VISION 20003/2007
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Ein Jude findet zum Glauben an Jesus

Artikel drucken Die Geschichte von Charlie Rich

Die Geschichte von Charlie Rich sollte eine Welt, in der die Kirche als Machtinstrument zur Unterdrückung gläubiger Massen karikiert wird, eigentlich fassungslos machen. Fragte man ihn nämlich, warum er sich zum katholischen Glauben bekehrt hatte, so gab er einfach zur Antwort: “um das Heil zu finden und glücklich zu sein."

1899 in einem kleinen ungarischen Dorf geboren, wächst der junge Charlie in einer hassidisch-jüdischen Familie auf. Dieser pietistischen Tradition verpflichtet, lernt er lesen und schreiben durch systematisches Studium der Tora und rabbinischer Kommentare der Heiligen Schriften. Während der ersten Lebensjahre des Kindes arbeitete der Vater in den USA und ließ später die Familie nachkommen, als der Sohn zehn Jahre alt war.

Im agnostischen Umfeld der öffentlichen Schulen von New York ist Charlie mit dem modernen Leben und Denken konfrontiert. Ihnen hält sein Kinderglaube nicht lang stand. Als Autodidakt setzt er seine Ausbildung in der städtischen Bücherei fort, wo er alles liest, was es an Philosophie, Literatur und Religion gab.

Mit 33 Jahren beginnt er die Leere unter seinen Füßen zu spüren: Zahlte es sich überhaupt aus, dieses Leben zu leben? Um seiner Verzweiflung zu entfliehen, versuchte er zweimal, sich umzubringen. Und dabei hatte er mit Interesse christliche Autoren gelesen: den hl. Augustinus, hl. Thomas von Aquin, die hl. Katharina von Siena. Er beneidete sie um ihren Glauben, konnte aber nicht verstehen, woher sie ihre Kraft bezogen. Wie könnte er zur Wahrheit - sollte sie überhaupt existieren - finden?

An einem Sommertag, als er gerade durch die vor Hitze glühenden Straßen New Yorks schleicht, tritt er in eine katholische Kirche ein, um der sengenden Hitze zu entfliehen und sich etwas zu erfrischen, wie er später erzählt hat. Er würde dort nicht willkommen sein, so seine Sorge, war er doch nicht katholisch und außerdem sehr schlecht gekleidet! Aber die Kirche war leer. Charlie setzte sich also allein hinten ins Kirchenschiff. Aus dem Halbschatten heraus betrachtet er ein Glasfenster, das eine Szene aus dem Evangelium beschrieb: Jesus stillt den Sturm. Beim Gedanken an diese Person denkt er erstaunt: “Es wäre doch zu schön, wenn dieser Mensch wirklich gelebt hätte und wenn die Worte des Evangeliums authentisch wären. Ach wäre das doch wahr!"

“Plötzlich," schrieb Charlie Rich später in seinen Memoiren, “erklang tief in meinem Inneren eine Stimme und ich hörte deutlich folgende Worte: ,Sicher ist all das wahr! Christus ist der menschgewordene Gott. Das Evangelium stimmt wortwörtlich'."

Charlie erinnert sich, daß er - ohne es zu wollen - in die Knie gesunken ist und ein inniges Dankgebet gesprochen hat. Innerlich zutiefst erschüttert, drückt er seine Dankbarkeit für diese unaussprechliche Freude, die sein Innerstes überflutet, aus. Auch von einer großen Zärtlichkeit, die ihn umfängt, wenn er den Namen Jesus aussprach, berichtet er - und von einem Duft, der dabei verströmte. (...) In diesem Moment war ihm eines ganz klar: In Seiner Fülle findet man Jesus in der Katholischen Kirche.

Von da an befriedigen ihn die Gottesdienste in der Synagoge nicht mehr. Nichts ist ihm nunmehr wichtiger als die Gegenwart Gottes in der Eucharistie. (...) Tiefes Mitgefühl mit seinen ehemaligen Glaubensgenossen erfüllt ihn, denn nur Jesus in der Eucharistie könnte ihnen Trost und Kraft schenken.

Die Gnade seiner Bekehrung beschreibt er als “Jubelgesang", der ihn sein Leben lang begleitet hat. Den Rest seiner Tage verbringt er als kontemplativer Laie bei einer Jesuitengemeinschaft in New York. Er hinterläßt einen Nachlaß spiritueller Schriften und stirbt Alter von 99 Jahren

Judith Cabaud

L' Homme Nouveau v. 28.10.06

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