VISION 20002/2011
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Das Grab des Propheten Sacharja entdeckt?

Artikel drucken Grabräuber führen zu einem aufsehenerregenden Fund (Karl-Heinz Fleckenstein)


Das Heilige Land birgt eine Unzahl von Stätten, die bezeugen, daß die Erzählungen der Heiligen Schrift nicht Mythen, sondern historische Berichte sind. Im folgenden der Bericht eines Archäologen über eine besonders interessante Ausgrabungsstätte.

Schlagzeilen in einer israelischen Tageszeitung am 2. Februar 2011: „Wie die israelische Antikenbehörde mitteilte, haben mehrere Wissenschaftler die Ausgrabungsstätte in Khirbet Madras südlich von Bet Schemesch als Wohnort und Grab des Propheten Sacharja identifiziert. In den kommenden Tagen werden die spektakulären Mosaiken abgedeckt und es beginnt der Planungsprozeß für die Erhaltung des Standorts und seine künftige Präsentation in der Öffentlichkeit als einer der ausgewählten Standorte, um in das nationale Erbe miteinbezogen zu werden. Zweifelsohne ist diese Entdeckung von außergewöhnlicher und großer Bedeutung für die Religionen und den Tourismus.“
Wie elektrisiert sprang ich vom Stuhl und zeigte meiner Frau Louisa den Bericht. Schon eine Stunde später saßen wir mit unseren drei Gästen aus Deutschland in unserem Auto in Richtung Khirbet Madras. Was wir dort fanden, war atemberaubend.
Wie kam es zu dieser Entdeckung? Als vor wenigen Monaten Amir Ganor und sein Team von der „Rubber Prevention Unit“ Grabräuber verfolgten, führte die heiße Spur zu der antiken Ruine Khirbet Madras auf einem unbewohnten Hügel, 40 Kilometer südlich von Jerusalem entfernt.
Nun begannen die Archäologen Ganor und Alon Klein mit den ersten Ausgrabungen vor Ort. Ein öffentliches Gebäude von mehreren Bauphasen wurde freigelegt. Zunächst deuteten die Ausgräber das Bauwerk als eine Synagoge. Bald jedoch entdeckten sie Steine mit Kreuzen darauf. Ein klares Indiz, daß es sich hier um eine christliche Basilika aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. handelt, die mit einzigartigen Mosaiken ausgestattet war.
Unterhalb des gesamten Gebäudes verzweigt sich ein unterirdischer Komplex aus der Zeit des Zweiten Tempels mit Wasserleitungen und Lagerräumen und einem Tunnelsystem, das jüdischen Rebellen gegen die Römer Unterschlupf bot. All dies und die aufgefundenen Artefakte wie Münzen aus der Zeit des ersten Aufstandes (66-70 n. Chr.) und der Bar-Kochba-Revolte (132-135 n. Chr.), sowie Steine, Lampen und Tongefäße sind ein weiterer Hinweis dafür.
Über einen groß angelegten, mit Steinplatten bedeckten Vorhof erreichten die Gläubigen das Kirchenschiff. Getragen wurde das Dach von acht aus der Türkei importierten Marmorsäulen mit korinthischen, wunderschön gearbeiteten Kapitellen.
Das Kirchenschiff führt zu einer erhöhten Plattform. Auf der Nord- und Südseite befinden sich zwei breite Gänge. Die Fußböden der Kirche sind mit einzigartigen Mosaikmustern ausgelegt: Fauna und Flora-Dekors, geometrische Designs und Szenen mit wilden Tieren: Löwenjagd einer Gazelle, Füchse, Pfauen, ein Hahn, ein Lamm. Fische schwimmen in einem Teich.
Nach Ganor gehört diese Entdeckung zu den schönsten in Israel aufgefundenen Mosaiken der letzten Jahre, einzigartig in ihrer Kunstfertigkeit und Erhaltung: „Schon seit Jahren träumen wir davon, etwas derartiges zu finden.“
Die Kirche wurde wahrscheinlich vom fünften bis zum siebten Jahrhundert als Gotteshaus genutzt, bis sie durch ein Erdbeben zerstört wurde.
Östlich der Plattform befinden sich zwei Räume. Der eine ist mit einem Marmorboden gepflastert. Im anderen führen Steinstufen hinab zu einer kleinen Grabhöhle, die wohl in byzantinischer Zeit als die Grabstätte des Propheten Sacharja verehrt wurde, der als Autor des gleichnamigen Buches der Bibel rund 520 v.Chr. gelebt hat. Unter der Kirche vermuten Experten die Original-Grabstätte des Propheten.
Ein weiterer Hinweis findet sich auf der Madaba-Karte. Dort erscheint die Kirche in Khirbet Madras als Memorialstätte um das Grab des Propheten Sacharja. Andere christliche Quellen aus dem Jahr 415 n. Chr. identifizieren seine Grabstätte im Dorf Sacharja, was ebenfalls in die gleiche Richtung zielt. Ob sich tatsächlich das vermutete Prophetengrab an dieser Stelle befindet, sollen weitere Untersuchungen klären.

Karl-Heinz Fleckenstein
Über Karl-Heinz und Louisa Fleckenstein siehe auch das Portrait in VISION 2/10.

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