VISION 20004/2005
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Pioniere einer besseren Welt von morgen

Artikel drucken Der Kampf um ein zukunftsträchtiges Leitbild für die Frau

Bevor ich mich als Mann an das heikle Thema Frau heranwage, lade ich Sie, liebe Leser ein, mit mir einen Blick auf unser Umfeld zu werfen: Wie tritt uns das Leitbild der modernen Frau entgegen? Was stellt die heutige Gesellschaft als Frauenbild in die Auslage?

Zwei Aspekte fallen ins Auge: In den Medien und in der Werbung ist das Bild überwiegend körperbetont, sexy, immer öfter halb- bis ganz nackt - die Frau als Verführerin, als Lustobjekt, ihr Körper als Gegenstand: Kosmetika, Kuren, Solarien, Getränke- und Nahrungsmittelhersteller, Fitneßstudios, Tätowierer umwerben das weibliche Geschlecht und legen ihm die Latte für “vollendete" Schönheit sehr hoch. Die Bekleidungshersteller sorgen dafür, daß das Produkt der aufwendigen Bearbeitung gut ins Bild kommt: nabelfrei, enge, tiefsitzende Hose, dünne Stoffe - und am Strand fast gar nichts mehr. Klar, daß Weiblichkeit damit als etwas gänzlich Oberflächliches in Erscheinung tritt, und daß Frauen diesem Ideal mit zunehmendem Alter immer schwerer gerecht werden können. Aber was soll's in einer Welt, die das Leben als Hit and Fun verkauft wird...

Zweite Dimension des modernen Leitbilds: die erfolgreiche Karrierefrau. Musterbeispiele: Britney Spears, der Star, Brigitte Ederer, der neue “Boss" von Siemens-Österreich, Angela Merkel, die Kanzlerkandidatin. Frauen, die es in der Männerwelt geschafft haben.

Ist von solchen Erfolgsmodellen die Rede, wird betont, das Ungleichgewicht der Geschlechter bei der Besetzung von Spitzenpositionen sei endlich ins Lot zu bringen. Auch sei es unverständlich, daß es berufliche Männerdomänen gibt. Daher: Frauen in den Ingenieurberuf, zur Polizei, in die Mechanikerlehre, ins Militär, an den Altar... Dahinter steht die Vorstellung, Frauen seien glücklich, wenn sie dem Mann in jeder Hinsicht ebenbürtig und von ihm materiell unabhängig sind.

Soweit ein - wenn auch sehr unvollständiger - Blick auf die Lage. Frage: Haben diese Leitvorstellungen den Frauen das verheißene Glück gebracht? Gibt es Anhaltspunkte dafür, daß Frauen heute mit ihrem Leben zufriedener sind als ihre Mütter und Großmütter?

Tatsache ist, daß die weibliche Lebenserwartung einen nie gekannten Wert erreicht hat: Rund 82 Jahre, 30 mehr als zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das könnte für den Erfolg des Modells sprechen. Diese Zahlen beruhen allerdings auf der Langlebigkeit der heute Hochbetagten, also der Mütter- und Großmüttergeneration. Schaut man sich jedoch Zahlen für die jüngeren Jahrgänge an, wird deutlich, daß vieles auf große Belastung hindeutet: Das fängt bei Alkoholismus, Drogen- und Zigarettenkonsum an und geht bis zu Depressionen (laut UNO-Statistik die meistverbreitete Krankheit, besonders betroffen: Frauen) und zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen (130.000 Herzinfarkte von Frauen in Deutschland).

Aufschlußreich sind auch Zeitbudgetuntersuchungen. Sie lassen erkennen, wie belastend der Alltag für die berufstätige Frau ist: Sie kommt am wenigsten zum Ausrasten, erübrigt die wenigste Zeit für außerhäusliche Aktivitäten und persönliche Kontakte im Vergleich zu allen anderen Personengruppen. Auch was Geselligkeit zu Hause anbelangt, ist sie benachteiligt, schläft weniger und kommt am wenigsten zum Fernsehen und Zeitunglesen.

Kein Wunder, daß dieser Lebensstil viele Frauen frustriert. Darüber konnte man im französischen Nouvel Observateur (16. Juni 2005), durchaus keine konservative Tageszeitung, folgendes lesen: “Die Französinnen scheinen dasselbe Syndrom wie jene Amerikanerinnen zu entwickeln, die zwischen 30 und 35 ihren Job quittieren, manchmal einen mit viel Verantwortung, um sich der Aufzucht ihrer Kinder zu widmen (...) Es sind Hausfrauen eines neuen Typs, wie die Soziologin Dominique Maison feststellt(...): ,Ich hatte erwartet Frauen anzutreffen, die aus Tradition oder mangels anderer Möglichkeiten zu Hause geblieben waren. Ich bin aber auf Frauen mit Diplomen gestoßen, die diesen Lebensstil bewußt gewählt hatten und ihre Mutterrolle als richtige Arbeit verstehen. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, daß sich da vielleicht die Vorzeichen eines tiefen gesellschaftlichen Wandels abzeichnen'..."

Verwunderlich wäre eine solche Entwicklung nicht, entspricht sie doch den Wunschvorstellungen, die ein Großteil der jungen Leute auch heute noch haben, nämlich ein erfülltes Familienleben zu führen. Und das funktioniert nun einmal nur äußerst schwer, wenn sich beide Elternteile im Beruf verausgaben und ihre Kinder möglichst früh und möglichst lange in außerhäusliche Betreuung geben müssen: eine Überforderung für alle Beteiligten, die längst als solche erkannt sein müßte.

30 Jahre gepredigter Feminismus haben also nicht verhindern können, daß die Mehrzahl der Menschen in ihrem Wertespektrum der Familie Vorrang einräumen: 89 Prozent der Österreicher bezeichneten im Jahr 2000 die Familie als sehr wichtig - mit Abstand das wichtigest Anliegen vor Arbeit und Freunden. Und bei einer Umfrage im Jahr 1995 sahen es immerhin 50 Prozent der befragten 20- bis 54jährigen als ideal an, wenn “Mütter bei ihren Kindern zu Hause bleiben und nicht arbeiten gehen". Und jene, die arbeiten müssen oder wollen, sind sehr oft auf der Suche nach einem Teilzeitjob.

Die alte Leier vom Heimchen am Herd, mag nun mancher denken, nichts dazugelernt, die Katholiken. Darum sei nochmals betont: Hier geht es nicht um eine ideologische Fixierung auf die Mutterrolle, sondern um Befragungen aus jüngster Zeit. Und deren Ergebnis ist im Grunde genommen auch keineswegs sensationell. Denn die Mütterlichkeit entspricht nun einmal dem Wesen der Frau. Das ist ihre Grunddisposition - auch dann, wenn sie keine eigenen Kinder hat.

Wer die Fakten über die geschlechtstypischen Besonderheiten von Mann und Frau ohne ideologische Scheuklappen studiert, muß zu diesem Ergebnis kommen. Mann und Frau sind eben von ihrem ganzen Wesen her unterschiedlich ausgestattet. Je länger darüber geforscht wird, umso deutlicher treten die Unterschiede zutage. Selbst das Gehirn funktioniert bei der Frau anders als beim Mann und die Frau nimmt auch mit ihren Sinnen das Geschehen und die Welt rund um sich anders wahr als der Mann. Sie spricht anders und reagiert sogar anders auf Medikamente. Auf all das kann ich hier nicht im Detail eingehen (Näheres in meinem Buch Eins plus eins ist eins - Leitbilder für Mann und Frau, in der Reaktion zu beziehen).

An dieser Stelle sei nur die Ausrichtung der Frau auf Personen hervorgehoben. Frauen sind besonders sprachlich begabt und auf Personen ausgerichtet sowie an deren Besonderheiten interessiert (während die Männer stärker funktionsorientiert sind). Und das kommt vor allem - aber nicht nur - dem Umgang mit ihren eigenen Kindern zugute. In dieser Hinsicht sind Frauen einfach nicht - oder nur mit schweren Einbußen - zu ersetzen.

Um diese Grundgegebenheit kommt keine Gesellschaft herum. Das zeigt ja gerade die Entwicklung Europas in den letzten Jahrzehnten, in denen man versucht hat, die Frauen systematisch auf Selbständigkeit, außerhäusliche Aktivität und Sex umzupolen. Wie überlebensfähig eine Gesellschaft ist, die ein solches Leitbild predigt, läßt sich an den sinkenden Geburtenraten ablesen. Europas Völker sind - ohne massive Zuwanderung - auf dem besten Wege auszusterben. Bei der derzeitigen Geburtenfreudigkeit wird jede Generation nur mehr zu zwei Dritteln ersetzt - eine rasante Talfahrt. Fixiert auf noch und noch materiellen Reichtum geht den Europäern die Freude an den Kindern und letztendlich am Leben verloren.

Europas Gesellschaft ist damit unterwegs in die Sackgasse. Das ist längst für jeden, der sehen will, erkennbar. Daher ist es an der Zeit, daß Christen diese Grundwahrheit zunächst wieder für sich selbst ernstnehmen, und daß sie sich auch trauen, diese gegen den Zeitgeist zu artikulieren. Viel zu lange wurde nur geklagt und versucht, die Fehlentwicklungen zu bremsen oder kosmetische Verbesserungen einzufordern. Das war zu wenig und hat den Christen das Image eingebracht, Ewiggestrige zu sein.

Heute ist es an der Zeit, selbstbewußt die neue, überlebensfähige Welt von morgen zu bauen. Und das wird nicht ohne Einbeziehung des lebendigen Gottes, der alles in seinen Händen hält, gehen. Daß man die Welt erfolgreich ohne Gott gestalten könne, ist ja der Grundirrtum des neuzeitlichen Fortschrittskonzeptes. Es funktioniert nicht, wie wir sehen.

Angewendet auf unser Thema: Nur die Verwirklichung des biblichschen Leitbilds kann Europa aus der Misere führen: Mann und Frau, gleich an Würde, aber je besonders begabt, sind zum Einssein, das in den Kindern fruchtbar wird, berufen. Dieser Berufung zu folgen, macht ja außerdem glücklich. Und der Frau kommt dabei eine Schlüsselrolle zu: Sie ist von Gott besonders beauftragt, Leben zu schenken, es zu schützen, zu pflegen und zu seiner Entfaltung zu bringen. Gibt es eine schönere Aufgabe? Jedenfalls keine wichtigere heute.

Also doch der Befehl: Frauen an den Herd!? Nein. Zunächst geht es um einen Bewußtseinwandel: In der heutigen Situation ist der häusliche Bereich der Engpaß. Dorthin gilt es die Anstrengungen zu richten. Daher sollte alles unternommen werden, damit jene, die ohnedies der Familie Vorrang im Leben einräumen wollen, diesen Wunsch auch ohne allzu große Einbußen verwirklichen können. Und es geht um deren Ermutigung: Sie sollen wissen, daß sie die Pioniere der Welt von morgen sind, die von ihren Kindern gestaltet sein wird. Denn jene, die auf das veraltete Konzept von Lustmaximierung, Single-Dasein, Karriere um jeden Preis setzen, haben keine Nachkommen, die ihre Ideale hochhalten könnten.

PS: Frauen, die sich vorrangig ihrer Familie widmen - was viel besser materiell entgolten werden sollte -, scheiden ja nicht aus dem außerhäuslichen Leben aus. Wieviele sinnvolle nichtberufliche Aktivitäten gibt es doch! Außerdem hat eine Frau, die Kinder großgezogen hat, sich eine solche Fülle wertvoller Eigenschaften und Fähigkeiten angeeignet, daß sie mit großem Gewinn in Wirtschaft, Politik oder im Bildungssektor eingesetzt werden kann - vorausgesetzt man schult sie entsprechend ein.

PPS: Und die Männer sind gefordert, sich nicht vor lebenslanger Bindung an ihre Frau zu drücken.

Christof Gaspari

 

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