VISION 20006/2002
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Brauchen wir Christen Maria?

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Brauchen wir Christen Maria?" Ich möchte am liebsten gar nicht theologisch reden, sondern einfach sagen: Probiert es doch einfach aus! Schaut hin auf die Unbefleckte Frau, laßt Euch von ihr lieben, nehmt sie zum Vorbild, ruft sie an - und Ihr werdet merken, wie Ihr plötzlich tiefere, gläubigere, bessere Christen werdet! Laßt einfach Maria Euch beweisen, daß sie Eure Mutter ist!

Denn was die Theologie zentral von Maria sagt, ist eigentlich sehr einfach und logisch: Wir brauchen Maria, weil wir Jesus Christus brauchen. Ich möchte das deutlich sagen: die Kirche, ihre Heiligen, Sakramente, Ämter und Einrichtungen, und sogar ihre oft lästige Organisation: Das alles hat einen einzigen Grund und Ursprung: Jesus Christus! Und wir haben den Sohn Gottes eben nur durch Maria. Ohne Mutter kein Sohn!

Wer Maria groß machen will, der wird von ihr selbst belehrt, zuerst und vor allem Gott groß sein zu lassen. Als Maria von Elisabeth gepriesen wird: “Gesegnet bist Du mehr als alle anderen Frauen...!", da antwortet Maria: “Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter!" (Lk 1,46)

Maria gibt das Lob an Gott weiter: Gott soll großgepriesen werden. Ich frage: Ist damit nicht eigentlich das Grundübel unserer Zeit angesprochen? Ist nicht der Krebs, der Welt und sogar Christenheit zu zerfressen droht, das Vergessen auf die Wirklichkeit Gottes. Gott bedeutet so vielen Menschen nichts mehr!

Ja, werden sie sagen, aber Studien belegen doch, daß die Menschen immer religiöser werden. Stimmt! Nach seriösen Untersuchungen bezeichnen sich immer mehr Menschen als religiös. Die Frage ist aber: Was versteht man unter religiös? Als religiös bezeichnen sich doch Leute, die bloß annehmen, daß es halt irgendeine höhere Macht gibt.

Für diese Haltung gibt es die Redewendung: “Irgendetwas wird es schon geben." Das Schlimme ist: Die meisten Menschen bleiben bei einem “Irgendetwas-Gott" stecken. Dieser “Irgendetwas-Gott" ist ein sehr bequemer Gott, denn mit dem kann ich mirs schon selber ausmachen, wie die Leute sagen. Das heißt: Diesen “Gott" biege ich mir selbst zurecht und lege mir meine eigenen sittlichen und religiösen Anschauungen zu. Der “Irgendetwas-wird-es-schon-geben"-Gott soll mir nur ja nichts dreinreden in meinem Leben. Meine Religion mache ich mir selbst. Und wenn ich was brauche, dann hole ich es mir aus der Esoterik. Wir sehen: Bloß religiös zu sein ist nicht genug.

Für uns Christen ist Gott nicht ein selbsterfundenes “irgendetwas"! Sondern wir glauben an den wahren und lebendigen Gott. Christsein heißt, “den einzigen wahren Gott zu erkennen und Jesus Christus, den er gesandt hat" (Joh 17,3).

Und hier kommt Maria ins Spiel: Durch sie ist Gottes Sohn Mensch geworden. Der Weg, wie sich Gott uns offenbaren wollte, führt über Maria, die Jungfrau von Nazaret. Maria gehört daher in das Glaubensbekenntnis wie das Amen zum Gebet. Seit dem 2. Jahrhundert beten alle Christen: “Ich glaube an Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, unseren Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren aus der Jungfrau Maria."

Bitte halten wir das Unfaßbare und Entscheidende fest: Gott wollte sich so offenbaren und nicht anders. Er erwählte Maria zur Menschlichen Mutter seines menschwerdenden Sohnes. Es geht bei der Muttergottes nicht um einen katholischen Spleen oder sentimentale Frömmigkeit, sondern um den springenden Punkt unseres Glaubens. Die Frage, ob Gott bloß “irgendetwas" ist oder ob Er sich wirklich geoffenbart hat, ist die Frage, die alles entscheidet und von allen anderem unterscheidet.

P. Dr. Karl Wallner OCist

Der Autor ist Dekan der Theol. HS. Heiligenkreuz, sein Beitrag ein Auszug aus seinem Vortrag am 7.9.02 bei der Maria Namen Feier in der Wr. Stadthalle.

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