VISION 20002/2007
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Jesus im Zentrum der Ehe

Artikel drucken Melanie und Otto Lutterotti halten Ausschau nach den Zeichen des Himmels (Von Alexa Gaspari)

Bitte um eine Kurzbeschreibung von Melanie Lutterotti," habe ich unlängst meine Tochter Nicole gebeten. Ohne lange zu überlegen kam die Antwort: “Lieb, herzlich, ein Mensch, der von innen leuchtet, mit sehr positiver Lebenseinstellung." Diese Antwort hat mich bestärkt, Melanie und ihren Mann Otto zu portraitieren. Diese Idee, war mir gekommen, als ich las, was Melanie zum Thema Kinder in VISION geschrieben hatte. Das hatte mir damals sehr gut gefallen. Außerdem treffen wir uns oft bei Heiligen Messen in der Maria Enzersdorfer Kirche.

Also besuchte ich sie unlängst am Abend. Eine der Töchter, Maria Magdalena, beäugt mich noch neugierig, bevor sie vom Vater ins Bett gebracht wird. Dann stelle ich meine Fragen. Wenn sie antwortet, kann Melanie in der Erinnerung herzlich lachen, aber auch verinnerlicht in sich hineinhorchen. Otto wirkt ausgeglichen, ruhig und sicher fühlen sich die Patienten des jungen Physiotherapeuten bei ihm rasch gut aufgehoben. Ich jedenfalls fühle mich schnell bei den beiden wohl.

Otto ist 1971 in Bonn als Sohn eines österreichischen Diplomaten geboren. Indonesien, Wien, Rom sind einige Stationen seines Lebenswegs. Rom erlebt er im Alter von 9 bis 16 Jahren. Er nimmt an vielen Papstmessen teil, sieht Papst Johannes Paul II ganz aus der Nähe bei einer privaten Messe. Ob ihm das als Teenager nicht zuviel war? Eigentlich nicht, meint er spontan. Das habe seinen Glauben eher gestärkt. Papst Johannes Paul II werde für ihn immer ein großes Vorbild sein.

Von den Eltern - praktizierende Katholiken - wird er im Glauben unterstützt. Seine Kindheit und Jugend waren wohlbehütet. Ein persönliches Abendgebet ist von Kindheit an für ihn ein Fixpunkt, auch in Zeiten, in denen er - wie die meisten Jugendlichen - Probleme mit dem Glauben hat.

Als er 16 ist, übersiedelt die Familie nach Wien, wo er maturiert und ein Jahr Bundesheer absolviert. Dann beginnt ein Wirtschaftsstudium. “Der Geist dort und das Wirtschaftsdenken sind mir aber nicht gelegen," meint er im Rückblick. In dieser Zeit - wir schreiben 1992 - tritt er auf Wunsch des Vaters dem Malteserhospitalsdienst bei. “Zunächst widerwillig. In der netten Ausbildungsgruppe habe ich aber dann einen Freund getroffen. Und so bin ich geblieben. Diese katholische Gemeinschaft war und ist gut für meinen Glauben."

Und doch wird er gerade hier in Verwirrung gebracht: Ein Kamerad erzählt ihm begeistert von der Reinkarnation. Ist da vielleicht doch etwas dran? Der Gedanke an mögliche frühere Leben bringt einige Monate lang seinen Glauben ins Wanken. Bis ihm eines Tages Mutter Teresa in den Sinn kommt. Otto erinnert sich: “Es war, als stünde sie neben mir. Plötzlich wußte ich: Diese Frau kennt die Wahrheit, die Jesus ist. Auf ihr Lebenszeugnis kann ich mich verlassen." Punkt aus. Schlagartig ist er bekehrt. Keine Chance mehr für die Reinkarnation.

Auf einem Fest der Malteser lernt er Melanie kennen. Wie aber war ihr Leben bis dahin verlaufen? 1978 in Wien geboren, war ihre Kindheit schwierig, ja schmerzhaft. Als sie sechs ist, lassen sich ihre Eltern scheiden. Die Mutter geht eine neue Beziehung ein. Was es da im Leben des Mädchen an schlimmen Erfahrungen gab, frage ich gar nicht. Offensichtlich hat sie Schlimmes und ihr Leben Belastendes erlebt. Zwei Halbgeschwister entstammen aus dieser zweiten Beziehung, die längst nicht mehr besteht.

Gab es etwas wie ein Glaubensleben in Melanies Kindheit? Das Kind ist protestantisch getauft, da der Vater Protestant und die Mutter aus der katholischen Kirche ausgetreten ist. Fels in der heftigen Brandung von Melanies Kindheit sind die Großeltern mütterlicherseits, sowie eine Großtante. “Die habe ich sehr geliebt. Bei ihnen habe ich mich geborgen gefühlt," erinnert sich Meli dankbar. Die Großtante, eine große Beterin, kümmert sich um Melis Glaubensleben und nimmt sie immer wieder in die Sonntagsmesse mit. Dort fühlt sich Melanie wohl. Mehr ist es aber vorläufig nicht.

Als sie im Erstkommunionsalter ist, beschreibt die Großtante, welch großes Fest die Erstkommunion sei. Melanie begreift zwar den Inhalt des Festes nicht, möchte aber zur Erstkommunio gehen. Der Mutter ist alles recht - und so konvertiert Melanie und geht zur Erstkommunion. “Eine schöne Feier, aber ohne tiefere Bedeutung für mich," erinnert sie sich. Und so bleibt es bei sporadischen Sonntagsmessen.

Mit 14 hat sie einen schweren Autounfall. Die Mutter einer Freundin fährt den Wagen mit 120 km/h in den Graben. Das Mädchen ist nicht angeschnallt und wird aus dem Auto geschleudert. “Am Anfang muß es recht wild ausgesehen haben, weil ich überall geblutet habe - verursacht durch Glassplitter und Sträucher." Vermutet wird ein Schädelbruch. Erinnern kann sie sich nicht an das Geschehen. Einige Stunden fehlen im Gedächtnis. Ein Hubschrauber bringt sie ins Spital, wo keine lebensgefärlichen Verletzungen festgestellt werden: “nur" ein Schock, eine schwere Gehirnerschütterung, zahllose Wunden am ganzen Körper und leider Gottes auch im Gesicht. Sich mit den Narben im Gesicht abzufinden, bereitet Melanie dann große Schwierigkeit. Ob sie Gott dafür böse sei, frage ich. “Heute weiß ich, daß Gott das geschehen ließ, damit ich langsam den Weg zu Ihm finde," ist ihre Antwort.

Wie aber findet sie diesen Weg? Zunächst, weil die Großtante findet, Melanie müsse sich bei Gott bedanken, daß sie den Unfall überlebt habe. “Der liebe Gott hat dich gerettet, du mußt jetzt zur Firmung gehen," heißt es. “Ich habe mich gar nicht gefreut," lacht Melanie. “Also steht das nächste Sakrament an, und ich muß regelmäßig in die Messe gehen, habe ich mir gedacht."

Melanie wird also gefirmt. Wieder ein schönes Fest, diesmal mit mehr Folgewirkung. “Ich war wohl die einzige unter den Firmlingen, die in den folgenden zwei Jahren, wenn auch nicht aus Begeisterung, so doch regelmäßig, die Sonntagsmesse besucht hat." Mit 16-17 ist damit allerdings auch Schluß und sie stürzt sich auf alles, was der Zeitgeist anpreist.

Nach der Matura findet die Mutter, es wäre für Meli gesellschaftlich interessant, zu den Maltesern zu gehen. Hier kommt sie wieder in Kontakt mit dem Glauben: Ein Freund erklärt ihr, als Malteser müsse man sonntags in die Messe gehen. So geht sie brav mit.

Wie gesagt: Bei den Maltesern lernt sie Otto kennen. Er meint dazu schmunzelnd: “Die Malteser nennt man ja auch ein Heiratsinstitut, weil sich hier junge Leute mit gleicher Gesinnung und gleichem Weltbild kennenlernen, was vieles erleichtert." Auch die gemeinsamen Aufgaben der jungen Leute schweißen zusammen: sich behinderter, kranker oder alter Menschen annehmen. Ein Jahr Ausbildung als Pflegegehilfe, Sanitäter für den Rettungsdienst und Behindertenbetreuung ist Voraussetzung. Dann verpflichtet man sich im Rahmen einer Hl. Messe für fünf Jahre, eine Anzahl von Stunden Dienste zu leisten. “Eigentlich geht es nicht nur um diese fünf Jahre, sondern man entscheidet sich für eine grundsätzliche Haltung, also fürs ganze Leben," erklärt mir Otto. “Die Tätigkeit war sehr erfüllend, weil man etwas Sinnvolles gemacht hat: Pflege-, Besuchs- und Sanitätsdienst oder Begleitung behinderter Menschen bei Theaterbesuchen, Ausflügen oder Wallfahrten."

Meli ergänzt: “Was ich dort sehr zu schätzen gelernt habe: die Achtung vor der Würde des Menschen. Behinderten Menschen zu dienen, war vor meiner Bekehrung, unbewußt zunächst, mein erster Kontakt mit Jesus. Nachher habe ich denselben Dienst bewußt für Jesus gemacht. Es ist nicht immer leicht oder braucht auch immer wieder Überwindung Alte oder Kranke zu füttern, zu wickeln oder zu waschen. Es zu lernen, aber war ein Geschenk." Bis vor kurzem ist Otto noch beim Rettungsdienst mitgefahren, hat Hospitalsdienst gemacht.

Aber zurück ins Jahr der Begegnung der beiden: Aufgrund der Erfahrungen mit Kranken bei den Maltesern hatte Otto auf Medizin umgesattelt. Der wissenschaftliche Teil des Studiums (Physik und Chemie) liegen ihm aber nicht. So beschließt er, eine dreijährige Ausbildung für Physikotherapie zu absolvieren. Auch so kann er Menschen helfen und ein Abschluß der Ausbildung ist absehbar.

Zu diesem Zeitpunkt kennt er Meli schon und denkt an Familiengründung. Zunächst schlägt er ihr aber vor, mit ihm nach Medjugorje, dem Marienerscheinungsort, zu fahren. Beim ersten Besuch dort war er erst berührt von dem Geschehen, als er sah, daß wirklich Jesus im Mittelpunkt steht, und als er die Freude eines Behinderten, den er auf den Erscheinungsberg trägt, erlebt.

Melanie ist mit dem Vorschlag einverstanden. Sie erzählt in ihre Erinnerung vertieft: “Die ersten Tage war ich sehr unruhig, wußte nicht, was ich da soll, hatte ja von nichts eine Ahnung. Dann war ich am Erscheinungsberg und habe mich dort in die Sonne gelegt: Plötzlich hatte ich den Eindruck, die Muttergottes ist da und nimmt mich an der Hand. Das war nicht spektakulär, aber sehr intensiv. Ab da war alles einfach: Ich wußte, daß ich mich an das halten werde, was die Muttergottes vorschlägt." So schnell kann Bekehrung gehen!

Als erstes geht sie beichten - zufällig bei P. Slavko, der Seele des Geschehens dort. “Ich habe ja vorher ein arges Leben geführt und das war mir peinlich." Sie lächelt. Aber der Priester scheint das zu spüren und erleichtert ihr das Erzählen. “Wegen der vielen seelischen Verletzungen aus meiner Kindheit hat er dann auch Heilungsgebete gesprochen."

In den folgenden Jahren wird P. Slavko zu einer Vaterfigur für die junge Frau. “Durch ihn hat mir Gott viel Liebe geschenkt und Seine Liebe als Vater gegenwärtig gemacht." Langsam beginnt Meli das, was die Muttergottes wünscht, in ihrem Leben umzusetzen: Rosenkranz, tägliche Hl. Messe, Lesung in der Schrift, fasten, Beichte. “Mein Bemühen war, Jesus den ersten Platz in meinem Leben zu geben. Und die Hl. Messe über alles zu stellen."

Immer mehr entdeckt sie, daß es in erster Linie nicht darauf ankommt, Gebote und Regeln einzuhalten, sondern daß es um die Liebe zu Jesus geht, um eine ganz persönliche Beziehung zu Ihm. Alles andere ergibt sich dann daraus. Lächelnd meint sie: “Dann hat sich zwangsläufig die Frage ergeben: Jesus, was willst Du, daß ich mit meinem Leben mache: soll ich Deine Braut als Ordensfrau werden oder heiraten?" Ungefähr ein halbes Jahr ist das ihre brennendste Frage - bis zur dritten gemeinsamen Reise mit Otto nach Medjugorje Dort erhofft sie sich eine Antwort.

Aber auch für Otto ist noch nicht alles geklärt. Als Kind hat er zwar gerne den Schreibtisch daheim zum Altar umfunktioniert, “aber etwas später hatte ich große Angst, mich könnte der Ruf, Priester zu werden, ereilen," lacht er. Je mehr sich aber sein Glauben vertieft, desto öfter taucht dieser Gedanke wieder auf. So ist er auch offen für eine geistliche Berufung - wenn auch nicht so intensiv wie Meli - und erhofft sich eine Klarstellung in Medjugorge: “Bin ich wirklich für die Ehe berufen oder soll ich Priester werden? Ich habe vorher viele Fehler gemacht, war kein Heiliger, Meli war meine erste fixe Beziehung. Eine Entscheidung zur Ehe sollte zweifelsfrei und ernsthaft getroffen werden," erinnert er sich.

Auf dem Kreuzberg klärt sich für ihn plötzlich das Dunkel. Sichtlich gerne erinnert sich Otto: “Wie ich zum Kreuz hinaufkomme, war plötzlich jeder Zweifel weggeblasen. Alles war klar und einfach. Ich wußte: “ Jetzt muß ich Melanie fragen, ob sie meine Frau werden will." Auch Meli war mittlerweile eindeutig klar: Sie möchte heiraten - den Otto. Und so gibt sie ihm unter dem Kreuz ihr Jawort.

Von den kleineren und größeren Zeichen, die sie in ihrer Entscheidung bestärkt haben, sei nur eines erwähnt: Eine Ordensfrau, die sie vorher nie gesehen hatten, kommt auf die beiden mit folgenden Worten zu: “Ich nehme euch ganz in mein unbeflecktes Herz." Beide freuen sich über die Worte, denken sich aber nicht viel dabei. Erst später fragen sie sich, wieso eine Ordensfrau von “ihrem unbefleckten Herzen" reden kann? Es sei denn...! Auffallend an der Geschichte der Lutterottis ist, daß sie in besonderer Weise auf alle Zeichen, die Gott schickt, achten und bei wichtigen Entscheidungen um solche Zeichen bitten.

Nach der Verlobung in Medjugorje wird bald geheiratet. Es ist der 26. August 2000, am Tag Unserer Lieben Frau von Czenstochau und dem Gedenktag der Hl. Myriam von Abellin. Den Karmel, in dem die Hl.Myriam gelebt hat, besuchen sie auf der Hochzeitsreise in Israel. Hier bekommt Otto einen schmerzhaften Erguß in den Knien, hat bedrohliche Darmprobleme. Schon früher hatte er ähnliche Symptome, doch jetzt wird klar: Er leidet an einer schweren Krankheit, die schubweise auftritt. Die genaue Diagnose wird erst 2002 - mittlerweile hat er sein Diplom als Physiotherapeut gemacht und Tochter Teresa-Maria ist 2001 geboren - erstellt. Schmerzen und Entzündungen, die im Dezember 2002 auftreten, ergeben eine klare Diagnose: Otto leidet an zwei unheilbaren Autoimmunerkrankungen, die oft gemeinsam auftreten. Drei sehr schmerzhafte Monate muß er im Krankenstand bleiben.

Diese Diagnose ist eine ungeheure Belastung, noch dazu da er Alleinverdiener ist. Mittlerweile ist er freiberuflich als Physiotherapeut (bildet sich in Osteopathie weiter) tätig. Melanie ist seit der Geburt der ersten Tochter zu Hause. Die jungen Eheleute hatten beschlossen, dem Kind Vorrang zu geben. Daher hat Meli auch ihr Medizinstudium nach dem ersten Abschnitt abgebrochen. “Ich könnte mir sowieso nicht vorstellen, wie man einen so intensiven Beruf mit Kindern vereinbaren kann. Außerdem war ich für Medizin nicht so geeignet. Bin eher geistig begabt als handwerklich," erklärt sie mir ohne Bedauern und fügt lachend hinzu: “Auch mein Fingerspitzengefühl ist nicht sehr ausgeprägt, wie ich beim Blut abnehmen gemerkt habe."

Die junge Frau ist überzeugt, daß der Platz, auf dem Jesus sie haben will, der bei den Kindern ist. Otto sieht das auch so: “Wichtig ist uns, daß die Mutter zu Hause bei den Kindern ist. Mittlerweile haben wir drei: Maria Magdalena wurde 2004 geboren und Johannes-Maria 2006. Niemand kann den Kindern mehr Geborgenheit geben als die eigene Mutter. Und ist es nicht besser die Kinder selbst zu erziehen, als sie von anderen erziehen zu lassen?"

Wie wertvoll auch, wenn Kinder durch das Zeugnis der Mutter den ganzen Tag lang gelebten Glauben mitbekommen. Frauen, die zu ihm in die Praxis kommen und die meist nur zögernd “bekennen", daß sie Hausfrauen seien, erklärt Otto, daß Mutterschaft zu leben, dem höchsten Ruf zu folgen, bedeutet. Melanie ergänzt: “Mir ist wesentlich, daß ich selbst auf die Fragen meiner Kinder antworten kann. Teresa war noch keine drei als sie mich zum Beispiel gefragt hat: Warum hat sich der Teufel gegen Gott gewendet? Oder: warum haben wir einen Körper? Das selbst mit ihr zu überlegen und eine Antwort zu finden, ist einfach wichtig."

Sehr aufpassen muß sie, daß sie im Alltagsstreß nicht die vielen kleinen Freuden übersieht, die ihr die Kinder bereiten: “Natürlich ist, Mutter zu sein, mit Opfern und Mühen verbunden, vor allem wenn ich mit den Kindern viel allein bin. Aber wenn ich mich nicht verschließe, dann erfreue ich mich am Blick eines Kindes, an seinem Lachen oder an dem, was es mir sagt. Dann erkenne ich, wie wunderbar einzigartig jedes ist."

Als Mutter sei sie ein Abbild der Mutter Kirche, meint Meli. “Erstens als Werkzeug Jesu, um seine Liebe durchscheinen zu lassen. Wichtig ist die priesterliche Dimension der Mutter: Kinder und Familie im Gebet und im Opfer zu Jesus bringen. Wenn ich jeden Akt aus Liebe setze, kann der Herr Großes daraus machen. Das ist die schöne Herausforderung: Die Mutter wirkt ganz im Verborgenen, aber Jesus macht daraus Großes." Sie lächelt: “Und die Stelle im Evangelium, wo es heißt: “...Ich war hungrig, ihr gabt mir zu essen, ich war durstig und ihr gabt mir zu trinken...", ist doch genau das, was eine Mutter den ganzen Tag macht. So kann ich mir bewußt machen, daß ich Jesus in den Kindern und in meinem Mann täglich begegne."

Jesus im Ehepartner zu begegnen, darum bemühen sich die Lutterottis. Meli erzählt: “Liebst du mich?, habe ich Jesus einmal gefragt. Da kommt Otto herein und umarmt mich. Was für ein deutliches Zeichen! So weiß ich, daß Jesus an mir durch Otto handelt. Durch alles Menschliche hindurch will ich Jesus hören. Jedenfalls bemühe ich mich zu hören, was mir der Herr durch Otto sagen will." - “Was für eine Verantwortung für den Ehemann!", sage ich darauf, worauf Otto lachend erwidert:. “Ja, ich trau' mich eh fast nichts mehr zu sagen."

Meli und Otto ist das gemeinsame Gebet, auch mit den Kindern, sehr wichtig. Auf diesem Weg entwickeln die Kleinen schon früh eine Nahebeziehung zum Herrn. Da ist es kein Wunder, daß Teresa mit knapp drei Jahren den Wunsch geäußert hat, zur ersten Hl. Kommunion zu gehen. Durch Gespräche und Teresas Beichte erkennt der begleitende Priester, daß Jesus selbst das Kind gerufen hat.

Wie sie mit Eheproblemen umgehen, jetzt, da sie im “verflixten siebenten Ehejahr" sind, frage ich. “Nicht verflixt," lachen beide. “ Präventiv versuchen wir einen Abend in der Woche nur für uns zwei freizuhalten." Und wenn es doch Probleme gibt? Dann bringt sie jeder für sich vor den Herrn, dann beten sie gemeinsam, hören aufeinander, reagieren erst nachher. “Wenn man aus der Ruhe und weniger aus der Emotion heraus miteinander redet, wird das Gespräch viel tiefer," sind sie sich einig.

Eine Frage habe ich noch: Hilft Otto sein Glaube bei der schweren Krankheit? “Ich versuche sie als Kreuz und in der Nachfolge Jesu zu leben. Aus dem Glauben heraus gibt sie mir eher Kraft als daß sie mich schwächt, wenn ich den erlösenden Charakter darin sehen kann. Die schlechten Tage versuche ich mit einer gewissen Gelassenheit zu sehen." Weiters versucht er sie für andere aufzuopfern. Wohl auch für seine Patienten, die er als von Gott geschickt ansieht.

Bemerkenswert auch, wie Lutterottis zu ihrem neuen Heim in Maria Enzersdorf gekommen sind: Sie haben zunächst eine Novene zum Hl, Josef, Ottos Patron und Vorbild in der Arbeit und als Familienvater - um Fürsprache in diesem Anliegen gebetet - und fanden ein günstig zu mietendes Haus in Maria Enzersdorf. Eigentlich hatten sie ja zuerst nach einer guten Pfarre Ausschau halten wollen, soll doch die Kirche für sie ja Heimat sein. Als sie aber nun P. Thomas, den Pfarrer kennenlernten, wußten sie, daß sie es auch in dieser Hinsicht bestens getroffen hatten (was mich nicht wundert, weil auch wir hier unsere Heimat haben). Viele weitere Zeichen bestärkten sie in ihrer Wahl: daß die Pfarre marianisch, die Kirche der Muttergottes - Heil der Kranken - geweiht ist.

Bevor ich gehe, erzählen sie mir noch von der Taufe des kleinen Johannes Maria Emmanuel. Er kam am 24. Dezember zur Welt und wurde am 2. Februar, Darstellung des Herrn, getauft. Ein großes Fest: vier Priester und 40 Kinder waren dabei. Pater Thomas - er hat einen besonderen Draht zu Kindern - hat die Predigt mit dem Täufling am Arm gehalten.

Ich verlasse die beiden mit dem Gedanken: Ein so harmonisches Ehepaar, das Jesus in den Mittelpunkt der Lebensplanung stellt - und dadurch ihren Kindern den Vorrang gibt - macht wohl auch anderen jungen Paaren Lust, diesen Weg einzuschlagen.

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