VISION 20004/2002
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Das Papsttum abschaffen?

Artikel drucken Die Demokratisierung der Kirche: ein Irrweg (Von Christa Meves)

Pfarrversammlung einer norddeutschen Gemeinde: Der Pfarrgemeinderatsvorsitzende hat einen Aufruf zur “Kirchenreform" in der regionalen Presse publiziert unter der Überschrift: “Das Schweigen der Lämmer hat ein Ende". Gefordert wird eine Erneuerung der Katholischen Kirche. Zu einer Unterschriftenaktion wird aufgerufen. Alles soll modern werden, läßt sich dort lesen, und das heißt: Demokratisierung der Kirche, Frauenpriestertum, Abschaffung des Zölibats, mehr Wortgottesdienste, mehr Ökumene, “Frohbotschaft statt Drohbotschaft".

Als Reaktion auf diesen Vorstoß hat sich der Pfarrer genötigt gesehen, eine Pfarrversammlung einzuberufen. Der Initiator der überregionalen Aktion wird eingeladen, um diese “Vorschläge zur Erneuerung" zu erläutern. Bewegte Diskussionen, viel Mitheulen im modischen Begehren, viel laienhafte Unkenntnis über den differenzierten Standpunkt der Katholischen Kirche in diesen Fragen.

“Demokratisierung", fragt dann aber ein skeptisches Gemeindemitglied, muß das für Sie dann nicht auch heißen: Abschaffung des Papsttums?" Der Experte schaut den Frager stumm an. Dieser wiederholt seine Frage, beharrlich, sogar zweimal. Doch der Angesprochene verharrt, ohne sich zu äußern.

Aber keine Antwort ist auch eine Antwort. Es läßt sich (nicht allein aus der norddeutschen Reformitis) der Schluß ziehen: Es ist in der Katholischen Kirche eine neue Bewegung entstanden, die eine Abschaffung ihrer hierarchischen Struktur anstrebt, angeblich, um dadurch die Einheit der Christen zu ermöglichen.

Aber hat Christus selbst denn nicht Petrus den Auftrag gegeben, die Kirche zu gründen? Gilt nicht der Satz: “Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein" (Mt 16,18-20)?

Von einer Demokratisierung, von einer Angleichung aller an alle ist weder im Evangelium noch in der Apostelgeschichte etwas zu entdecken. Vielmehr wird zu Pfingsten das Petrusamt geradezu festgeschrieben: Denn erstmalig erfüllt sich hier die Verheißung Jesu: Der Heilige Geist strömt auf die Versammelten herab und inspiriert den “Fels-Petrus" zu einer großen Eröffnungsrede der Kirche.

Und auch bei Paulus ist von Demokratisierung nichts zu finden. Einhellig wird hingegen die Unterschiedlichkeit der Lebensaufträge und die Verschiedenheit der Begabungen betont. Nirgendwo ist von der Abschaffung hierarchischer Strukturen die Rede. Da Christus grundsätzlich Wahrheit ausspricht - in Liebe für uns - muß auch die Einsetzung des Papsttums als eine Einrichtung zu unserem Schutz verstanden werden.

Zwar ist jedem Zeitgenossen durch die Medien bekannt gemacht, ja geradezu eingebleut worden, daß es in der Geschichte Päpste gegeben hat, die ihr Amt zur Machtanmaßung mißbrauchten, aber unendlich viel größer ist die Zahl derer, die es so ausübten, wie Christus das verstanden wissen wollte: Als ein hellhöriges Empfangsorgan des Heiligen Geistes in selbstlosem Dienst für Gott, für die Menschen und für die Kirche.

Deshalb kann von Demokratisierung der Kirche nur reden, wer den Vorgang der Einsetzung des Papstes nicht beachtet hat. Das Papstamt ist ein Empfangsorgan von Gottes Willen bei der Durchführung Seines Planes mit der Menschheit. Da der Papst von Christus selbst dazu autorisiert wurde, kommt ihm dabei göttliche Autorität zu. Und das bedeutet: Der Papst ist zur Führung der Christen eingesetzt.

Eine solche Orientierung - so hat es die Geschichte der Menschheit längst bewiesen - ist eine unaufgebbare Notwendigkeit, wenn die Menschen nicht in die Gefahr geraten sollen, sich wie Schafe ohne Hirt zu verirren und zu zerstreuen. Die hierarchische Struktur der Kirche entspricht deshalb einer natürlichen Entfaltungsvoraussetzung des Menschen: Es gehört zu seiner Wesenheit, von Vorbildern zu lernen - im Hinschauen auf die, die ihm vorangehen, die einen Entfaltungsvorsprung haben. Diese Anlage des Menschen zur Hierarchie mündet in der von Gott bestimmten Funktion des Papsttums. Es ist deshalb ebenso unbillig wie dumm, die Demokratisierung der Kirche zu fordern, weil diese Hierarchie zu unserem Heil direkt von Gott (nicht von einer machtgierigen Kirche, wie oft unterstellt wird) eingerichtet worden ist.

Deshalb sind Menschen, die die Abschaffung des Papsttums im Sinn haben, nicht eigentlich Kirchenrevolutionäre, sondern Rebellen, die letztlich die Abschaffung Gottes im Schilde führen: Es kränkt sie, sich der göttlichen Autorität unterwerfen zu sollen. Sie fühlen sich in ihrer “Autonomie", in ihrer schrankenlosen Freiheit bedroht. Sie befürchten “Repression" erleiden zu müssen. Sie meinen, von der Instanz, die höher steht als sie selbst, womöglich eingeschränkt zu werden.

Dabei verkennen sie, daß ihnen die Entscheidung überlassen wird. Allerdings beinhaltet diese allein die Möglichkeit, sich trotzig und kleinkindhaft zum Ungehorsam oder klug und verantwortungsbewußt für den Gehorsam zu Gottes Vorgaben zu entscheiden, wie sie uns vom Stellvertreter Christi verdeutlicht werden.

Aber wo sich der Ungehorsam gegen Gott manifestiert, geschieht Sünde, und zwar in ihrem ganzen in der Genesis dargestellten Urausmaß. Deshalb können katholische Christen nicht genug danken - sowohl für die unumstößlich notwendige Einrichtung des Papsttums durch Jesus Christus, wie erst recht für die Päpste der jüngsten Vergangenheit von Johannes XXIII. über Paul VI. zu Johannes Paul II.

Als mit Hilfe naturwissenschaftlicher Erfindungen - von Kernspaltung bis zur Antibabypille - im vorigen Jahrhundert Grenzüberschreitungen großen Stils einsetzten, als mit der atheistischen Gleichheitsideologie à la Marx über die elektronischen Medien eine teuflische Generalverführung der Menschen zu anmaßender Beliebigkeit und Selbsterhöhung stattfand, verfaßte der Papst eine Reihe von Enzykliken, in denen er hellwach als die einzige Gegenkraft von Rang den Gehorsam für Gott anmahnte. Er nannte die Bedrohungen beim Namen und setzte die Orientierung am Glauben dagegen.

In einer Situation unserer Gesellschaft, in der die Zersetzungserscheinungen immer deutlicher sichtbar wurden, ohne daß die verblendeten Menschen die Gefahr erkannten, war es für mich geradezu eine Erleichterung, diese hellsichtigen Appelle aus dem Vatikan zu vernehmen. Denn als Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche ließ es sich vom Beginn der siebziger Jahre nicht übersehen, daß durch die Nichtbeachtung der Vorgaben Gottes die seelische Schwächung der jungen Generation enorm anwuchs.

Ich hatte deshalb zu publizieren begonnen, um mit Hilfe von Erfahrungwissenschaft zu warnen. Dann erlebte ich allerdings, mit wieviel Unverstand die weltlichen, ja, sogar innerkirchlichen Instanzen (besonders im evangelischen Lager) das abzuwehren suchten.

Christa Meves: "Da entdeckte ich die Stimme aus Rom"

In dieser Situation entdeckte ich die Stimme aus Rom, die die Wahrheit unverblümt aussprach. Von Stund an wußte ich, daß ich nicht allein gegen die bedrohliche Wetterwand einer zerstörerischen Ideologie unterwegs war. Ich fand Rückhalt und Stärkung durch die immer neuen Verlautbarungen, die sich in dem Maß bewahrheiteten und hell von der sich verdunkelnden Szene abhoben, wie die Verheerungen bedrohlich fortschritten.

Das führte mich zu einer immer stärkeren Beschäftigung mit der katholischen Glaubenslehre, zum Besuch von Messen und schließlich, vor 15 Jahren, zu meiner Konversion.

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