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Den Sinn für Gut und Böse verwirrt

Artikel drucken Harry Potter ist ganz sicher kein modernes Märchen (Von Gabriele Kuby)

Mitte November kommt der zweite Harry-Potter-Film in die Kinos. Millionen Jugendliche und Erwachsene werden sich anlocken lassen - zu einem Ausflug in eine Welt des Schreckens und der Verwirrung

Zusammen mit Harry Potter macht die junge Generation derzeit einen mehrjährigen Lehrgang in der “Schule für Zauberei und Hexerei". Vor unseren Augen wandelt sich die Kultur: Fluchen, Wahrsagerei, Hexenkult und alle Arten der Magie sind “in", füllen sturzbachartig das Vakuum, das der Schwund des Christentums hinterlassen hat.

Das zeigt ein Blick in Spielzeugläden und in Kataloge von Kinderbuchverlagen. Im Schneider Verlag wird etwa ein “Voodoo Love Kit" angeboten, “inklusive Voodoo-Puppe, Nadelset und Flüchen zum sofortigen Gebrauch".

Lassen wir uns nicht davon beirren, daß alle Welt Potter die Türen aufreißt. Die Verblendungsmöglichkeit des Menschen, der die Bindung an Gott verloren hat, ist grenzenlos. Das wissen wir aus der nicht allzu fernen Geschichte. Hat nicht ein ganzes Volk dem Heil zugerufen, der entsetzliches Unheil über die Welt brachte?

Wohin geht die Entwicklung unserer Gesellschaft? Führt sie in eine lebensfähige und lebenswerte Zukunft? Sollten Sie auf diese Frage nicht mit einem zuversichtlichen Ja antworten können, dann ist bei Massenbewegungen, die die Wertebasis der Kultur angreifen, prinzipiell Mitrauen angesagt.

Ich will es ohne Umschweife sagen: Ich glaube, daß Harry Potter ein Projekt ist, dessen kulturverändernde, satanische Wirkung bereits offen zutage tritt. Satanisch? Wer wollte sich lächerlich machen mit dem Glauben, daß es eine bewußte Macht des Bösen gibt? Wir sind frei zu glauben, wem wir wollen: Dem Sprachrohr des Zeitgeistes, Herbert Haag, der vor 30 Jahren den “Abschied vom Teufel" proklamierte, mit dem Erfolg, daß die große Mehrheit der kirchlichen Verkündigung diesen einseitigen Abschied mitvollzogen hat. Oder glauben wir Jesus Christus, “der erschienen ist, um die Werke des Teufels zu zerstören" (1Joh 3, 8)?

Nehmen wir an, es gäbe diesen Kampf zwischen den himmlischen und den dämonischen Mächten um die Seele jedes einzelnen wirklich, und betrachten wir ihn aus der Sicht des Teufels. Welche Strategie ließe sich da im Projekt Harry Potter erkennen?

1. Gott aus dem Denken und Streben des Menschen eliminieren: Gott kommt bei Harry Potter nicht vor: Der Bezug zur Transzendenz ist ausschließlich dämonisch. Nur “Voldemort", dessen “Fluchnarbe" Harry auf der Stirn trägt, hat transzendente Züge der Unsterblichkeit.

Der scheinbare Kampf Harrys gegen die dunklen Mächte wird mit Flüchen, Gegenflüchen und ekelerregenden Methoden schwarzer Magie geführt. Die Unterscheidung zwischen schwarzer und weißer Magie - auch weiße Magie ist für Christen verwerflich - ist nur ein Vorwand, um den Leser auf bisher 1902 Seiten mit solchen Praktiken bekannt zu machen.

2. Die Menschenwelt wird verächtlich dargestellt, die satanische Welt ersehnenswert: Die menschliche Pflegefamilie, in der das Zauberer-Waisenkind Harry aufwächst und seine Ferien verbringen muß, wird entwürdigend dargestellt, häßlich, gemein, verabscheuungswürdig: “Dudley (Harrys Vetter), dessen Hintern zu beiden Seiten des Küchenstuhls herabhing, war blond, rosa und fett wie ein Schwein." (Bd 2, S. 6-8) “Harry war auf etwas Großes Matschiges getreten, das auf der Türmatte lag - etwas Lebendiges" (Bd 1, S. 47), nämlich das Gesicht seines Onkels.

Vor diesem Hintergrund erscheint Hogwarts, die Schule der Zauberei und Hexerei ersehnenswert. Im ersten Band bekommen die Menschen den abwertenden Namen “Muggels". Im zweiten Band heißen Zauberer, die von Menschen abstammen “Schlammblüter" im Gegensatz zu den “Reinblütern", deren Eltern auch schon Zauberer waren. Das menschliche Antlitz wird überwiegend deformiert gezeigt, als böse, häßliche Fratze.

3. Der Schöpfung Gottes eine Gegenschöpfung entgegenstellen: Neue Wesenheiten, die einer abgründigen Phantasie entspringen, werden erfunden: Deformationen von Mensch, Tier und Pflanze, Zwitterwesen aller drei Gattungen. Drei Beispiele: Alraunen (Gen 30,14-16) werden als Zaubertrank gezüchtet. Als Wurzel kommt ein “kleines, schlammüberzogenes und äußerst häßliches Baby aus der Erde. Die Blätter wuchsen aus seinem Kopf heraus. Es hatte eine blaßgrüne, gefleckte Haut." Die Schreie der Baby-Wurzeln, die später zerschnitten und geschmort werden, sind tödlich. (Bd 2, S. 97, S. 244) Im Gewächshaus wachsen schwarze Riesenschnecken mit großen, glänzenden Geschwülsten, aus denen die Schüler den Eiter ausquetschen und in Flaschen füllen. Ein “hervorragendes Mittel gegen hartnäckige Akne, die nicht weggeflucht werden kann". (Bd 4, S. 204-205)

Der “Lehrer zur Verteidigung gegen die dunklen Künste" sieht so aus: “Es war ein Gesicht, wie Harry noch nie eines gesehen hatte... Jeder Zentimeter seiner Haut schien vernarbt zu sein. Der Mund war eine klaffende Wunde, die sich schräg über das Gesicht zog, und ein großes Stück Nase fehlte. Doch es waren die Augen des Mannes, die einem wirklich Angst einjagten..." (Bd 4, S. 194) Die Schüler finden diesen Lehrer “supercool" und haben Vertrauen zu ihm.

4. Den Grundkompaß des Menschen, die Unterscheidung zwischen Gut und Böse verwirren, außer Kraft setzen und schließlich in sein Gegenteil verkehren: Die Strategie ist raffiniert. Das Gute wird mit bösen Attributen versehen und umgekehrt, das Böse mit guten.

Beispiel: Ein Baby (gut und schön) mit geschuppter Haut und einem schlangengleichen Gesicht (böse und häßlich) schlingt, bevor es in den brodelnden Kessel geworfen wird (kein Mitgefühl, weil Baby böse und häßlich ist), noch seine dürren Arme um den Hals von “Wurmschwanz", den Lakai des Teufels (Geste, die Mitleid erzeugt). (Bd 4, S. 669)

Diese Methode setzt das moralische Empfinden und das Gewissen außer Kraft. Sie wird ununterbrochen angewandt.

5. Die Hemmschwelle zu okkulten Praktiken zerstören, indem Fluchen, Wahrsagen, Drogen und Magie normal erscheinen - bis hin zu Blutritualen: Die Schüler von Hogwarts werden im Fluchen ausgebildet. Flüche und Gegenflüche gehören dort zum Alltag. Die Macht der Flüche steigert sich von Band zu Band bis hin zu Flüchen, die das Objekt seines Willens berauben, ihn foltern (“Crucio!") und töten.

Dieser Tötungsfluch wird im 4. Band von Lord Voldemort auf S. 666 ausgesprochen. Er leitet ein Blutritual ein, in dem Voldemort ein “Lebenselixier" mit folgenden Zutaten bereitet: Knochen seines von ihm selbst getöteten Vaters, die er aus dem Grab heraufbeschwört, Fleisch von einem menschlichen Baby und Blut von Harry Potter.

Die Anhänger Voldemorts, die “Todesser", winseln zu Füßen ihres Herrn um Vergebung, küssen seinen Mantelsaum, Harry Potter verneigt sich vor Lord Voldemort (anders als Jesus in der Wüste). Durch dieses Ritual kann der unsterbliche Voldemort wieder offen seine Macht ausüben... (Falls Sie glauben, ich übertriebe, so holen Sie sich Band 4 aus der nächsten Pfarrbücherei und lesen Sie S. 665 - 699.) Weitere Bände sind von der Autorin angekündigt.

6. Massenbewegung von Kindern und Jugendlichen: Durch Buch, Film und kulturelle Allgegenwart ist es so gut wie unmöglich geworden, Kinder vor der Potter-Welt zu schützen. Harry Potter ist ein weltweites Milliardengeschäft und die Autorin nach der Queen heute die zweitreichste Frau Englands. AOL/Time Warner hat mit 300 Firmen Lizenzverträge für Harry Potter-Produkte abgeschlossen. Der gesamte Jugendbuch- und Spielzeugmarkt ist mit Potter-Produkten und seinen magisch-okkulten Derivaten besetzt.

Die angewandte Methode besteht aus Tarnung, Verwirrung, Lüge, Verblendung. Wir wissen, daß sich der Wolf in den Schafspelz hüllt. Hier ist es kein Pelz, sondern ein fadenscheiniges Mäntelchen. Es besteht aus der Freundschaft zwischen den drei Freunden, Harry, Ron und Hermine.

Daß ein Kampf gegen die dunklen Mächte stattfinde, ist nichts als ein betrügerischer Vorwand, um den Leser und Zuschauer in die Aktion dieser dunklen Mächte zu verstricken.

Die Erzählung erzeugt beim Leser durch Verwirrung einen Trancezustand, in dem er jede Orientierung für Gut und Böse verliert und eine Sucht nach dem Bösen entsteht.

Wichtig ist auch festzuhalten, daß Harry Potter kein modernes Märchen ist. Denn im Märchen sind Hexen und Zauberer Gestalten des Bösen, die den Menschen seiner Freiheit berauben. Der Held gewinnt durch die Übung von Tugenden das gute Menschenleben zurück.

Joanne Rowling, der Erfinderin von Harry Potter, gelingt es, diese Grundwertung umzupolen: Das Gute wird böse, das Böse wird gut. Wie es möglich ist, daß der Schutzinstinkt der Eltern für ihre Kinder ausgehebelt wird und daß Hirten der Kirche für diese Ausgeburt satanischer Phantasie grünes Licht geben, ist ein Geheimnis des Bösen.

Das Buch zum Thema:

Harry Potter - Herr der Ringe, Unterscheidung zwischen Böse und Gut

Im Dezember erscheint dieses Buch von Gabriele Kuby und Michael Hageböck. Bestellt kann es werden unter der Adresse: Fe-Medienverlag, Friedrich-Wirth-Straße 4, D-88353 Kisslegg

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