VISION 20001/2013
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Jesus von Nazareth

Artikel drucken Der Papst über die Kindheitsgeschichte der Evangelien (Christof Gaspari)

Es sind nun schon mehr als 30 Jahre vergangen, ich war damals relativ frisch bekehrt, da sagte mir ein guter Freund, als wir über den Glauben sprachen: „Also, ich kann mir gut vorstellen, dass Josef der Vater Jesu ist. Das würde an meinem Glauben nichts ändern.“ Mich hat das damals schwer verunsichert und dazu veranlasst, diese Frage eindeutig zu klären. Jesus, wirklich nur der Sohn des Josef?!
Wie dankbar wäre ich damals gewesen, ein so klares, verständliches Buch zu diesem Thema zu lesen wie den kürzlich erschienen dritten und letzten Band Jesus von Nazareth aus der Feder von Papst Benedikt XVI.. Passagenweise wird dem Leser richtig ums Herz, wenn er diese liebevolle, klare, gut dokumentierte Argumentation für die Historizität der Kindheitsgeschichte Jesu Christi liest. Schon einleitend hebt der Papst hervor, es gehe um die Frage: „Ist das Gesagte wahr? Geht es mich an? Und wenn, wie?“ Ja, es geht uns wirklich an. Denn was sollte man von Evangelien halten, deren einleitende Passagen nichts anderes als im Nachhinein aufgewärmte Mythen enthielten, die den Menschen Jesu künstlich mit Gottähnlichkeit umkleiden wollen?
Wie wichtig das Papstbuch ist, machte u. a. die am 25. Dezember im ZDF ausgestrahlte Sendung Das Geheimnis der Geburt Jesu deutlich. Super aufgemacht, mit herrlichen Bildern aus dem Heiligen Land, attraktiven Darstellern – und modernen Theologen demolierte der „streng wissenschaftliche“ Report die Evangelienberichte Stück für Stück. Maria? Selbstverständlich keine Jungfrau, sondern eben nur „eine junge Frau“. Und Josef: „Tatsache ist, Wir wissen nicht, ob Josef der leibliche Vater von Jesus war.“ Es könnte auch ein anderer Mann gewesen sein…
Papst Benedikt hingegen: „Matthäus und Lukas wollten in ihrer je eigenen Art nicht ,Geschichten’ erzählen, sondern Geschichte schreiben, wirkliche, geschehene Geschichte…“
Und das betrifft auch die Geburt von der Jungfrau, die bei Jesaja zu finden ist und die im ZDF-Report als Missdeutung (sprich junge Frau) interpretiert wurde. Dem hält der Papst entgegen. „Ist es also wahr, was wir im Credo sagen: ,Ich glaube … an Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria’? Die Antwort lautet ohne Einschränkung: Ja. (…) Jungfrauengeburt und wirkliche Auferstehung aus dem Grab (sind) Prüfsteine des Glaubens. Wenn Gott nicht auch Macht über die Materie hat, dann ist er eben nicht Gott. Aber er hat diese Macht, und er hat mit Empfängnis und Auferstehung Jesu Christi eine neue Schöpfung eröffnet…“
Selbst den Stern, der die Weisen aus der Morgenland an die Krippe geführt hat, sieht der Papst nicht als schmückendes Beiwerk für eine erbauliche Geschichte. „Die große Konjunktion von Jupiter und Saturn im Zeichen der Fische 7-6 v. Chr. scheint eine gesicherte Tatsache zu sein. Sie konnte Astronomen des babylonisch-persischen Kulturraums wohl auf das Judenland, auf einen ,König der Juden’ verweisen. Wie im Einzelnen jene Männer zu der Gewissheit kamen, die sie aufbrechen ließ und sie schließlich nach Jerusalem und nach Bethlehem führt, müssen wir offen lassen…“
Ich belasse es bei diesen wenigen Zitaten, von denen ich hoffe, dass sie Ihnen, liebe Leser, Lust auf dieses wichtige Buch des großen Theologen Joseph Ratzinger gemacht haben. Er stellt sich voll hinter die Berichte aus der Kindheit des Herrn, die „uns wirkliche Geschichte“ erzählt, und uns hilft, „das Geheimnis Jesu tiefer zu verstehen.“

Jesus von Nazareth – Prolog. Die Kindheitsgeschichten. Von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. Herder 2012, 172 Seiten, 20 Euro.

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