere Fähigkeit eher gefragt.

Oder ein anderes Beispiel: Frauen finden mehr Interesse am Besonderen und an Personen, während Männer eher auf allgemeine Problemstellungen und auf Funktionen ausgerichtet sind. Für menschliche Gemeinschaften sind beide Fähigkeiten von Bedeutung. Wichtig ist nur, daß sie ausgewogen zum Zug kommen und nicht eine Konstellation geschaffen wird, in der beispielsweise nur mehr dem Funktionieren Bedeutung beigemessen wird, wie dies heute der Fall ist.

Auf die unterschiedliche Art, die Welt wahrzunehmen, sei etwas ausführlicher eingegangen, weil sie Quelle unzähliger Mißverständnisse sein kann. Männer und Frauen sehen unterschiedlich, Frauen besser im Dunkeln und am roten Ende des Farbspektrums. Männer sind wiederum bei hellem Licht überlegen, haben dafür aber ein stärker eingeschränktes Gesichtsfeld. Diese Eigenschaft wiederum hat den Vorteil, daß sie sich besser auf etwas konzentrieren und besser räumlich wahrnehmen können. Dafür haben Frauen das breitere Wahrnehmungsspektrum (übrigens auch eine größere Zahl von Photorezeptoren auf der Netzhaut). Ihnen fällt eher auf, was sich am Rand ihres Sichtfeldes abspielt, wodurch sie auch den besseren Überblick über ein Geschehen haben.

Mann und Frau nehmen somit ein und dasselbe Geschehen über ihre Sinnesorgane unterschiedlich auf. Aber damit nicht genug: Auch ihre Gehirne arbeiten, wie schon erwähnt, anders. Die entsprechende Differenzierung setzt ab der sechsten bis siebenten Woche nach der Empfängnis ein, prägt die Wahrnehmung also schon ab dem Leben im Mutterleib.

Welche sind nun diese Unterschiede? Ohne auf Details eingehen zu können, lassen sich einige Merkmale hervorheben: Die beiden Gehirnhälften sind bei Frauen besser verknüpft als beim Mann. Die Aktivierung des weiblichen Gehirns ist daher meist umfassender, und bestimmte Aktivitäten beschäftigen eher beide Gehirnhälften. Beim Mann werden Tätigkeiten ganz allgemein eher von bestimmten Zentren aus gesteuert, was die Erbringung von Höchstleistungen begünstigt, bei Schädigungen aber zu schwererwiegenden Ausfällen führt.

Warum ist es wichtig, sich über diese Besonderheiten Gedanken zu machen? Um mit ihnen umgehen zu lernen und um angemessen einer Realität Rechnung zu tragen, die sich nicht wegdiskutieren läßt.

Wer heute die Idee verficht, das Geschlecht sei ein soziales Konstrukt, hat nicht nur die Erfahrungen einer jahrtausendealten Geschichte, sonder auch alle wissenschaftlichen Befunde gegen sich. Dem Menschen einzureden, er könne sich sein Geschlecht quasi selbst wählen und seine Sexualität dementsprechend in den wildesten Kombinationen ausleben, heißt, ihn in die Irre zu führen - und in letzter Konsequenz unglücklich zu machen. Denn alles, was gegen die Schöpfungsordnung verstößt, bringt langfristig Unheil.

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