VISION 20004/2005
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Mit Gott im Alltag leben

Artikel drucken Wie menschliche Begegnungen gelingen können

Wer sich vornimmt, jedesmal an die Gegenwart Gottes zu denken, wenn ein neuer Kunde das Geschäft betritt, wenn ein Mitarbeiter ins Büro kommt oder wenn ihm an der Haustüre jemand begegnet, der wird große Fortschritte in der eigenen Vollkommenheit und in der Nächstenliebe machen.

Die Gegenwart Gottes in der Seele des Gerechten hat streng logisch nichts mit dem Nachbarn zu tun, der mich an der Haustüre in ein Gespräch verwickelt. Mit ein wenig Übung aber kann ich beides miteinander verknüpfen, sodaß die Menschen, die mir sonst zur Quelle der Ablenkung, Zerstreuung und nicht selten auch zur Sünde werden, mich daran erinnern, daß der allgegenwärtige Gott diese Begegnung sieht, hört, was gesprochen wird, jedes Wort beurteilt und mir Barmherzigkeit verweist in dem Maße, in dem ich diesem konkreten Menschen barmherzig begegne.

Aber geht das? Macht es einen Menschen nicht gerade unaufmerksam, wortkarg oder verschroben, wenn er immer erst an Gott oder an eine Seiner Eigenschaften denkt und dann noch hastig ein Stoßgebet spricht bevor er die Hand zum Gruß reicht?

Letzteres - das mit dem hastigen Stoßgebet - ist eine karikaturhafte Verkennung dessen, was der Wandel in der Gegenwart Gottes wirklich ist. Ersteres kann beruhigt verneint werden.

Wer im Bewußtsein “Der allgegenwärtige Gott sieht mich, Er hört alles ..." mit seinen Mitmenschen spricht, wird sich davor hüten, schlecht über andere zu reden, auszuplaudern, was eigentlich nur persönlich anvertraut wurde, neugierig herausfinden zu wollen, was ihn eigentlich nichts angeht und vorschnell alles zu glauben, was über Kollegen, Bekannte usw. gesagt wird.

Der Gedanke an Gott wird ihn auch daran erinnern, daß “Lästige ertragen" eines der Werke der Barmherzigkeit ist. Der Gedanke: “Auch er ist ein Abbild Gottes" wird dem gottverbundenen Menschen nicht nur Kraft geben, auch mit schwierigen Menschen auszukommen, er wird noch mehr die Aufmerksamkeit ganz auf diesen Menschen richten im Sinne der Worte Christi: “Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Mt 25,40).

Eheleute, die durch das Sakrament miteinander verbunden sind, können sich darüberhinaus in Erinnerung rufen: “Gott spricht durch meinen Ehepartner." Wie anders wird man dann seiner Ehegattin zuhören!

Wer die Begegnung mit seinem Mitmenschen mit dem Gedanken an die Gegenwart Gottes verknüpft, wird die Quelle vieler Sünden in einen Anlaß großer Gnaden verwandeln und konkret seinem Nächsten Gutes tun.

P. Walthard Zimmer

Auszug aus Informationsblatt der Priesterbruderschaft St. Petrus v. April 2005

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