VISION 20006/2021
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Tipps, damit Erziehung gelingt

Artikel drucken (Katharina Achammer)

Langmut
Diese Frucht bedeutet das Behalten der Geduld: Entschlossen sein, etwas sehr lange zu tun; aushalten, ohne ungeduldig zu werden; den Mut haben, friedlich zu bleiben.
Viele Kinder wünschen sich, immer wieder dasselbe Buch, dieselbe Geschichte zu hören. Das kommt ihrem Bedürfnis nach Sicherheit entgegen: Kleine Kinder lieben Wiederholung, lieben es, immer das Gleiche zu tun, zu hören, zu erleben und finden das auch überhaupt nicht langweilig. Es hilft ihnen auch dabei, Dinge, die sie in ihrem Leben oder ihrer Umwelt beschäftigen, zu verarbeiten und für sich eine Lösung zu finden.
Die kindliche Auffassung vom Leben ist noch stark von der Phantasie durchdrungen und oft identifizieren sie sich mit den Helden der Geschichte. Gehirnforscher haben entdeckt, dass sich dadurch auch die Vorstellungskraft eines Menschen bildet. Sich als kleines Kind immer wieder auf verschiedene Art, Bilder in der Phantasie zur selben Geschichte vorzustellen, schult diese Fähigkeit und entwickelt die dafür notwendigen Nervenbahnen.
Einige Psychologen empfehlen Märchen. Dieses kann Anregung für ein Kind sein, im eigenen Leben Ordnung entstehen zu lassen, wenn es ihm gerade verwirrend erscheint. Das Kind kann durch die Schwarzweiß-Malerei des Märchens Ordnungsprinzipien erkennen. Auf Grund der bildhaften Sprache können Kinder Märchen gleich verstehen und als Projektionsflächen eigener seelischer Vorgänge benützen. Das Essentielle der Märchen und ähnlicher Geschichten ist also nicht die Moral, sondern die Garantie, dass man Erfolg haben kann, wenn man Vertrauen hat und dass das Gute siegt.
Daher ist es gut für dein Kind, langmütig zu bleiben; dich zu überwinden, immer wieder dessen Wunsch nach derselben Geschichte zu erfüllen.

Sanftmut
Nicht nur den Mut für langen Atem, die Langmut, sondern auch den Mut zum Sanftbleiben will dir der Heilige Geist schenken .
„Ich will jetzt ein Keks haben!“ schreit dein Kind während du das Mittagessen zubereitest. „Mein Schatz, du weißt, dass die Kekse die Nachspeise sind. Wir essen bald, und du darfst dann sogar zwei Kekse haben.“ „Nein jetzt, ich habe schon sooo Hunger!“ „Wenn du tatsächlich so Hunger hast, erlaube ich dir ein Stück Apfel. Süßes essen wir immer nach dem Essen, diese Regel kennst du ja schon genau.“ Nun wirft sich dein Kind auf den Boden und schreit noch lauter. Womöglich beobachtet eine andere Person, vielleicht,eine Freundin, schweigend diese Szene und nun sagt sie: „Gib doch wenigstens ein halbes Keks - du kannst doch nicht so hart sein!“
Kinder sind von den momentanen Wünschen gesteuert und das ist normal. Es fühlt sich gut an, wenn du dich dennoch nicht davon überrumpeln lässt und das längerfristige Wohl deines Kindes im Auge behalten kannst.
Wenn du dem Kind, das ja beharrlich und lauter werdend agiert, ein Keks geben würdest, wäre die Lehre für dein Kind: Lang genug und laut genug - dann bekomm ich, was ich will.

Auszüge aus dem Buch Berge versetzen – Erziehen gelingt mit dem Heiligen Geist, von Katharina Achammer, Verlag EheFamilieBuch, 120 Seiten, 12,20€

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