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Eindrucksvolle Glaubenszeugnisse von Ärzten

Artikel drucken Der Arzt als Helfer, der den ganzen Menschen im Blick hat (Christof Gaspari)
 
   

Bei Umfragen, die das Ansehen verschiedener Berufe in der Öffentlichkeit zu erheben versuchen, liegen die Ärzte stets im Spitzenfeld. Kein Wunder, sind sie doch Menschen, die fast jeder von uns früher oder später konsultiert, wenn er krank und daher hilfsbedürftig ist. Dann erhofft sich der Patient vom Arzt die Bereitschaft, sich möglichst persönlich mit dieser Not auseinanderzusetzen, um aus ihr herauszuhelfen.
Die Medizin hat sich jedoch in eine Richtung entwickelt, in der die Technik sehr an Bedeutung gewonnen hat. Zugegeben, dieses System ist zu erstaunlichen, großartigen Leistungen imstande – aber es führt dazu, dass sowohl der Arzt wie der Patient zu Rädchen im Getriebe werden.
In seinem Buch Beeindruckende Glaubenszeugnisse christlicher Ärzte stellt nun Manfred Müller, Priester und Rektor am Allgemeinen Krankenhaus in Wien, Personen vor, die alles andere als Rädchen im Getriebe waren. Sie haben sich vielmehr durch persönliche Zuwendung zum Patienten ausgezeichnet. In diesen sahen sie vor allem den leidenden Menschen, der mehr als nur ein hoch komplexes System mehr oder weniger gut funktionierender Organsysteme, sondern ein Kind Gottes ist, dem umfassend beizustehen sei.
Neun Personen hat Müller kurz portraitiert. Die Liste reicht von Hildegard von Bingen, die im 12. Jahrhundert gelebt hat bis zu Jerôme Lejeune, der am Ostersonntag 1994 gestorben ist.
Hildegard eröffnet den Reigen der Portraits. In ihren Visionen darf sie die Großartigkeit der Schöpfung bestaunen. Sie sieht „die ewigkeitshaltige, belebende, frisch blühende gute Kraft (…), die von Gott selbst ausgeht und allem Leben innewohnt, alles Leben zur Reife bringen will“. Sie sieht aber auch den „Missklang und die Entwurzelung“, die durch die Abwendung des Menschen vom Schöpfer in die Welt eingebrochen sind. Insofern man die heilige Hildegard als Ärztin bezeichnen kann, geht es ihr bei der Heilung nicht „lediglich um die Instandsetzung kranker Funktionen“. Ihr Ansatz: „Den Menschen zurückzuführen in seine ursprüngliche Ganzheit.“ Aus dieser Sicht besteht dann auch „das Ethos des Arztes nicht im Sanieren, sondern in der Barmherzigkeit, die er einem Not leidenden Menschen entgegenzubringen bereit ist.“
Im Grunde genommen kennzeichnet genau dieser Zugang die Ärzte, die auf den weiteren Seiten des Buches vorgestellt werden. Sehr eindrucksvoll das Wirken von Friedrich Joseph Haass, eines Deutschen, der im Russland des 19. Jahrhunderts besonders den Armen, den Gefangenen so beigestanden ist, dass bei seinem Begräbnis 20.000 Menschen den Trauerzug begleiteten. (siehe auch Text S. 11)
Zwei der Portraits sind Österreichern gewidmet: dem seligen Ladislaus Batthyány-Strattmann, einem Augenarzt, der an der Wende zum 20. Jahrhundert im heutigen Burgenland zwei Spitäler errichtet hat, und Anna Dengler, einer Tirolerin, die 1925 in New York einen Orden von Missionsärztlichen Schwestern gegründet hat, der heute „700 Mitglieder aus 22 Nationen, davon rund 70 Ärztinnen“ umfasst und sich nach dem 2. Weltkrieg weltweit ausgebreitet hat.
Eindrucksvoll die Geschichte des Japaners Takashi Nagai, der den Atombomben-Abwurf auf Nagasaki schwer gezeichnet überlebt und ab 1946 als Bettlägeriger ein weltweit beachtetes Apostolat des Friedens ausgeübt hat.
Bleibt mir zum Schluss noch auf das Portrait von Jerôme Lejeune, den ich persönlich kennenlernen durfte, hinzuweisen. Sein Seligspechungsprozess ist im Gange. Er war der Entdecker des Chromosomendefekts bei Down-Syndrom-Kindern und nobelpreisverdächtig. Weil er sich aber vehement gegen den Miss­brauch dieser Erkenntnis (Kinder mit diesem Defekt werden massenweise im Mutterleib umgebracht) wandte fiel er im wissenschaftlichen Milieu in Ungnade und stellte sein Leben fortan in den Dienst dieser Kinder und deren Eltern. Er verstand es, den Eltern zu vermitteln, „dass ihr Kind zuallererst Paul oder Marie ist und nicht eine Krankheit.“
Ich kann dieses leicht lesbare Buch nur wärmstens zur Lektüre empfehlen. Es stellt uns Menschen vor Augen, die in einem schwierigen Umfeld und trotz mancher Widerstände an der Hand Gottes gehend Großes geleistet und ihre Patienten als umfassend heilsbedürftig gesehen und behandelt haben.

Beeindruckende Glaubenszeugnisse christlicher Ärzte. Von Manfred M. Müller. media maria,190 Seiten, 19,95 €

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