VISION 20006/2021
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Es geht um die Freiheit – Jetzt!

Artikel drucken (Von Weihbischof Andreas Laun)

Merkwürdig: Manche Themen, obwohl umstritten, werden öffentlich nicht mehr debattiert. Abweichende Positionen werden mit Stillschweigen, Spott oder Redeverbot bestraft: Vorzeichen bedrohter Freiheit in der Demokratie.

Geboren bin ich 1942, noch in der Zeit der schlimmsten Diktatur, und während ich in der Liebe meiner Eltern geborgen in der Wiege lag, rauchten in Auschwitz die Kamine. Die Freiheit war damals in ganz Europa zum Fremdwort geworden, etwas, was es irgendwo in einem fernen Land wohl gibt, in der Vergangenheit auch bei uns gab, aber jetzt nicht mehr.
Als ich zum Gebrauch der Vernunft erwachte, war der Albtraum vorüber, ich selbst wuchs in einer Zeit auf, in der die Freiheit selbstverständlich war wie die Luft. Hinter dem „Eisernen Vorhang“ allerdings, das wusste ich, gibt es keine Freiheit, und die Menschen „dahinter“ taten mir leid. Diese Unfreiheit schien aber so entfernt zu sein wie die Unfreiheit in der Vergangenheit. Wir, das schien unbezweifelbar, leben in Freiheit, und das wird so bleiben. Keine Nazis, keine Kommunisten, wir sind freie Menschen, frei im Denken, Reden und in allem, was dazu gehört.
Aber wie ist es heute um die Freiheit bestellt? Gibt es nach so vielen Jahren Freiheit in Bezug auf sie warnende Donner, verdächtige Windstöße? Die Freiheit scheint ungebrochen zu sein, die Politiker, die natürlich nach Wahlsieg und damit nach Macht streben, bekennen sich alle zur freiheitlichen Demokratie - also kein Grund zur Sorge? (…)
Die Menschen unserer Zeit scheinen verliebt in die Freiheit zu sein und wollen sie immer weiter ausdehnen. Man fordert die freie Wahl bezüglich der eigenen „sexuellen Orientierung“, Freiheit für irgendwelche „Formen des Zusammenlebens“, Freiheit dafür, wie Kinder zu erziehen sind, Freiheit für Abtreibung, Freiheit für Euthanasie, noch mehr Freiheit für Scheidung… In Europa, scheint es jedenfalls, könne von Gefährdung der Freiheit nicht die Rede sein.
Stimmt diese beruhigende Diagnose? Nein, und zwar aus mehreren Gründen: Erstens mehren sich die Versuche, das Leben gegen die klaren Vorgaben der Wirklichkeit und im eklatanten Widerspruch zur jüdisch-christlichen Bibel zu gestalten und diese durch Gesetze auszuschalten. Die Homo-Bewegung und ihr Siegeszug sind ein bedrückendes Beispiel für diese Entwicklung.
Zweitens weitet man die “Freiheit" aus, ohne nach dem Naturrecht, nach dem höheren Recht von Gott zu fragen und führt Freiheitsrechte mit Mehrheitsentscheidung ein, die fundamentale Freiheitsrechte anderer missachten. Man nimmt sich die Freiheit, das Böse gut zu nennen, weil es die Mehrheit so will. Vom Gewissen ist nicht mehr die Rede. (…)
Die Ideologen, die hier trotz aller katastrophalen Erfahrungen am Werk sind, wissen im Grunde, dass die Wirklichkeit nicht in der Verfügungsgewalt ihres Wollens ist. Darum greifen sie mehr und mehr zu den altbewährten Mitteln aller Gewaltherrschaft, die da sind: die Betäubung der Menschen durch die Lust in allen Varianten, dann die Lüge und zum Schluss: die Gewalt!
Das geht so: Während die Ideologen die Menschen mit immer mehr Wellness einlullen, erfinden sie “Sprachspiele" und Begriffe, die den Ohren schmeicheln und ablenken vom Freiheitsraub, der im Gange ist. Diejenigen aber, die das böse Spiel durchschauen, werden dem Volk gegenüber als die Ewig-Gestrigen vorgeführt, und man beschließt „Anti-Diskriminierungsgesetze“ und Denkverbote.
Aber sind nicht die Freiheit des Denkens und das Recht auf das freie Wort Grundwerte, auf die Europa stolz ist und auch sein darf? Erkennt man nicht gerade an der Missachtung dieses Rechtes die Diktatur? Doch, so ist es, aber davon lassen sich die Freiheitsräuber nicht beirren. Aus der Geschichte der “Gehirnwäscher" weiß man, Freiheit lässt sich am besten unterdrücken im Namen der Gerechtigkeit, des Fortschrittes, dessen, was man, was alle, was die Mehrheit denkt! (…)
Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist auch die Art und Weise, wie die Gender-Ideologie mit voller Unterstützung der staatlichen Macht dem Volk aufgezwungen werden soll. Dabei fällt den Menschen weder auf, wie sehr der Staat in solchen Fragen seine Kompetenz überschreitet, noch lassen sie sich warnen, weil sie ungläubig reagieren, wie seinerzeit bei der Lektüre von Mein Kampf: „Das kann er nicht ernst meinen, so ein Unsinn!“
Charakteristisch für diesen Kampf gegen die Freiheit ist: Menschen, die widersprechen, versucht man gar nicht zu widerlegen, Argumente zählen nicht. Leichter ist es, sie zu diffamieren, sie am Reden zu hindern, und gleichzeitig die Öffentlichkeit zu verdummen, indem man so tut, als ließen sich Sachfragen kraft Ideologie und Abstimmung beantworten. Es ist, als ob man die Frage, ob es in Afrika Elefanten gibt oder nicht, durch Arbeitskreise, Diskussionsrunden und Abstimmungen von Leuten beantworten ließe, die noch nie in Afrika waren, nicht einmal im Tiergarten!

Auszug aus dem gleichnamigen Artikel, den Weihbischof Laun in Vision 4/09 veröffentlicht hat.

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